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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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erst sehe ich die Blutschrift auf dem Schreibpult vor mir. Ich glaube, es ist Conans Tisch. Ich habe ihn gestern dort neben Yannic arbeiten sehen. Mit roter Farbe hat der maskierte Mönch auf die Holzplatte gekritzelt:
    D U WIRST STERBEN
    Die Handschrift ist meiner sehr ähnlich – was soll das?
    Schnaubend schüttele ich den Kopf, verriegele die Türen, damit ich nicht mehr gestört werde, schlage den Folianten auf und beginne vom Vermächtnis des Satans zu lesen.

Yannic
Kapitel 14
    Im Kreuzgang
Kurz nach ein Uhr nachts
    Besorgt schaut Padric zwischen den Säulenreihen hindurch zum Himmel hinauf. »Solch einen Gewittersturm habe ich lange nicht mehr erlebt.«
    »Der Wind kommt von Nordwesten und drückt die Flut in die Bucht. Und wir haben Vollmond. Und damit Springtide. Ich glaube, wir werden eine gewaltige Sturmflut bekommen. Nicht mit dieser High Tide. Aber mit der nächsten.«
    »Du musst es ja wissen.« Mein Freund sieht mich von der Seite an. Es geht ihm besser, seit er dem ewigen Höllenfeuer entkommen ist – Gott sei’s gedankt, dass es nur eine kurze Vision war, ohne Erschöpfung und ohne Verletzungen. »Siehst müde aus, Yann«, meint er. »Warst du noch gar nicht im Bett?«
    »Ich hab Dudelsack gespielt. Ich musste nachdenken.«
    Er lehnt sich zurück und legt den Kopf gegen die Säule hinter ihm. »Du warst lange bei ihr.«
    »Wir hatten viel zu besprechen.«
    »Und?«
    Ich sehe ihn an. »Und was?«
    »Ach, komm schon, Yannic! Man kann dich wirklich keine fünf Minuten allein lassen.«
    »Sei nicht albern.«
    »Doch, im Ernst. Du hast dich in sie verguckt!«
    »So ein Unsinn!«
    »Ach ja? Du hast sie gestern sehr zuvorkommend empfangen.«
    Ich stöhne entnervt. »Lies nach in der Ordensregel, Padric, Kapitel 53: ›Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus. Die Brüder sollen ihnen voll dienstbereiter Liebe entgegeneilen. Nach dem gemeinsamen Gebet sollen sie als Zeichen der Gemeinschaft den Friedenskuss austauschen.‹ Nichts anderes habe ich getan!«
    »Friedenskuss, ha! Du hast sie auf die Lippen geküsst!«
    »Du doch auch, Padric! Du hast ihr doch auch den Frie …«
    »Ha! Und was war dann? Du hast sie berührt!«
    »Die Ordensregel gebietet, dass ich ihr die Füße wasche und dabei den Psalm ›O Herr, deine Barmherzigkeit haben wir …‹«
    »Du zitierst die Ordensregel? Das ist ja mal ganz was Neues! Die Füße, Yannic! Deine Hand lag aber auf ihrem Knie!«
    »O nein!«
    »O doch! Du hast dich in sie verliebt!«
    »Ach Quatsch.«
    »Doch, hast du. Robin hat’s auch gemerkt.«
    »Sieh mal einer an! Ihr redet wieder miteinander?«
    Padric grinst frech. »Wir lästern. Über dich. Über die langen Blicke, die du ihr während des Abendessens zugeworfen hast, obwohl doch die Regel fordert, dass du die Augen gesenkt halten sollst. Über die Art, wie du ihr den Becher Calvados gereicht hast – du hast sie dabei berührt, noch dazu absichtlich. Du hast es geradezu darauf angelegt. Und die Blumen, die du unten im Garten geschnitten hast! Ihrer Majestät der Königin hast du vor zwei Jahren keine Blumen gebracht …«
    »Padric!«
    »… aber in die warst du ja auch nicht verliebt.«
    »Sag mal, spinnst du? War mit deinen Coquilles Saint-Jacques was nicht in Ordnung? Oder hast du nur ein bisschen zu viel Calvados getrunken? Du bist ja völlig …«
    »Du empfindest etwas für sie, gib’s zu!«
    Ich zögere.
    Ich erinnere mich, wie sie mich angesehen hat, während sie meine Hand gehalten hat. Ihr Atem hat mein Gesicht gestreichelt, ganz sanft und warm, wie eine leise Brise. Ein Glühen wallt durch meinen Körper und erregt mich sanft, wie vorhin. Nicht dass ich mich nicht beherrschen könnte, wenn ich es wollte! Aber, ehrlich gesagt, habe ich es genossen, mit dem Feuer zu spielen. Es hat das Eis in mir zum Schmelzen gebracht, die raue Eisschicht, die seit Rozenns Tod mein Herz umschließt und vor weiteren Verletzungen schützt. Es hat sich gut angefühlt.
    Ich denke an ihren geschmeidigen Körper, den sie stählt für ihre Expeditionen nach Alexandria, Byzanz und Jerusalem. Sogar die Sahara wollte sie durchqueren, um nach Timbuktu zu gelangen. In jener Stadt mitten in der Wüste vermutet sie die Handschriften der verschollenen Bibliothek von Alexandria. Um sich auf diese Forschungsreise vorzubereiten, ist sie in den Bergen und Gletschern der Sierra Nevada oberhalb von Granada herumgeklettert. Alessandra ist eine Frau, die jeden Mann um den Verstand bringen kann … so oder

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