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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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so. Die einen hecheln ihr hinterher, haben feuchte Träume, verehren sie als Gelehrte, bewundern ihren Mut als Entdeckerin, rühmen ihren scharfen Intellekt, der dem ihres berühmten Vaters Fra Luca d’Ascoli in nichts nachsteht, achten sie als Vertraute von Papst Nikolaus, die als Contessa des Patrimonium Petri auf Wunsch Seiner Heiligkeit sogar an den Konsistoriumssitzungen der Kardinäle teilnimmt und neben ihrem Cousin sitzt, Prospero Kardinal Colonna. Die anderen hassen sie für ihr resolutes Auftreten, für ihren Einfluss und ihre Macht, beschimpfen sie als ›Päpstin‹ und als ›einzigen Mann im Vatikan‹ und versuchen, sie zu töten. Nein, Alessandra lässt niemanden unbeeindruckt …
    »Yannic?«
    Ich sehe ihn an. »Hör auf, Padric!«
    »Wem willst du dich anvertrauen, wenn nicht deinem besten Freund? Père Corentin? Der schubst dich mit einem gezielten Tritt hinunter in die tiefste Hölle. Fünf Verstöße gegen die Ordensregel an einem Abend, wenn nicht noch mehr! Das macht dir so schnell keiner nach, Yannic, ehrlich! Die nächste Kapitelversammlung bestreitest du ganz allein. Wir anderen werden gar nicht zu Wort kommen, um unsere Verfehlungen zu bekennen …«
    »Zieh dir die Decke über den Kopf, Padric, und schlaf noch ein bisschen. Bis zur Vigil ist es noch eine Stunde.«
    Aber dieser walisische Sturkopf lässt nicht locker: »Also: Bist du verliebt? Ja oder nein?«
    »Du nervst.«
    »Weißt du, was deinem glaubwürdigen Auftreten als Heiliger widerspricht, der jeder Versuchung widerstehen kann? Nein? Ich sag’s dir: Deine stürmische Affäre mit Rozenn, der Frau deines Bruders, in der Nacht nachdem du die beiden getraut hast. Und deine Tochter, diese niedliche kleine Rotznase, die keine Ahnung hat, dass ihr Onkel, den sie noch nie gesehen hat, ihr wirklicher Vater ist. Du warst seitdem nicht mehr zu Hause. Du wirst Katarin niemals sagen, dass du ihr Papa bist, nicht wahr?«
    Ich schüttele den Kopf. »Wozu sollte ich ihr und Pierric das antun? Die beiden kommen prima miteinander aus. Rozenn ist tot. Nur ich weiß, was damals geschehen ist. Und du.«
    Padric lässt mich nicht aus den Augen, als er versonnen nickt. Er weiß doch, dass ich niemals nach Hause auf meine Insel und zu meinem Leuchtturm zurückkehren werde. Ich könnte meinem Bruder und meiner Tochter vor Scham nicht in die Augen sehen. Und er weiß auch, dass ich Heimweh habe, wenn ich Dudelsack spiele. Und dass ich meine Tochter schon ganz gern kennenlernen würde. Und wenn’s nur von weitem wäre, ohne ihr zu gestehen, wer ich bin, ohne ihre Hand zu halten und ohne ihr zu sagen, was ich ihr für ihr Leben wünsche: Liebe ohne Leiden. Das, was ich nie hatte.
    Rozenn hat gewartet, dass ich eines Tages den Mut habe, zu ihr zurückzukommen. Aber das konnte ich nicht. Pierrics Brief erreichte mich schließlich auf dem Rückweg von Canterbury Abbey. Ich habe ihn Padric gezeigt, weil ich bei ihm Trost suchte. Er hat mir damals beigestanden. Während eines Sturms war Rozenn ins Meer hinausgeschwommen, bis die Kräfte sie verließen. Sie war einfach nicht mehr umgedreht. Sie fanden sie erst Tage später. Der Tod schien ihr der einzige Ausweg zu sein, nachdem sie alle Hoffnung aufgegeben hatte. Ihre Ehe mit Pierric muss die Hölle gewesen sein.
    Liebe ohne Leiden, das wünsche ich unserer Tochter von ganzem Herzen. Einen Menschen, der sie liebt und beschützt, der sie nie verlässt und der ihr niemals ihre Sehnsucht und ihre Träume entreißt. Nicht so einen eigensinnigen und erbarmungslosen Menschen wie ihren Vater, der in der Verwirrung seiner Gefühle glaubte, die Liebe zu Gott über die Liebe zu einer Frau stellen zu müssen. Und der Rozenn, die er von ganzem Herzen liebte, damit in den Tod trieb.
    »Tut mir leid«, murmelt Padric, der mich gerührt beobachtet hat. »Ich wusste nicht, dass es dir nach all den Jahren immer noch so nahe geht.«
    »Tut es.«
    »Du lebst immer noch mit Rozenn.«
    »Ja.«
    »Und benimmst dich manchmal wie ein Idiot.«
    Ich schnaufe.
    »’tschuldige.«
    »Ist schon gut.«
    »Sicher?«
    »Ja.«
    »Gut.« Padric legt mir die Hand auf die Schulter und drückt fest zu. »Also, um noch mal auf meine Frage zurückzukommen: Alessandra gefällt dir, stimmt’s? Du würdest sie gern mal mit zum Segeln nehmen. Deine Hitzeschübe kannst du dann ja im Meer abkühlen.«
    »Du Mistkerl!«
    Er haut mir auf die Schulter, schüttelt mich und lacht übermütig: »Ich hab dich auch gern, ehrlich! Bist ein Mordskerl, Yannic, ein

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