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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Bildrand: Saint-Michel, auf sein Flammenschwert gestützt, abwartend.
    Daneben der entsprechende Vers der Apokalypse: ›Und ich sah, als das Lamm eines von den sieben Siegeln öffnete, ein weißes Pferd, und der darauf saß, hatte einen Bogen. Und ihm wurde ein Siegeskranz gegeben, und er zog aus, um zu siegen. Und als das Lamm das zweite Siegel öffnete, sah ich ein anderes, ein feuerrotes Pferd. Und dem, der darauf saß, wurde gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen und die Menschen dahin zu bringen, dass sie einander schlachteten. Und ihm wurde ein großes Schwert gegeben.‹
    Die nächste Illustration zeigt das Zerbrechen des siebten Siegels. Engel in langen Gewändern, die ein wenig an die wallenden Kukullen der Benediktiner des Mont-Saint-Michel erinnern, die Flügel ausgebreitet, blasen in ihre Posaunen. Um sie herum der Text:
    ›Und als das Lamm das siebte Siegel öffnete, entstand ein Schweigen im Himmel. Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen. Und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben. Und ein anderer Engel stellte sich an den Altar. Er hatte ein goldenes Räuchergefäß. Und der Rauch des Weihrauchs stieg mit den Gebeten auf aus der Hand des Engels vor Gott. Und der Engel nahm das Räuchergefäß und füllte es mit dem Feuer des Altars und warf es auf die Erde. Und es geschahen Donner und Stimmen und Blitze und ein Erdbeben. Und die sieben Engel, die die sieben Posaunen hatten, machten sich bereit, um zu posaunen.‹
    Ich blättere weiter.
    Saint-Michel im Kampf mit Satan, mitten im wogenden Himmel oberhalb des schroffen Granitfelsens des Mont-Saint-Michel. Der Erzengel trägt einen goldenen Harnisch und hält sein glühendes Flammenschwert in der Hand. ›Und es entstand ein Kampf im Himmel: Der Erzengel Michael und seine Engel kämpften mit Satan, dem Verführer der Welt, der mit seinen Engeln auf die Erde geworfen wurde. Und sie haben ihn besiegt.‹
    Der unterlegene Satan stürzt aus dem Himmel, die fledermausartigen Flügel weit ausgebreitet. Doch er fällt immer schneller. Seine Flügel fangen Feuer. Als leuchtender Feuerball prallt er schließlich auf den Mont. Glutflüssige Lava spritzt hoch, die Erde öffnet sich zu einem tiefen Abgrund, in dem Satan versinkt, zusammen mit der zurückkehrenden Flut des Meeres. Dann schließt sich der Höllenschlund wieder. Ein letztes Brodeln von schäumendem Wasser. Dann ist es vorbei.
    Eindrucksvolle Darstellung, ganz ehrlich!
    Aber das nächste Bild verblüfft mich noch mehr.
    Johannes, der Verfasser der Apokalypse, erblickt das himmlische Jerusalem. Das Neue Jerusalem soll entstehen, nachdem Himmel und Erde am Ende der Zeit vernichtet worden sind. Ein Symbol für Hoffnung und Erlösung. Doch Johannes erblickt die Vision nicht auf den Wolken des Himmels oder schemenhaft am fernen Horizont! Die Silhouette gleicht verblüffend dem einzigartigen Schattenriss des Mont-Saint-Michel als Säule des Himmels! Mit einem Unterschied: der eingestürzte Chor der Abteikirche ist wiederaufgebaut. Jetzt wird’s interessant!
    Die nächste Darstellung kommt mir bekannt vor. Saint-Michel, der Sieger des endzeitlichen Kampfes, beugt sich über Aubert und rammt ihm seinen Flammenfinger in den Schädel, um seiner Hoffnung auf ein Heiligtum auf dem Mont Nachdruck zu verleihen.
    Weiter!
    Die Abbaye du Mont-Saint-Michel ist errichtet – im Jahr 999, als dieser Kodex entstand, zuerst nur ein kleines Sanktuarium auf dem Gipfel des Mont, wo heute die Krypta Notre-Dame-sous-Terre liegt. Keine gewaltige Abteikirche, keine großartige Merveille, die viel später errichtet wurde, kein Dorf am Abhang des schroffen, nur von einigen Büschen bewachsenen Felsens. Saint-Michel in purpurnem Mantel, mit ausgebreiteten Engelsflügeln und seinem Flammenschwert in der Hand, von dem noch das Blut des Satans tropft, übergibt Aubert die satanische Reliquie. Zumindest besagt das der umgebende Text. Von einem Testament des Satans finde ich in dem Bild keine Spur. Ebenso wenig von einem Schrein, der mit Blei ausgekleidet wurde.
    Nur Saint-Michel, Bischof Aubert und das Sanktuarium in der Felsengrotte, aus der die keltischen Menhire entfernt wurden. Sonst nichts. Kein Kodex, weder aus Pergament noch aus jenem strahlenden Metall, das Tod und Verderben bringt – vermutlich die geheimnisvolle Krankheit, an der die Hüter der Lade leiden. Und auch kein Blutkelch als Gegenstück zum Heiligen Gral, dem Symbol der Erlösung durch das Blut.
    Der Assassino ist ebenso sterbenskrank, wie es jener

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