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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Wenn das erst der Anfang ist, wie wird dann erst das Ende aussehen?
    Ich zögere. Ich habe das seltsame Gefühl, dass ich nicht mehr allein bin. Dass jemand in der Nähe ist und mich beobachtet.
    Im dichten Nebel spähe ich blinzelnd um mich. Hinter der Krypta liegt der Gang fast vollständig im Dunkeln. Durch das hohe Fenster am Ende des Aufgangs flackert nur das grelle Lohen der Blitze herein.
    Niemand ist zu sehen, weder vor mir noch hinter mir. Und doch spüre ich es: etwas Bedrohliches, Gewalttätiges, Böses.

Alessandra
Kapitel 25
    Im verwilderten Klostergarten der Merveille
Viertel vor zwei Uhr nachts
    An die Brüstung gelehnt spähe ich hinunter – so wie der andere, der die Bewegung über sich bemerkt hat, intuitiv zu mir heraufblickt. Es ist Conan.
    Ein erstickter Schrei entringt sich seiner Kehle. Sein Blick wirkt gehetzt und panisch, die Augen sind weit aufgerissen, sein schweißnasses Gesicht ist blutüberströmt und bleich wie ein Totenschädel.
    Ein eisiger Schauer rieselt mir über den Rücken – und ihm wohl auch. Denn er wirbelt jäh herum und stürmt mit wehender Kukulle die Stufen wieder hinunter und schlittert unten um die Brüstung herum. Immer wieder dreht er sich um, als hätte er panische Angst vor irgendetwas, das ihn verfolgt und ihm nach dem Leben trachtet. Dann hetzt er durch den Hof und verschwindet aus meinem Blickfeld. Das Portal des Almosensaals knallt hinter ihm zu.
    Ich warte ab, doch nichts geschieht. Keine Schritte, keine Schreie, nur Stille.
    Tief durchatmend lehne ich mich gegen die Brüstung. Die Quaddeln, die die Haare der Nesseln verursacht haben, brennen entsetzlich.
    Wieso ich in diesem Augenblick nach oben blicke und die Seile an den Baugerüsten beobachte, die lose in den Böen flattern – keine Ahnung. Ist ja auch egal, denn plötzlich glaube ich zu wissen, wo Vittorino begraben ist!
    Also zurück durch das Dickicht, über das Gartentor und eine schwankende Leiter hinauf zum Chor! Von dort wage ich einen Blick nach unten: keine Spur von Yvain und Abelard.
    Ich wende mich um. Die schlanken Strebepfeiler des Chors, die den Rand der Plattform säumen, erheben sich wie Wächter der Kirche. Über mir ragt der wuchtige Kirchturm auf, in den vorhin der Blitz eingeschlagen hat.
    Guillaume hat mir vor meiner Abreise voller Begeisterung die Baupläne gezeigt. »Noch ist nicht viel zu sehen, da habt Ihr recht, Alessandra. Aber der neue Chor wird so schön wie die Sainte-Chapelle in Paris.« Das sagte der stolze Abt – der ehrgeizige Kardinal, der das nächste Konklave als Papst verlassen will. Doch wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal wieder heraus … Dieses römische Sprüchlein kennt mein Cousin Prospero, dem im letzten Wahlgang nur zwei Stimmen fehlten, nur zu gut.
    Die Plattform, die in einigen Jahren der Altarraum der Abteikirche werden soll, steht voller behauener Steine, Kisten mit Werkzeugen und Seilen, Brettern für Gerüste, Schubkarren, einem Tisch, an dem vermutlich der Baumeister arbeitet, einem Hebekran.
    Die Baustelle erinnert mich ein wenig an jene des Florentiner Doms, wo Filippo Brunelleschi vor einigen Jahren die große Kuppel errichtete. Als ich während der Reise zum Mont in meinem Palazzo in Florenz übernachtete, konnte ich sehen, dass Maestro Filippo während meiner zweijährigen Abwesenheit in Granada die Laterne aus weißem Marmor auf die gewaltige Kuppel gesetzt hat. Vor zehn Jahren, während des Unionskonzils in Florenz, als der römische Papst und der byzantinische Kaiser über die Kirchenunion verhandelten, war die Kuppel noch unvollendet. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich in jener Nacht dort oben auf dem Rand des Oculus stand und in den offenen Altarraum hinabstarrte. Der Assassino im schwarzen Benediktinerhabit war keine drei Schritte entfernt. Kardinal Vitelleschi hatte meinem Sekretär Caedmon befohlen, nach meinem Vater nun auch mich zu ermorden. Ich habe den Todessprung gewagt, habe das Seil des Hebekrans gepackt und mich in die Tiefe gestürzt.
    Damals lebte Niketas noch, der Bruder des Kaisers von Byzanz. Bevor ich Yared in Jerusalem kennenlernte, war Niketas meine erste große Liebe. Er war ein Mönch, ein Erzbischof, ein Metropolit, einer der höchsten Würdenträger der byzantinischen Kirche. Seine Ehrentitulatur war länger als die des römischen Papstes. Er sollte der erste Kardinal der vereinigten katholisch-orthodoxen Kirche werden, vielleicht sogar der nächste Papst. Seit Yared tot ist, muss ich oft an

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