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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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hatte den Darm zu einem Pentagramm geformt, das beim Entkleiden ein wenig verrutscht ist, dass aber immer noch von der Brust bis zu den Genitalien reicht. Im Licht der Fackeln scheinen sich die blutverschmierten Darmwindungen zu bewegen, übereinanderzugleiten und sich ineinander zu verschlingen wie Schlangen in einem Nest. Ekelhaft. Und erschreckend. Denn Tote bluten nicht. Conan lebte also noch, als ihm das angetan wurde.
    Beängstigend, wozu Menschen fähig sind!, denke ich wütend und verbittert zugleich. Und das soll ich getan haben? Corentin ist noch perfider als die Inquisitoren in Rom, die eine Satansmesse im Pantheon für mich inszeniert und meinen Kater geschlachtet haben, um ihn auf den Blutaltar zu legen. Ein rotes Buch mit meinem Teufelspakt, darunter mein Name in Blut, ein Thron für Satan vor dem Altar, ein Stapel Grimoires, ein weißes Priestergewand, Hunderte von Kerzen, Weihrauch, Blut, der ganze Hokuspokus. Corentin geht noch weiter als die Inquisitoren, um mich in die Knie zu zwingen, noch viel weiter. Er würde mich persönlich bis zum Höllentor geleiten und die Stufen hinunterstoßen. Gott verfluche ihn!
    Ich stehe auf und blicke auf Conan hinunter. Dann nehme ich die Kukulle aus schwarzem Wollstoff und breite sie wie ein Leichentuch über ihn.
    Nun zu den Spuren. Ich trete einen Schritt zurück und betrachte das Sigillum und die Blutschrift zu Conans Füßen. ›Hoc arcanum sacerdotis sub luna et sol opus satanae est sic decem qui mihi per …‹
    Das war’s, der Rest ist unleserlich. Schwer zu sagen, wie viele Buchstaben Yannic und Robin verwischen konnten, bevor die anderen kamen.
    Ich blicke zu Yannic hinüber. Er steht am Abgrund, dreht mir den Rücken zu und starrt aufs Meer hinaus. Weint er noch um seinen Freund, den er hätte retten können?
    »Die Blutschrift scheint ein Anagramm zu sein.«
    Père Yvain nickt. »Das hat Père Yann auch schon vermutet.«
    Erneut lese ich den Text. »Und? Was bedeutet es?«
    »Das würden wir gern von Euch wissen.«
    »Irgendwelche Vorschläge?«
    »Nur verschiedene mehr oder weniger absurde Satzkonstruktionen, bei denen jedoch immer Buchstaben übrig blieben, die also nicht die Lösung sein konnten.«
    »Ich würde sie gern hören.«
    »Frère Aimery, würdet Ihr der Contessa Colonna Euren Vorschlag vortragen?«
    »Ja, Pater Prior«, ächzt er mit belegter Stimme, fährt sich mit dem Ärmel über den Mund und taumelt herüber. Sein Gesicht ist schweißüberströmt. Er räuspert sich. »Aus den Buchstaben lassen sich die Worte ›Deus Satanas Lucifer‹ bilden.«
    »Die Dreifaltigkeit der Luciferianer.«
    »Genau«, nickt Aimery.
    »Frère Thierry!«, ruft der Prior den Nächsten auf.
    Der Frater hebt sein Schreibtäfelchen und liest vor: »Secretum secretorum sub ara occulta … Das Geheimnis der Geheimnisse unter dem verborgenen Altar.«
    »Frère Padric!«
    »Pater Prior?«
    »Euer Vorschlag!«, erinnert ihn Père Yvain sichtlich genervt.
    Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass Yannic die Schultern hochzieht und sich zu mir umdreht.
    Padric, der das ebenfalls bemerkt hat, druckst herum.
    »Was ist?«
    »Hab’s verschusselt …«
    »Wie war das?«
    »Ich hab das Täfelchen abgewischt, als mein Vorschlag verworfen wurde«, nuschelt Padric. »Ich hab’s vergessen!«
    »Das darf doch nicht wahr sein!«
    Lucien hebt die Hand, schnipst mit den Fingern und hopst dabei herum wie ein Sechsjähriger, der es nur noch mit knapper Not bis zu den Latrinen schaffen kann. »Ich weiß, was du gesagt hast, Padric, ich weiß es.«
    Der Prior dreht sich zu ihm um. »Raus damit!«
    »Hocuspocus meum et hicus …«
    Yvain verdreht entnervt die Augen. »Père Lucien!«
    »Ja, Pater Prior?«
    »Haltet die Klappe!«
    »Ja, Pater Prior«, murmelt Lucien enttäuscht.
    »Und lernt endlich Latein! Da kriegt man ja das kalte Grausen.«
    »Ja, Pater Prior. Yannic … ich meine Père Yann hat schon versucht, es mir beizubringen. Wir hatten richtig viel Spaß dabei. Und wir haben viel gelacht. Aber …«
    »Seid still!«
    Trotz ihrer Anspannung beginnen einige Fratres zu kichern.
    »Ja, Pater Prior. Ich will nur noch sagen, dass es nicht Yannics … ich meine Père Yanns Schuld ist, dass ich …«
    »Ruhe!«
    Das Gelächter wird lauter und ausgelassener.
    »Ja, Pater Prior«, nuschelt Lucien, woraufhin sich die ersten Fratres prustend abwenden und sich die Tränen aus den Augenwinkeln wischen. »Yannic … ich meine Père Yann hat sich wirklich Mühe gegeben, aber irgendwann hat

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