Das Teufelskind
rasch zurückgelegt hatten. Der Boden war sumpfig geworden. Fast bis zu den Knöcheln sanken sie ein. Es schmatzte jedesmal, wenn sie einen Fuß wieder aus dem Boden zogen. Dann rann bräunliches Wasser in den hinterlassenen Abdruck.
Die Dunkelheit war ihr Beschützer. Niemand sah die beiden Frauen mit der makabren Last, als sie in den Schilfgürtel hineingingen, die harten Rohre knickten und die feuchten Bohlen eines Stegs vor sich sahen, der in den See hineinstach.
In der Nähe dümpelte auch das Boot.
Mit einer Leine war es am Steg befestigt. Der über das Wasser streichende Wind ließ die Wellen bis an das Ufer rollen, und sie spielten auch mit dem Kahn.
Er war groß genug um die beiden Frauen und auch den Sarg aufnehmen zu können.
Jane Collins stieg zuerst ein. Martha schob den Sarg nach, dann kletterte auch sie ins Boot, und Lydia, das Teufelskind, machte den Abschluß.
Dunst lag über dem See. Die Insel war nicht zu erkennen. Wie ein dunkler Sack lag die Finsternis über dem Wasser, dazwischen bewegten sich die grauen Nebelschleier, als wollten sie alles Fremde überdecken und Gefahren unsichtbar werden lassen.
»Kannst du rudern?« fragte Jane.
Martha hob die knochigen Schultern. »Ich habe es noch nie versucht«, gab sie ehrlich zu.
»Dann wirst du es lernen.« Jane Collins hatte bereits die Ruderstangen gepackt. Sie saß am Heck des Bootes auf einer schmalen Bank Martha mußte sich neben sie setzen und die zweite Ruderstange greifen, während sich Lydia näher am Bug aufhielt.
Zwischen ihnen stand der weiße Sarg.
Als sie die Ruderblätter auf Janes Zeichen hin ins Wasser stachen, hörten sie aus dem Sarg ein leises Wimmern. Für Jane Collins ein Anlaß, teuflisch zu grinsen…
***
Mandra Korab in London!
Nur einfach so - oder hatte er einen Grund? Diese Frage beschäftigte mich, und ich bekam bald darauf von meinem indischen Freund die entsprechenden Antwort.
Zu Sheila, Bill, Nadine und mir hatten sich Suko und Mandra gesellt. Wir standen neben dem Bentley und erfuhren von unserem indischen Freund eine unwahrscheinliche Geschichte.
Sieben Dolche für den Teufel!
So hätte man sie überschreiben können, und Mandra berichtete in wenigen Worten, was ihm diese Waffen »gesagt« hatten.
»Aber wieso konnten sie auf ein Ereignis in London hinweisen?« fragte ich.
Der Inder nickte. »John, das gleiche habe ich mich auch gefragt, habe lange überlegt und nachgeschlagen. Ich bin zu einem Ergebnis gekommen, Freunde.«
Wir starrten ihn gebannt an und warteten auf eine Antwort. Mandra ließ sich auch keine Zeit damit, er sagte: »Diese sieben Dolche, die ich besitze, sind nicht die einzigen. Es gibt noch einmal sieben davon.«
»Wo?« fragte Bill.
»Sie müssen sich in den Händen des Teufels befunden haben«, erklärte Mandra.
»Befunden haben?« fragte ich, wobei ich besonders Gewicht auf das letzte Wort legte.
»Ja, denn diese Dolche sind etwas Besonderes. Man kann sie als Opferwaffen bezeichnen oder als magische Ritualwaffen. Wer damit getötet wird, gehört dem Teufel.«
Sheilas Blick wurde starr. Ihre Stimme klang tonlos, als sie Mandra unterbrach. »Und du glaubst, daß man Johnny damit töten will?«
Mandra nickte. »Wir müssen davon ausgehen, Sheila. So leid es mir tut. Nun hatte ich das Glück, eine Warnung zu bekommen. Leider wußte ich nicht genau, wer gemeint war. Es war mir nur bekannt, wo es stattfinden sollte. London hieß das Ziel. Aus diesem Grunde bin ich gekommen und hoffe, daß wir nicht zu spät dran sind.«
Ich kam noch einmal auf die Dolche zu sprechen. »Wenn die andere Seite sieben hat, und wir besitzen sieben, dann sind es insgesamt vierzehn Waffen.«
»Richtig« Mandra nickte.
»Fragt sich nur, welche stärker sind. Die des Satans oder unsere?«
Es war mir sehr wichtig, dies zu erfahren. Daß Mandras Dolche eine gewisse Kraft besaßen, das hatte ich gesehen, als wir am Ufer des Ganges damals die unheimlichen Diener der Todesgöttin bekämpften. Jetzt kam es drauf an, ob sie auch in der Lage waren, den Satan zu stoppen.
Der Inder hatte meine Frage nicht vergessen. Aber er hob die Schultern. Für uns ein Beweis, daß auch er sich nicht sicher war. »Die Dolche sind stark«, erklärte er, »die anderen ebenfalls. Ich hoffe nur, daß die eine Wirkung die andere aufhebt.«
Das hofften wir wohl alle. Ich hätte gern mehr über Mandras geheimnisvolle Dolche erfahren, jetzt war nicht die Zeit, denn wir mußten uns beeilen.
Eigentlich war alles klar. Bis auf
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