Das Teufelskind
steht bereit.«
»Und die anderen?«
»Warten schon!«
»Kannst du nicht deine Hexenkräfte einsetzen, um leichter über das Wasser zu gelangen?«
»Nein, ich bin die Schülerin. Wikka ist stärker. Nur sie könnte es schaffen, aber wir brauchen es nicht Unser Boot wartet, im Schloß ist alles vorbereitet. Nichts, aber auch gar nichts wird uns mehr stören, darauf kannst du dich verlassen Und jetzt fahre zum Ufer hinunter, da kannst du den Wagen stehenlassen.«
»Wie du willst.« Martha drehte am Lenkrad. Sie schlug es nach rechts ein, der Wagen verließ den schmalen Pfad und glitt mehr rutschend als fahrend dem Ufer zu, wo ein dichter Schilfgürtel wuchs.
»Halt an!« befahl Jane.
Martha stoppte. Gleichzeitig drehte sie das Lenkrad nach links, so daß der R4 parallel zum Seeufer hin zum Stehen kam. Die beiden Frauen öffneten die Tür. Lydia rutschte als erste von Janes Knien und stieg aus. Sie lief sofort um den Wagen herum. An der Ladetür blieb sie stehen. Sie selbst besaß keinen Schlüssel und wartete auf die beiden Frauen. Martha schloß auf, während Jane neben ihr stehenblieb und zuschaute. Der Wind spielte mit ihrem schwarzen Gewand. Er bauschte es auf wie einen luftgefüllten Beutel.
Martha bückte sich noch tiefer. Sie packte den Sarg mit beiden Händen und zog ihn zu sich heran. Jane griff auch zu. Gemeinsam hievten sie den weißen Sarg aus dem Wagen und stellten ihn auf die Erde, während das Teufelskind zuschaute.
»Wo ist das Boot?« fragte Martha mit zitternder Stimme. Sie stand unter Strom. Jetzt, wo es fast soweit war, hatte auch sie die Erregung gepackt.
Jane Collins winkte ab. »Nicht so hastig. Zuerst möchte ich ihn einmal sehen.«
»Den Jungen?«
»Ja.«
Martha Sidomas war überrascht, sagte jedoch nichts weiter, hatte auch keine Einwände, sondern nickte und bückte sich, um den kleinen Kindersarg zu öffnen.
Jane selbst hob den Deckel ab.
Im nächsten Augenblick stieß sie ein irres Gelächter aus, als sie den Jungen sah, der im Sarg lag.
Auch der kleine Johnny hatte bemerkt, daß sich einiges änderte. Die Fahrt hatte er relativ gut überstanden. Durch die Luftlöcher bekam er genügend Sauerstoff, jetzt, als der Deckel abgehoben worden war, riß er die Augen auf, und er schaute in zwei bekannte Gesichter, von denen eines Jane Collins gehörte.
Und plötzlich bekam Johnny wieder Hoffnung. Zuerst hatte er die Gesichter nur wie durch einen Schleier gesehen. Nun erkannte er, daß er sich nicht täuschte. Das war tatsächlich Jane, die neben dem Sarg stand und auf ihn hinabschaute.
Johnny versuchte zu lächeln. Wenn Tante Jane da war, dann konnte alles nicht so schlimm sein, und er flüsterte mit kaum verständlicher Stimme: »Tante Jane…«
Sie beugte sich über den Sarg wobei sie sich mit beiden Händen auf dem Rand abstützte. »Ja, mein Kleiner, ich bin es.«
»Bitte, Tante Jane, hilf mir. Ich…«
Das Lachen der ehemaligen Detektivin klang hoch und schrill. »Ich soll dir helfen, Kleiner? Wie soll ich dir helfen?«
»Ich will hier raus, Tante Jane. Die sind alle böse, die…« Johnnys Stimme erstickte in einem Weinen.
Seine Eltern hatten ihm nichts von Jane Collins' Veränderung berichtet. Er kannte Jane noch als Detektivin und glaubte, daß sie nach wie vor zu den Freunden seiner Eltern zählte.
Ein Irrtum, wie ihm Jane auf drastische Art und Weise klarmachte. Sie löste eine Hand und ballte sie zur Faust, die sie dicht vor das Gesicht des Jungen hielt. »Dir wird geholfen, Kleiner. Sogar sehr, denn die Hexen warten auf dich. Die Hexen und die Dolche, mit denen du dem Teufel geopfert wirst. Du, Johnny Conolly, bist der zweite in der Reihe. Wir kriegen sie alle aus dem Sinclair-Team - alle! Hast du verstanden?«
Ja, Johnny hatte verstanden, aber nicht begriffen. Er konnte es einfach nicht fassen, er war noch zu klein, die Zusammenhänge brachte er nicht zusammen.
»Tante Jane, ich…«
»Schließ den Deckel!« befahl die Hexe mit eiskalter Stimme. »Los, mach schon!«
Martha nickte. Lydia half ihr dabei, das Oberteil auf der unteren Hälfte des Sargs zu befestigen.
Jane Collins nickte zufrieden. Genau so hatte sie es haben wollen. Und sie lächelte hinterlistig als sie wieder an den Kleinen dachte. Der würde sich wundern.
»Und jetzt zum Boot«, sagte sie, wobei sie sich bückte und das Unterteil des Sargs hochhob.
Martha nahm die andere Seite. Gemeinsam trugen sie ihn weg. Sie schleppten die Totenkiste zum Seeufer. Es waren nur ein paar Schritte, die sie
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