Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
war jedoch viel mehr an dem Mechanismus der Maschine interessiert gewesen als am eigentlichen Nähen. Die Kleidung, die seine Mutter für
ihn geschneidert hatte, saß zwar immer perfekt, aber viel lieber hatte er die Hemden und Hosen getragen, die sein Vater in einem richtigen Geschäft kaufte.
    Aber wer hätte je gedacht - am allerwenigsten Farrooq Al-Harbi selbst -, von welchem Nutzen die Stunden einmal sein würden, die er damit zugebracht hatte, seiner Mutter beim Nähen zuzusehen.
    Als die sechs Taschen fest in den seitlichen Säumen der Ministrantenröcke angebracht waren, sperrte Al-Harbi den einzigen Schrank in seinem winzigen Apartment auf und nahm das halbe Kilo C4-Plastiksprengstoff heraus, das ihm sein Bruder erst gestern gebracht hatte. Ehrfürchtig hielt er den hochexplosiven Sprengstoff in den Händen und hob diese dann wie zu einem Gebet.
    »Gott zum Ruhme«, flüsterte er.
    Dann setzte er sich wieder an seine Nähmaschine und wickelte das viereckige Stück Plastikmasse aus. Sorgfältig markierte er drei gleich große Stücke mit dem Fingernagel und teilte diese dann noch einmal in zwei Hälften, so dass er sechs gleich große Stücke erhielt. Langsam und mit geübten Bewegungen von Daumen und Zeigefinger knipste er kleine Stücke der grauen Masse ab, rollte sie zu Kugeln, die etwas weniger als drei Zentimeter im Durchmesser maßen, und steckte diese in die erste Tasche. Als ein Sechstel des Sprengstoffs in der Tasche verschwunden war, drückte Farrooq diese behutsam, um die Kugeln zu einer homogenen Masse zu pressen.
    Danach folgten die kleine Sprengkapsel und die Batterien, mit denen sie mittels eines Drahts verbunden war, sowie der Zünder - alles von jemandem zusammengebaut, der in diesen Dingen sehr viel erfahrener war als Farrooq.

    Er musste sich nur genau an die Anweisungen halten, die man ihm gegeben hatte.
    Zum Schluss brauchte er nur noch den Draht durch die Ärmelnaht zu den Manschetten zu ziehen, wo er den Auslöseknopf annähen würde, für die Ministranten bequem zu erreichen.
    Als alle drei Gewänder präpariert waren - verkabelt und mit jeweils zwei Sprengstoff-Sets bestückt -, in Seidenpapier eingeschlagen und wieder in ihren originalen Schachteln verpackt, stieß Farrooq einen erleichterten Seufzer aus.
    Das würde ein sehr dramatisches Hochamt werden.
    Eines, wie es Boston noch nie erlebt hatte.
    Und überall auf der Welt würden Katholiken diese Messe an den Bildschirmen verfolgen und dabei die Rache Allahs erfahren.
    Für ihn jedoch und für seinen Bruder hatte das Schicksal des Papstes eine sehr viel persönlichere Bedeutung. Alles, was die Kirche seiner Familie angetan hatte, würde dadurch gesühnt werden - und sein Bruder und er endlich Frieden finden.
    Farrooq schaltete das Licht über seiner Nähmaschine aus und drehte den Kopf nach rechts und links, um die Verspannungen im Nacken ein wenig zu lockern. Er hatte die ganze Nacht durchgearbeitet, und damit war das Projekt nahezu beendet. Er musste nur noch die Messgewänder abliefern und vorführen, wie der Sprengmechanismus funktionierte. Sobald das geschehen war, lag der Rest allein in Allahs Hand.
    Er machte den Kühlschrank auf und blinzelte gegen die grelle Innenbeleuchtung an. Die Fächer waren alle leer bis auf einen in Folie eingeschweißten Sechserpack Mineralwasser. Er löste eine Flasche aus der Verpackung,
schraubte sie auf und leerte sie mit einem einzigen langen Schluck. Anschließend streckte Farrooq sich auf dem Fußboden aus, um seine schmerzenden Muskeln zu entlasten. Draußen, vor den geschlossenen Jalousien brach der Morgen an. Er wollte sich nur für einen Moment ausruhen, vor dem Morgengebet. Er schloss die Augen und kostete das Gefühl der Zufriedenheit aus, gute Arbeit geleistet zu haben.
    Gute Arbeit für Allah.
    Alles Übrige oblag jetzt seinem Bruder, der die Mission zu Ende führen würde.

50
    Ryan schaute in das klaffende Maul der Hölle.
    Überall sah er vielfarbige, spitze, messerscharfe und hochgiftige Klingen aufragen. Mit einem gewaltigen Satz könnte er über sie hinweg in die Freiheit springen, aber sie rückten mit jedem Atemzug näher. Ihm fehlte der Platz, um richtig Anlauf nehmen zu können, denn diese todbringenden Klingen umringten ihn. Schlimmer noch, sie fingen an, in seine Schuhe zu schneiden, vorne, wo die Zehen waren. Unmöglich, ihnen zu entkommen. Binnen kurzem würden sie seine Füße abgeschnitten haben, dann würde er umfallen, und diese Klingen konnten ihn in aller Ruhe in

Weitere Kostenlose Bücher