Das Teufelslabyrinth
Ereignisses spekuliert hatte.
Wenn der Priester nämlich tatsächlich das vollbracht hatte, was der Papst inzwischen als sicher betrachtete, könnte dies ein Meilenstein in der Geschichte der katholischen Kirche sein, das wichtigste Ereignis seit dem Verlust der rituellen Formel vor Hunderten von Jahren.
So diese überhaupt jemals existiert hatte.
Was mit ein Grund dafür war, weshalb den Papst auch nach dem Betrachten des letzten Clips noch Zweifel
plagten. Denn es war ja nicht nur eine unumstößliche Tatsache, dass bisher niemand Quellen, die auf diesen uralten Ritus der Teufelsanrufung verwiesen, hatte finden können. Nein, mehr noch, seit Jahrhunderten suchten Gelehrte vergebens nach einem Beweis, dass dieser Ritus überhaupt je existiert hatte. Wissenschaftler stöberten seit Jahren weltweit in allen Kirchenarchiven, in Klosterbibliotheken und Sammlungen.
Bisher ohne jeden Erfolg.
Wie konnte es also einem Priester aus Indiana in den Vereinigten Staaten gelungen sein, die Antwort auf diese Fragen zu finden?
Das war schlicht und einfach unwahrscheinlich.
Und dennoch, angesichts dieses letzten Videos aus Boston hatten sich die Zweifel des Papstes vollkommen zerstreut. Er hatte mit angesehen, wie Sloane das Böse angerufen hatte, das in der Seele eines jeden Menschen wohnt, und sehr viel mehr erreicht hatte, als es nur aus dem Körper des Jungen zu verbannen.
Das war kein gewöhnlicher Exorzismus gewesen, wie Morisco glaubte. Und der Papst war sich ziemlich sicher, dass auch die Helfer des Priesters glaubten, einer gewöhnlichen Teufelsaustreibung beizuwohnen.
Aber der Papst wusste es besser.
Und Sloane ebenfalls. Er trieb das Böse nicht nur aus.
Er zähmte es, brachte es unter seine Kontrolle.
Ordnete es seinem Willen unter.
Und dieses Video zeigte ganz deutlich, dass der Priester sehr genau wusste, was er da tat.
»Eure Heiligkeit?«
Der Papst blickte hoch und sah Morisco, der beinahe ängstlich auf seinen Kommentar wartete.
Anfangs war er noch unentschlossen, doch dann durchfuhr ihn Gewissheit. »Wir sollten umgehend nach Boston reisen«, erklärte er und tat so, als bemerkte er Moriscos völlig schockierte Miene nicht. »Boston sollte die erste Station unserer Reise sein. Ein kurzer Zwischenstopp. Ohne Pomp und Fanfaren. Eine private Messe für die Schüler der St. Isaac’s, mehr nicht.«
Morisco starrte den Papst völlig entgeistert an, doch der ignorierte ihn weiterhin.
»Das ist alles, Guillermo. Ich werde mich mit diesem Priester treffen, der diesen Exorzismus vorgenommen hat. Anschließend führen wir die Reise fort wie geplant. Nun, vielleicht legen wir auf dem Rückweg noch einmal einen kurzen Stopp in Boston ein.«
»Aber Eure Heiligkeit …« Morisco fehlten die Worte.
»Danke, Guillermo«, sagte der Papst und erhob sich aus seinem Sessel.
»Sie machen sich keine Vorstellung, wie wichtig das für uns alle sein kann.« Damit ließ der Papst den fassungslosen Kardinal zurück und machte sich auf den Weg zu seinen privaten Gemächern.
Und wie immer öffnete sich die Tür, noch ehe er die Hand auf die Klinke gelegt hatte.
52
Matt McCain hatte Krankenhäuser noch nie gemocht. Er hatte sie damals nicht gemocht, als er zehn war und sein kleiner Bruder in einem gestorben war, und dieses hier mochte er auch nicht. Diesen erbsengrün gestrichenen Flur mit dem abgetretenen Linoleumboden entlangzugehen vermittelte ihm das Gefühl, am ganzen Körper zu kleben, obwohl er vor noch nicht einmal einer Stunde geduscht hatte. Aber seine eigenen Gefühle spielten keine Rolle - er hatte seinen Job zu tun. Im Schwesternzimmer der dritten Etage zückte er seine Dienstmarke. »Wir möchten zu Teri McIntyre«, sagte er.
Die Stationsschwester legte nachdenklich die Stirn in Falten, tippte etwas in ihren Computer und sah dann besorgt zu ihm hoch. »Sie ist noch nicht wieder bei Bewusstsein.« Ihr Blick wechselte von McCain zu Steve Morgan und wieder zurück zu McCain. »Falls Sie sich Sorgen machen, dass sie versuchen könnte, das Krankenhaus zu verlassen, so kann ich Ihnen versichern, dass das nicht passieren wird. Wenn sie überhaupt ihr Zimmer verlässt, dann nur, um in den OP geschoben zu werden, und vor einer Stunde war sie für eine Operation noch nicht stabil genug.«
»Wer ist ihr behandelnder Arzt?«, erkundigte sich Steve Morgan.
»Dr. Conover. Neurochirurg.«
»Ist er auf Station?«
»Ich kann ihn anpiepsen.«
Morgan suchte McCains Blick, doch der wiegelte ab. »Wer ist als ihr
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