Das Teufelslabyrinth
Sofia
Capelli, Melody Hunt und Ryan McIntyre -, die eigens vom Vatikan ausgesucht worden waren, um bei der Messe des Heiligen Vaters zu ministrieren. »Morgen früh«, erklärte er den übrigen Schülern, während diese ihre Plätze einnahmen, »wird man euch neue Schuluniformen aushändigen, und ihr werdet zusehen, dass ihr diese auf dem Weg von der Schule bis hierher weder schmutzig macht noch verknittert. Ist das klar?« Er sah, dass die Reporterin von Channel 5 ihm lauschte und sich Notizen machte, und wünschte sich plötzlich, dass er etwas Wichtigeres zu verkünden hätte, als das Sauberhalten von Schuluniformen einzufordern, aber ihm fiel auf die Schnelle nichts ein. »Wenn die Messe vorüber ist, werden wir auf demselben Weg in die Schule zurückkehren, auf dem wir gekommen sind, und wenn wir dort eintreffen, wird Seine Heiligkeit uns alle in einer ganz privaten Zeremonie segnen.« Als die jüngeren Kinder aufgeregt zu flüstern begannen und die Älteren sich alle Mühe gaben, angesichts einer Privataudienz des Papstes eine blasierte Miene zu bewahren, wandte sich Pater Laughlin den drei Schülern zu, die sich um Pater Sebastian scharten.
Obwohl es ihm nicht anstand, die Wahl des Vatikans zu kritisieren, fragte sich Pater Laughlin dennoch, ob diese Entscheidung so weise war. Gut, das hier waren die drei Schüler, die den Papst am meisten interessierten - die drei, denen Pater Sebastian erfolgreich den Teufel ausgetrieben hatte - und die Pater Laughlin tatsächlich keinerlei Grund zur Sorge bereitet hatten; alle waren sie ausgesprochen kooperativ gewesen, hatten Pater Sebastian aufmerksam zugehört, als dieser sie in den Pflichten als Ministranten unterwiesen und mit ihnen den ganzen Vormittag über in der Schulkapelle geprobt hatte. Ohne
Widerrede hatten sie eine geschlagene Stunde lang die schweren Kerzen gehalten und schienen hinterher kein bisschen erschöpft gewesen zu sein. Anschließend hatten die beiden Mädchen die silbernen Tabletts mit den Messkännchen getragen, ohne auch nur im mindesten zu zittern, während Ryan McIntyre die schwere Bibel gehalten hatte, aus der der Papst während der morgigen Messe lesen würde, als wäre diese nicht schwerer als ein Blatt Papier.
Und all das hatten sie durchgehalten, ohne sich ein einziges Mal zu beklagen oder leise vor sich hin zu murren, sogar ohne diesen für Schüler so typischen, ungeduldigen Blick auf die Uhr. Nachdem er entschieden hatte, dass der Vatikan anscheinend wusste, was er tat, fragte er Pater Sebastian: »Sie haben ihre Ministrantenröcke und die Chorhemden?«
Pater Sebastian nickte.
»Und die Anzünder?«, sorgte sich der alte Priester.
»Alles ist bereit«, versicherte ihm Pater Sebastian. »Sie kennen ihre Pflichten und wissen genau, wie die Tätigkeiten auszuführen sind. Außerdem proben wir das Ganze vor morgen früh mindestens noch fünfmal.«
Etwas beruhigter jetzt wandte Pater Laughlin seine Aufmerksamkeit wieder der übrigen Schülerschaft zu, doch gerade als er das Megafon an den Mund halten wollte, um die Schüler über den Auszug aus dem Park zu informieren, wurde er von Schwester Margaret unterbrochen, die mit einem Handy in der Hand auf ihn zugeeilt kam.
»Ryan McIntyres Mutter wacht soeben aus dem Koma auf«, sagte sie und flüsterte die Nachricht direkt in Pater Laughlins gutes Ohr. »Sie möchten, dass er sofort ins Krankenhaus kommt.«
Pater Laughlin winkte Ryan zu, der artig vortrat und sich anhörte, was der alte Priester ihm zu sagen hatte. »Bruder Francis wird dich ins Krankenhaus fahren.« Nach kurzem Überlegen wandte er sich an Pater Sebastian. »Vielleicht sollten wir Ryan durch einen anderen Schüler ersetzen …«, begann er, aber Pater Sebastian schüttelte vehement den Kopf.
»Kardinal Morisco hat sich unmissverständlich ausgedrückt«, sagte er. »Das sind die drei, die Seine Heiligkeit als Ministranten ausgesucht hat.«
»Trotzdem, angenommen, er hat nicht genug Zeit zum Proben …«
»Was meinst du, Ryan?«, fragte Pater Sebastian den Jungen und unterbrach den alten Priester ein zweites Mal.
Ryan schaute Pater Sebastian ganz ruhig an. »Ich schaffe das«, antwortete er leise. »Ich kann alles tun, was Sie von mir verlangen.«
»Guter Junge«, lobte ihn Pater Sebastian und wandte sich wieder an Pater Laughlin. »Keine Sorge, es wird alles reibungslos ablaufen. Ich glaube, es ist am besten, wenn ich Ryan schnell ins Krankenhaus fahre. Sie werden Bruder Francis’ Hilfe benötigen, um die anderen
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