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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Er ist so groß geworden - als du ihn das letzte Mal gesehen hast, war er noch ein kleiner Junge. Weißt du noch, wie schlaksig er war? Na, inzwischen hat er kräftig zugelegt und rasiert sich schon, und jedes Mal, wenn ich ihn anschaue, sehe ich dich. Und stell dir vor, er ist wild entschlossen, nach Princeton zu gehen, was auch ein Grund dafür ist, ihn auf die St. Isaac’s zu schicken.«
    Der Vogel zwitscherte ein letztes Mal und flog davon. Teri stand auf. »Ich muss gehen«, seufzte sie, hängte sich ihre Tasche über die Schulter, küsste ihre Fingerspitzen, berührte den Grabstein und machte dann einen Schritt zurück und richtete den Blick auf den Namen, der in den Granit eingraviert war:
    Captain William James McIntyre.
    »Tom Kelly ist ein guter Mann«, hauchte sie. »Aber er ist nicht du. Dich gibt es nur einmal, und du bist mein Held. Und das wirst du auch immer bleiben.« Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen, doch es waren nicht mehr die Tränen dieser schrecklichen, herzzerreißenden Trauer, die sie in den vergangenen zwei Jahren gepeinigt hatte. »Ich komme bald wieder«, sagte sie. »Ganz gleich, wie es mit Tom und mir weitergeht, ich werde immer zurückkommen und dir von Ryan erzählen.«

    Als der Vogel eine Kurve flog und sich wieder auf dem Ast über ihr niederließ, drehte Teri sich um und folgte ihren Fußspuren im Gras zurück zum Wagen.
    Bill hatte sie gehört, da war sie sich sicher.
    Er hatte sie gehört und … verstanden.

    Schweigend sah Clay Matthews zu, wie Bruder Francis und zwei Mädchen, die er nicht kannte - und die irgendwas angestellt haben mussten, was ihnen die Strafe einbrachte, beim Packen von Kips Habseligkeiten zu helfen -, die andere Schrankhälfte ausräumten. Komisch, dachte er, nachdem er sich ständig darüber beklagt hatte, dass Kip zu viele Klamotten hatte, kam ihm jetzt nicht nur der Schrank, sondern das ganze Zimmer viel zu leer vor. Und das lag nicht nur an Kips Sachen, die bald verschwunden sein würden, sondern dass Kip selbst nicht mehr da war.
    Er war weg und würde nicht wiederkommen.
    Er war tot.
    Selbst jetzt noch erschien ihm dieses Wort irgendwie unwirklich. Nein, mehr noch, es erschien ihm falsch; Leute in seinem Alter starben nicht. Alte Leute starben. Leute wie seine Großmutter, die vor zwei Jahren an Krebs gestorben war, und Mr. Endicott, der in Brookline im Haus gegenüber gewohnt hatte und einfach deshalb gestorben war, weil er steinalt wurde.
    Aber jetzt war Kip tot, und Clay hätte viel darum gegeben, nicht mehr in diesem Zimmer wohnen zu müssen. Letzte Nacht, als er nicht einschlafen konnte, hatte er wenigstens das Licht anknipsen, Kips Sachen anschauen und sich einbilden können, dass das alles vielleicht doch ein Irrtum war. Aber wirklich geglaubt hatte er es nicht. Clay begriff zwar nicht, wie das möglich war, doch irgendwie
hatten sich Kips Sachen plötzlich verändert. Auf einmal waren es nur noch alte Klamotten, die niemand mehr würde haben wollen, ausgelatschte Schuhe, die in den Müll gehörten, und Krimskrams, der für nichts taugte und nur eine Menge Platz einnahm.
    Doch nachdem all dies jetzt eingepackt und weggeschafft worden war, fühlte Clay sich keineswegs besser, nein, es ging ihm gar nicht gut damit. Kips Schreibtisch sah ohne seine Bücher, Hefte und CDs geradezu nackt aus, und mit dem abgezogenen Bett ohne Laken, Kissen und Decken war es noch schlimmer.
    Es sah so verlassen aus.
    Der hochgeklappte Deckel von Kips Truhe - die jetzt mit nahezu allen Sachen vollgestopft war, die Kip gehört hatten - erschien ihm wie das aufgerissene Maul einer Bestie, die dabei war, auch noch die letzten Spuren von Clays Zimmergenossen zu verschlingen.
    »Muss ich jetzt für den Rest des Schuljahres allein in diesem Zimmer wohnen?«, fragte er und gab sich alle Mühe, dass seine Stimme nicht weinerlich klang.
    Bruder Francis schüttelte den Kopf. »Ich wäre überrascht, wenn nicht schon morgen ein neuer Schüler ankommen würde.«
    Eine seltsame Mischung aus Widerwillen und Erleichterung erfasste Clay. Eigentlich wollte er keinen neuen Zimmergenossen, aber allein bleiben wollte er auch nicht. »Wer denn?«, erkundigte er sich eher pro forma, denn im Grunde war es einerlei. Wer auch immer es auch sein mochte, wäre nicht Kip.
    »Ich fürchte, das ist eine Entscheidung, bei der ich nichts mitzureden habe«, antwortete Bruder Francis. »Ich weiß, dass es eine Warteliste gibt, auf der mindestens ein Dutzend Namen stehen. Wenn Pater Laughlin

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