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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Vorhang zur Seite.
    Und da stand Schwester Mary David. Sofia zuckte vor Schreck zusammen und wäre beinahe auf der schrägen, abgetretenen Holzstufe ausgerutscht.
    Die Nonne, die die Lippen aufeinandergepresst und die Augen zu anklagenden Schlitzen zusammengekniffen hatte, rührte sich nicht von der Stelle. Sofia musste sich an der Beichtstuhltür festhalten, um nicht hinzufallen.
    Schweigend drehte sich Schwester Mary David zur Tür um und bedeutete Sofia, ihr zu folgen.
    Als sie die Kapelle verließ, wusste Sofia nicht, was schlimmer war - Schwester Mary Davids kaltes Schweigen oder das Gefühl, dass Jesus Christus sie vom Kreuz herab anstarrte und für ihre nicht vergebenen Sünden verachtete.

19
    Ich schlafe im Bett eines Toten!
    Ryan wusste zwar, dass die Laken frisch waren, weil er sie selbst aufgezogen hatte und sein immer noch schmerzender Unterkiefer in dem Kissen vergraben war, das er von zu Hause mitgebracht hatte, doch so oft er sich auch umdrehte und versuchte, an etwas anderes zu denken, wollte es ihm einfach nicht gelingen, die Vorstellung zu vertreiben, dass er in Kip Adamsons Bett schlief - beziehungsweise zu schlafen versuchte.
    Kip Adamson.
    Der Typ, der durchgedreht war, einer wildfremden Frau die Kehle durchgeschnitten hatte und von der Polizei erschossen wurde.
    Versonnen starrte Ryan auf die Schattenmuster, die das Licht der Straßenlaterne an ihre Zimmerdecke warf. Der Tag, von dem er gedacht hatte, er würde nie ein Ende nehmen, hatte schließlich doch eines gefunden, und während er mit dem Schlaf rang, merkte er, dass sein Verstand genauso ausgelaugt war wie sein Körper. Sein Kiefer pochte immer noch vor Schmerz, und jedes Mal, wenn er sich in seinem neuen Bett umdrehte, glaubte er, seine Rippen bohrten sich in seine Lungenflügel.
    Er musste ganz still liegen.
    Was ihm jedoch nicht gelang.
    Clay Matthews schnarchte in seinem Bett, das an der gegenüberliegenden Wand des kleinen Zimmers stand, und mit jedem Atemzug schien das rasselnde Geräusch lauter zu werden. War das normal, wenn man einen Zimmergenossen
hatte? Wie sollte er hier jemals Schlaf finden? Andererseits teilten sich hier alle Schüler zu zweit ein Zimmer, und Clay konnte unmöglich der einzige sein, der schnarchte, also musste er sich wohl oder übel daran gewöhnen.
    Wie auch an alles andere.
    Erneut wälzte er sich herum, ignorierte die stechenden Schmerzen im Brustkorb und versuchte, sich einzureden, dass es richtig war, die Schule zu wechseln. Je mehr er im Laufe des Tages über die Gepflogenheiten in St. Isaac’s gelernt hatte, desto überzeugter wurde er, dass er hier niemals hineinpassen, sich niemals an all die vielen Regeln und Rituale gewöhnen würde oder daran, jeden Tag dieselben Klamotten zu tragen. Und es waren nicht nur die Regeln und die Schuluniform, wovor ihm graute. Das ganze Schulgebäude war alt - uralt -, es roch modrig, und zudem wimmelte es hier nur so von Priestern, Nonnen und Mönchen.
    Zudem war das Essen noch viel scheußlicher als der Fraß, den sie ihnen an der Dickinson vorgesetzt hatten. Dass so etwas überhaupt möglich war, hätte er nie geglaubt!
    Wie sollte er nur die restliche Woche überstehen? Und das restliche Schuljahr? Und das nächste? Aber jetzt war es zu spät, um es sich noch einmal anders zu überlegen. Er hatte eingewilligt, die Schule zu wechseln, und da seine Mutter sich förmlich ein Bein ausgerissen hatte, um ihn hier unterzubringen, musste er jetzt da durch und es wenigstens probieren.
    Außerdem wollte er sich von Tom Kelly nicht vorwerfen lassen, dass er ein Mama-Bubi sei und es woanders als zu Hause nicht aushielte, auch wenn das von der Wahrheit gar nicht so weit entfernt war.

    Ryan sog vor Schmerzen die Luft durch die Zähne, als er sich wieder auf seine gesunde Seite drehte, wo er nur diese hässlichen weißen Netzgardinen im Blickfeld hatte. Die sich ihm beim kleinsten Luftzug bedrohlich entgegenbauschten.
    Wie ein Leichentuch auf der Suche nach einem Toten, um ihn einzuhüllen.
    Ryan schloss die Augen. Der morgige Tag würde besser werden, dann fing er mit dem Unterricht an; außerdem kannte er bereits ein paar Schüler, so dass er beim Essen nicht alleine am Tisch sitzen musste.
    Es würde ihm schon gefallen.
    Aber dieser Kip Adamson ging ihm einfach nicht aus dem Sinn.
    Er klopfte sein Kissen zurecht und drehte seinen Kopf so, dass er nicht auf dem verletzten Kiefer auflag. Ein paar Minuten später veränderte er wieder seine Liegeposition, aber ganz gleich,

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