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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Fallsammlung und für Referenzmaterialien herhalten, wobei dort auch Kaffeebecher, leere Snackpackungen und anderer Müll Platz fanden. Breen besaß außerdem ein Faible für medizinische Abnormitäten und makabre Scherze: Ein menschlicher Schädel diente ihm als Bleistifthalter, und in der Ecke stand ein verstaubtes Skelett, in dessen Brustkasten ein kleiner Teddybär hockte. North hatte ihn nie nach der Bedeutung dieses Teddys gefragt und würde das auch zukünftig nicht tun.
    Breen schaltete das Aufnahmegerät aus und runzelte abwesend die Stirn, während er offenbar überlegte, wo er das Gesicht vor ihm schon einmal gesehen hatte, doch seine Aufmerksamkeit galt dem Bericht, den er gerade diktiert hatte.
    »Patrick North«, half ihm der Detective seufzend auf die Sprünge und versuchte sich nicht darüber zu ärgern, dass er sich Breen wieder einmal hatte vorstellen müssen. Nach zehn Jahren sollte man doch annehmen dürfen, dass der Mann sich wenigstens an seinen Namen erinnerte! »Detective North.« Da Breen ihn immer noch ziemlich verdattert anschaute, warf North ihm noch einen Joker hin: »Der Kip-Adamson-Fall?«
    Jetzt erhellte sich Breens Miene. »Ah, ja, richtig«, sagte er und erhob sich zu seiner ganzen imposanten Größe von knapp zwei Metern und begann in einem Stapel Akten zu kramen, die oben auf einem Aktenschrank lagen. »Danke, dass Sie vorbeigekommen sind.«

    »Kein Problem«, erwiderte North und fragte sich, ob der Pathologe die Akte überhaupt finden würde. »Danke für den Anruf.«
    »Da haben wir sie ja«, erklärte Breen triumphierend und war offenbar nicht minder überrascht als North, dass er das Gesuchte so schnell gefunden hatte. Er klappte den Folder auf und nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz. »Stellen Sie das Zeug einfach auf den Boden«, murmelte er und wedelte mit der Hand in Richtung eines der beiden Plastikstühle, »und setzen Sie sich.«
    North legte einen Aktenstapel neben der Tür ab und ermahnte sich, nicht zu vergessen, diesen vorm Weggehen wieder auf den Stuhl zurückzulegen. Breen schien nämlich einer dieser Menschen zu sein, die inmitten eines augenscheinlichen Chaos lebten, jedoch ganz genau wussten, wo sie was fanden.
    Breen blätterte etliche Seiten mit getippten Notizen und Laborberichten durch. »Ah, hier«, sagte er dann. »Der toxikologische Befund war negativ.« Er sah North an. »Keine Drogen, kein Alkohol. Todesursache: Kopfschuss aus nächster Nähe.« Er reichte North ein Blatt Papier.
    »Keine Drogen, sagten Sie?« North konnte sich das kaum vorstellen. Er warf einen Blick auf den Bericht des amtlichen Leichenbeschauers, nahm sich aber nicht die Zeit, das für ihn kryptische medizinische Kauderwelsch zu entziffern. »Haben Sie auch auf all diese neuen Designerdrogen getestet? Könnte es sein, dass Sie irgendetwas übersehen haben?« Breens rechte Augenbraue hob sich auf diese Frage hin ein wenig und zeigte an, dass der Gerichtsmediziner keine Zweifel an seiner fachlichen Kompetenz duldete. »Ich will darauf hinaus, dass das
Verhalten dieses Jungen absolut ungewöhnlich war. Gut, er war in ein paar Streitereien verwickelt gewesen, aber soweit ich weiß, ist er nie gewalttätig geworden. Wenn er also nicht angefangen hat, Drogen zu nehmen, ergibt sein brutales Verhalten keinen Sinn. Können Sie diese Tests noch einmal durchlaufen lassen?«
    Breen ließ die Akte auf den Schreibtisch fallen, legte die Hände darauf, faltete sie und schaute Detective North dann direkt in die Augen. »Wir haben das Screening dreimal wiederholt. Wir haben das Material auf alle bekannten Substanzen getestet. Dieser Bursche hatte ungefähr zwölf Stunden vor seinem Tod zum letzten Mal etwas gegessen, aber das war’s auch schon. Was immer auch in seinem Hirn vorgegangen sein mag, sein Blut war jedenfalls blitzsauber, als er diese Frau attackierte.«
    North lehnte sich ein wenig vor. »Was zum Teufel ist dann passiert?«
    »Na ja, manche Leute werden ein wenig missmutig, wenn sie Hunger haben«, dozierte Breen, doch dann änderte sich sein Tonfall, und er breitete hilflos die Hände aus. »Okay, ich bezweifle, dass der Junge unterzuckert war. Vermutlich ist er einfach ausgeflippt. Das kommt vor. Haben Sie schon den Hausarzt der Familie befragt? War der Junge in Therapie?« Er schlug die Akte noch einmal auf der ersten Seite auf. »Er war auf der St. Isaac’s. Haben Sie mit seinen Lehrern gesprochen?«
    »Keine früheren Vorfälle, keine Therapie, mehr war von den Priestern

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