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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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hinaus gab es kleine Gemeinden neuer Einwanderer, legale und andere, aus dem Senegal, Liberia und den zentralafrikanischen Staaten. Die meisten Hassverbrechen geschahen hier zwischen Weißen auf der einen und Latinos oder Schwarzen auf der anderen Seite; es standen geborene Amerikaner gegen Einwanderer, ganz gleich welcher Hautfarbe oder Nationalität. Der Lauf der Welt, dachte Bell bekümmert.
    Der Detective parkte nun vor dem Haus, das Geneva ihm zeigte, und wartete, bis die anderen Beamten aus dem Wagen hinter ihnen gestiegen waren und die Straße überprüft hatten. Auf ein Zeichen von Luis Martinez liefen sie mit Geneva hinein.
    Das Gebäude war heruntergekommen und roch schon im Eingang nach Bier und gekochten Innereien. Geneva schien es peinlich zu sein. Sie schlug vor, der Detective könne ja draußen warten, aber sie klang so, als wüsste sie vorher, was er erwidern würde: »Ich gehe lieber mit.«
    Im ersten Stock klopfte sie an eine Tür.
    »Wer ist da?«, fragte eine ältere Stimme.
    »Geneva. Ich möchte Tante Lilly besuchen.«
    Man hörte zwei Ketten rasseln, dann wurden zwei Riegel zurückgeschoben. Die Tür öffnete sich. Eine schmächtige Frau in einem ausgeblichenen Kleid beäugte Bell misstrauisch.
    »Guten Morgen, Mrs. Watkins«, sagte das Mädchen.
    »Hallo, Liebling. Sie ist im Wohnzimmer.« Sie warf dem Detective einen weiteren verunsicherten Blick zu.
    »Das ist ein Freund von mir.«
    »Er ist dein Freund?«
    »Ja«, sagte Geneva.
    Die missbilligende Miene der Frau ließ erkennen, was sie davon hielt, dass ein Mädchen sich in Gesellschaft eines dreimal so alten Mannes befand, auch wenn er Polizist war.
    »Roland Bell, Ma’am.« Er zeigte ihr seinen Dienstausweis.
    »Lilly hat irgendwas von Polizei gesagt«, murmelte sie besorgt. Bell lächelte und sagte nichts mehr. »Nun, sie ist im Wohnzimmer«, wiederholte die Frau.
    Genevas Großtante, eine zerbrechliche alte Frau in einem rosafarbenen Kleid und mit großer dicker Brille, saß vor dem Fernseher. Als sie das Mädchen sah, lächelte sie fröhlich. »Geneva, mein Schatz. Wie geht es dir? Und wer ist das?«
    »Roland Bell, Ma’am. Es freut mich, Sie kennen zu lernen.«
    »Ich bin Lilly Hall. Sie interessieren sich für Charles?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Ich wünschte, ich wüsste mehr über ihn. Ich habe Geneva bereits alles erzählt. Er hat diese Farm bekommen und wurde später verhaftet. Mehr habe ich nicht gehört. Ich weiß nicht mal, ob er ins Gefängnis musste oder nicht.«
    »Wie es aussieht, musste er, Tantchen. Aber was danach geschehen ist, wissen wir auch nicht. Das wollen wir herausfinden.«
    An der fleckigen Blumentapete hinter ihr hingen drei Fotos: Martin Luther King jr, John F. Kennedy und das berühmte Bild der trauernden Jackie Kennedy mit den beiden Kindern John John und Caroline.
    »Da drüben ist das ganze Zeug.« Die Frau nickte in Richtung dreier großer Kartons voller Papiere, verstaubter Bücher und Gegenstände aus Holz und Plastik. Sie standen vor einem Couchtisch, von dessen Beinen eines gebrochen und mit Isolierband geflickt worden war. Geneva bückte sich und nahm sich den größten der Kartons vor.
    Lilly sah ihr dabei zu.
    »Manchmal kann ich ihn spüren«, sagte die Frau nach einer Weile.
    »Sie …?«, fragte Bell.
    »Unseren Vorfahren, Charles. Ich spüre ihn. Ihn und die anderen Geister. Er ist ruhelos, das kann ich fühlen«, sagte sie.
    »Davon weiß ich nichts«, sagte ihre Großnichte lächelnd.
    Nein, dachte Bell. Geneva kam ihm auch nicht wie jemand vor, der an Geister oder sonst etwas Übernatürliches glaubte. Er selbst war sich da allerdings nicht so sicher. »Nun«, sagte er, »vielleicht wird das, was wir hier tun, ihm etwas Ruhe verschaffen.«
    »Wissen Sie«, sagte die Frau und schob sich die dicke Brille höher auf die Nase, »wenn Sie sich so sehr für Charles interessieren, können Ihnen vielleicht ein paar unserer anderen Verwandten weiterhelfen. Geneva, erinnerst du dich noch an den Cousin deines Vaters in Madison? Und an Ruby, seine Frau? Ich könnte ihn anrufen und fragen. Oder Genna-Louise in Memphis. Das heißt, ich würde anrufen, aber ich hab ja kein eigenes Telefon.« Sie schaute zu dem alten Apparat Marke Princess, der auf einem Beistelltisch neben der Küchentür stand. Ihre grimmige Miene zeugte von den vielen Auseinandersetzungen mit der Frau, bei der sie wohnte. »Und Telefonkarten sind so teuer«, fügte die Großtante hinzu.
    »Wir könnten anrufen, Tantchen.«
    »Ach, ich

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