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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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niemanden.«
    »Aber …«
    »Nein. Wenn Sie mich melden, ist alles vorbei.« Sie hielt inne. »Bitte.« Das Wort kam ihr nur leise über die Lippen, als fiele es ihr besonders schwer.
    Alle schwiegen. Sachs und Sellitto sahen Rhyme an, die einzige Person im Raum, die keinem Vorgesetzten verantwortlich oder irgendwelchen Dienstvorschriften unterworfen war.
    »Es besteht keine Veranlassung, schon jetzt eine Entscheidung zu treffen«, sagte er schließlich. »Wir haben alle Hände voll zu tun, um diesen Täter zu fangen. Aber ich bin der Meinung, du solltest hier bleiben, nicht in einem Versteck der Polizei.« Er sah Thom an. »Wir haben oben doch bestimmt ein Zimmer für sie frei, oder?«
    »Selbstverständlich.«
    »Ich würde lieber …«, setzte das Mädchen an.
    »Ich fürchte, diesmal müssen wir darauf bestehen«, sagte Rhyme lächelnd.
    »Aber mein Job. Ich kann mir nicht leisten, ihn zu verlieren.«
    »Ich kümmere mich darum.« Rhyme ließ sich die Nummer geben und rief ihren Chef in der McDonald’s-Filiale an. Dann berichtete er dem Mann in groben Zügen von dem Überfall und erklärte, dass Geneva einige Tage nicht zur Arbeit kommen könne. Der Filialleiter wirkte aufrichtig besorgt und erzählte ihm, Geneva sei seine gewissenhafteste Angestellte. Sie könne sich so lange freinehmen wie nötig und brauche sich keine Gedanken um ihre Stelle zu machen.
    »Sie ist unsere beste Mitarbeiterin«, erklang die Stimme des Mannes aus dem Lautsprecher. »Ein Teenager, der zuverlässiger ist als die meisten Erwachsenen. Das findet man nur sehr selten.«
    Rhyme und Geneva lächelten sich an. Dann beendete er das Gespräch.
    In diesem Moment klingelte es an der Tür. Bell und Sachs wurden sofort wachsam. Ihre Hände näherten sich den Holstern. Rhyme bemerkte, dass Sellitto immer noch abwesend schien, und obwohl der Lieutenant einen Blick auf seinen Revolver warf, griff er nicht danach. Seine Finger blieben auf seiner Wange und rieben sie sanft, als könnte die Geste einen Dschinn herbeizaubern, der ihm die Last von der Seele nehmen würde.
    Thom erschien im Eingang. »Da ist eine Mrs. Barton von der Schule«, sagte er zu Bell. »Sie hat das Band einer Überwachungskamera mitgebracht.«
    Geneva schüttelte bestürzt den Kopf. »Nein«, flüsterte sie.
    »Bitte sie herein«, sagte Rhyme.
    Eine beleibte Afroamerikanerin in einem violetten Kleid betrat das Zimmer. Bell stellte sie vor. Sie nickte allen zu und reagierte in keiner Weise auf Rhymes Behinderung, so wie die meisten Psychologen, die er kennen gelernt hatte. »Hallo, Geneva«, sagte sie.
    Das Mädchen nickte mit unbewegter Miene. Rhyme war sich sicher, dass Geneva über die Bedrohung nachdachte, die diese Frau für sie darstellte: das ländliche Alabama oder ein Waisenhaus.
    »Wie geht es dir?«, fragte Barton.
    »So weit ganz gut, danke«, sagte das Mädchen mit untypischer Zurückhaltung.
    »Dies alles muss sehr schwierig für dich sein«, sagte die Frau.
    »Es ging mir schon besser.« Geneva rang sich ein Lachen ab. Es klang matt. Sie sah die Frau nur einmal kurz an und wandte dann den Blick ab.
    »Ich habe mit ungefähr einem Dutzend Leuten über den Mann gesprochen, der gestern beim Schulhof aufgetaucht ist«, sagte Barton. »Nur zwei oder drei erinnern sich daran, jemanden gesehen zu haben. Sie konnten ihn nicht näher beschreiben und wussten lediglich noch, dass er ein Farbiger war und eine grüne Tarnjacke und alte Arbeitsschuhe getragen hat.«
    »Das ist neu«, sagte Rhyme. »Die Schuhe.« Thom schrieb es an die Tafel.
    »Und hier ist das Band aus unserer Überwachungszentrale.« Sie gab Cooper eine Kassette, die er sogleich abspielte.
    Rhyme fuhr dicht an den Bildschirm heran und spürte, wie sein Nacken sich verspannte, während er die Aufnahme betrachtete.
    Sie war nicht sonderlich hilfreich. Die Kamera war im Wesentlichen auf den Schulhof gerichtet, nicht auf die umliegenden Bürgersteige und Straßen. Am Rand konnte man die vagen Umrisse von Passanten erkennen, aber keine Einzelheiten. Rhyme hatte wenig Hoffnung, dass sie etwas Verwertbares finden würden, und wies Cooper an, die Kassette an das Labor in Queens zu schicken, wo versucht werden sollte, die Bilder digital zu optimieren. Der Techniker füllte die vorgeschriebene Registrierkarte aus, packte das Band ein und forderte einen Kurier an.
    Bell dankte der Frau für ihre Unterstützung.
    »Wir sind gern behilflich.« Sie hielt inne und musterte das Mädchen. »Aber nun muss ich endlich mit

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