Das Teufelsspiel
dick?«
»Eventuell sogar weniger.«
Sachs ging um das Gebäude herum. Es sah schmutzig und schmucklos aus, aber sie wusste, dass jedes der Apartments etwa viertausend Dollar Monatsmiete einbrachte. Auf der Rückseite führte ein Dienstboteneingang nach unten in den Keller.
Amelia befand sich auf dem Rückweg zur Straße, als ihr Telefon klingelte. »Detective Sachs.«
Am anderen Ende war Lon Sellitto. Er hatte den Hauseigentümer ermittelt und benachrichtigt. Der Geschäftsmann, der einige Blocks entfernt wohnte, war bereits unterwegs, um ihnen die Tür zu öffnen. Dann meldete Rhyme sich in der Leitung, und Sachs erzählte ihm, was sie von Yu erfahren hatte.
»Glück, Pech«, sagte er mürrisch. »Nun, ich habe euch ein Spezialistenteam mit ORR und Ultraschall geschickt.«
In diesem Moment traf der Eigentümer des Hauses ein, ein kleiner Mann mit schütterem Haar, bekleidet mit Anzug und weißem Hemd, aber ohne Krawatte. Sachs beendete das Telefonat und erläuterte ihm, dass sie den Keller untersuchen mussten. Er musterte sie argwöhnisch von oben bis unten, schloss dann aber die hintere Tür auf, wich ein Stück zurück und blieb mit verschränkten Armen neben Vegas stehen. Der Polizeihund schien ihn nicht besonders zu mögen.
Ein Chevy Blazer hielt am Straßenrand, und drei Mitglieder der Such- und Überwachungseinheit des NYPD stiegen aus. Diese Spezialisten waren zu gleichen Teilen Polizisten, Ingenieure und Wissenschaftler. Ihre Aufgabe bestand darin, die taktischen Einheiten am Schauplatz eines Verbrechens durch den Einsatz von Teleskopen, Nachtsichtgeräten, Infrarotkameras, Mikrofonen und anderen Ausrüstungsgegenständen bei der Lokalisierung von Tätern und Opfern zu unterstützen. Sie nickten den Technikern der Spurensicherung zu und luden dann verbeulte schwarze Koffer aus, die fast genauso wie Sachs’ eigener Gerätekoffer aussahen. Der Eigentümer beobachtete sie stirnrunzelnd.
Die Überwachungsleute gingen voran in den feuchten und kalten Keller, in dem es nach Schimmel und Heizöl roch. Sachs und der Eigentümer folgten ihnen. Dann schlossen die Männer an ihre Computer Sonden an, deren Form an die große Bürste eines Staubsaugers erinnerte.
»Der ganze Keller?«, fragte einer von ihnen Sachs.
»Ja.«
»Das wird doch nichts beschädigen, oder?«, fragte der Eigentümer.
»Nein, Sir«, erwiderte einer der Techniker.
Sie machten sich an die Arbeit und beschlossen, es zunächst mit dem ORR zu versuchen. Das oberflächenresistente Radar sandte Funkwellen aus, die von Gegenständen reflektiert wurden, genau wie beim herkömmlichen Radar an Bord von Schiffen oder Flugzeugen. Der einzige Unterschied bestand darin, dass das ORR Erde und Geröll durchdringen konnte. Es arbeitete mit enormer Geschwindigkeit und musste sich im Gegensatz zum Ultraschall nicht in Kontakt mit der jeweiligen Oberfläche befinden, um ein Resultat zu erzielen.
Eine Stunde lang suchten sie den Boden ab, betätigten Knöpfe an ihren Computern und machten sich Notizen, während Sachs abwartete und sich bemühte, nicht ungeduldig mit dem Fuß aufzustampfen oder umherzulaufen, weil das vermutlich die Messungen beeinträchtigt hätte.
Nach dem Radardurchgang konsultierten die Männer ihre Monitore und werteten die Ergebnisse aus. Darauf basierend nahmen sie sich ein halbes Dutzend ausgesuchter Stellen des Betonbodens mit dem Ultraschallsensor vor.
Im Anschluss riefen sie Sachs und Yu zu einem Computer und ließen mehrere Bilder durchlaufen. Die dunkelgraue Anzeige gab Amelia Rätsel auf; sie bestand aus Klecksen und Streifen, von denen viele mit rätselhaften kleinen Ziffern- und Buchstabenfolgen versehen waren.
»Das meiste hiervon ist genau das, was man unter einem Gebäude dieses Alters erwarten würde«, sagte einer der Techniker. »Felsblöcke, eine Geröllschicht, verfaultes Holz. Das da ist ein Teil eines Abwasserkanals.« Er wies auf eine Stelle des Bildschirms.
»Es gibt hier einen Regenwasserabfluss, der in den Hauptkanal Richtung Hudson mündet«, sagte Yu. »Das muss er sein.«
Der Eigentümer sah ihm über die Schulter.
»Darf ich mal, Sir?«, murrte Sachs. Der Mann wich widerstrebend zurück.
Der Techniker nickte. »Aber hier …« Er deutete auf einen Punkt neben der Rückwand. »Wir haben ein Signal, aber keinen Treffer.«
»Ein …?«
»Wenn etwas angezeigt wird, was der Computer noch nicht kennt, gibt er zumindest einen Vorschlag ab. Aber hierzu ist ihm nichts eingefallen.«
Sachs sah lediglich
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