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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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deinen Eltern reden, Geneva.«
    »Mit meinen Eltern?«
    Sie nickte langsam. »Ich muss dir sagen … ich habe mit einigen deiner Mitschüler und Lehrer gesprochen, und um ehrlich zu sein, die meisten von ihnen geben an, deine Eltern würden sich so gut wie nie blicken lassen. Genau genommen habe ich niemanden gefunden, der sie je zu Gesicht bekommen hat.«
    »Ich habe gute Noten.«
    »Oh, das weiß ich. Wir sind mit deiner schulischen Leistung wirklich zufrieden, Geneva. Aber in der Schule geht es darum, dass Kinder und Eltern zusammenarbeiten. Ich möchte unbedingt mit ihnen sprechen. Wie lautet die Nummer ihres Mobiltelefons?«
    Das Mädchen erstarrte.
    Es herrschte angespannte Stille.
    Bis Lincoln Rhyme sich zu Wort meldete. »Ich werde Ihnen die Wahrheit sagen.«
    Geneva senkte den Kopf und ballte die Fäuste.
    »Ich habe gerade erst mit ihrem Vater telefoniert«, sagte Rhyme zu Barton.
    Alle Augen im Raum richteten sich auf ihn.
    »Sind Genevas Eltern wieder zu Hause?«
    »Nein – und dabei wird es auch noch eine Weile bleiben.«
    »Nein?«
    »Ich habe sie gebeten, nicht zu kommen.«
    »Warum das denn?« Die Frau runzelte die Stirn.
    »Es war meine Entscheidung. Aus Sicherheitsgründen. Wie Roland Bell hier Ihnen bestätigen wird« – er sah den Detective an, der daraufhin nickte, was ziemlich glaubwürdig wirkte, wenn man berücksichtigte, dass Bell nicht die geringste Ahnung hatte, worum es eigentlich ging –, »ist es im Rahmen des Zeugenschutzes bisweilen nötig, die betreffenden Personen von ihren Familien zu trennen.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Andernfalls könnte der Straftäter nämlich die Verwandten dazu benutzen, unsere Schützlinge ins Freie zu locken«, improvisierte Rhyme weiter.
    Barton nickte. »Das ergibt einen Sinn.«
    »Wie heißt das doch gleich, Roland?« Rhyme sah abermals den Detective an. Und lieferte die Antwort dann persönlich: »Isolierung von Angehörigen, nicht wahr?«
    »IVA«, sagte Bell nickend. »So nennen wir das. Eine sehr wichtige Verfahrensweise.«
    »Vielen Dank für die Erklärung«, sagte die Psychologin. »Aber dein Onkel wird sich doch weiterhin um dich kümmern, oder?«
    »Nein«, sagte Sellitto. »Wir halten es für das Beste, Geneva hier unterzubringen.«
    »Ihr Onkel unterliegt ebenfalls einer IVA«, sagte Bell. Mit seinem Südstaatenakzent klang das Märchen gleich doppelt so glaubwürdig. »Wir wollen ihn aus der Schusslinie haben.«
    Barton kaufte ihnen alles ab, das konnte Rhyme erkennen.
    »Nun, dann möchten sie mich bitte anrufen, sobald das hier vorbei ist«, sagte die Psychologin zu Geneva. »Wie es aussieht, kommst du ganz gut damit zurecht. Aber es stellt eindeutig eine seelische Belastung dar. Wir sollten uns alle zusammensetzen und einige der Punkte gemeinsam durchsprechen.« Sie lächelte. »Es gibt nichts, was sich nicht wieder in Ordnung bringen ließe.«
    Der Satz stand vermutlich auf einem ihrer Kaffeebecher oder als Schild auf ihrem Schreibtisch im Büro.
    »Okay«, sagte Geneva zögernd. »Wir werden sehen.«
    Nachdem die Frau gegangen war, wandte Geneva sich an Rhyme. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Was Sie getan haben, bedeutet mir unendlich viel.«
    Ihre Dankbarkeit machte ihn verlegen. »Es ging dabei hauptsächlich um unseren Vorteil«, murmelte er. »Ich kann doch unmöglich jedes Mal beim Jugendamt anrufen und dich in irgendeinem Waisenheim ausfindig machen, sobald wir eine Frage zu dem Fall haben.«
    Geneva lachte. »Behaupten Sie ruhig, was Sie wollen«, sagte sie. »Trotzdem danke.« Dann setzte sie sich mit Bell zusammen und besprach, welche Bücher, Kleidung und andere Dinge sie aus dem Kellerraum an der Hundertachtzehnten Straße benötigte. Der Detective sagte, er werde den falschen Onkel zudem ersuchen, ihr zurückzuerstatten, was sie ihm für den Schwindel bezahlt hatte.
    »Das wird er nicht machen«, sagte sie. »Sie kennen ihn nicht.«
    Bell lächelte. »O doch, das wird er«, versicherte er liebenswürdig, der Mann mit den zwei Pistolen.
    Geneva rief Lakeesha an und teilte ihr mit, dass sie vorerst bei Rhyme wohnte. Danach folgte sie Thom nach oben ins Gästezimmer.
    »Was ist, falls die Psychologin es herausfindet, Linc?«, fragte Sellitto.
    »Was könnte sie denn herausfinden?«
    »Dass du wegen Genevas Eltern gelogen und dir diese komische Prozedur ausgedacht hast. Wie, zum Teufel, habt ihr sie genannt? AWI?«
    »IVA«, warf Bell ein.
    »Und was soll sie tun?«, knurrte Rhyme. »Mich nachsitzen lassen?« Er

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