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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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hat einen Schlüssel. Ich zahle ihnen die Stromrechnung und ersetze das Bier und die Sachen, die Willy genommen hat.«
    »Mach dir deswegen keine Gedanken.«
    »Doch, das tue ich«, sagte sie entschieden.
    »Mit wem habe ich gesprochen, falls das nicht deine Mutter war?«, fragte Bell.
    »Tut mir Leid«, sagte Geneva und seufzte. »Das war Lakeesha. Ich habe sie gebeten, sich als meine Mutter auszugeben. Sie kann sich gut verstellen.«
    »Ich bin voll drauf reingefallen.« Der Detective musste unwillkürlich grinsen.
    »Dein Schauspieltalent ist auch nicht zu verachten«, stellte Rhyme fest. »Du klingst ganz genau wie die Tochter eines Professors.«
    »Man hört mir die Gosse nicht an, ja?« Sie lachte humorlos auf. »Ich arbeite an meiner Sprache, seit ich zur Schule gehe.« Ihre Miene verfinsterte sich. »Das war das einzig Gute an meinem Vater – er hat mich für Bücher begeistert. Er hat mir auch oft etwas vorgelesen.«
    »Wir können ihn ausfindig machen und …«
    »Nein!«, fiel Geneva ihm schroff ins Wort. »Ich möchte nichts mit ihm zu tun haben. Außerdem hat er inzwischen eine neue Familie und will nichts mehr von mir wissen.«
    »Hat denn niemand bemerkt, dass du kein Zuhause hattest?«, fragte Sachs.
    »Wie sollten sie? Ich habe nie um Unterstützung oder um Essenmarken gebeten, also kamen auch keine Sozialarbeiter, um mich zu überprüfen. Ich habe nicht mal freie Schulkost beantragt, weil das meine Tarnung gefährdet hätte. Wenn für Schulunterlagen die Unterschriften meiner Eltern benötigt wurden, habe ich sie gefälscht. Und meine Telefonnummer führt zur Mailbox eines Auftragsdienstes. Dabei war mir wieder mal Keesh behilflich. Sie hat als meine angebliche Mutter die Ansage aufgenommen.«
    »Und die Schule hat nie Verdacht geschöpft?«
    »Ich wurde manchmal gefragt, wieso meine Mutter und mein Vater nicht zu den Elternabenden kommen, aber niemand hat sich deswegen Sorgen gemacht, denn ich habe nur Einsen. Keine Sozialhilfe, gute Noten, kein Ärger mit der Polizei … Solange alles in Ordnung ist, fällt man nicht auf.« Sie lachte. »Kennen Sie das Buch Unsichtbar von Ralph Ellison? Das ist kein Sciencefiction-Roman, sondern behandelt das Leben als Farbiger in Amerika. Man wird regelrecht unsichtbar. Tja, ich bin das unsichtbare Mädchen.«
    Alles ergab nun einen Sinn: die schäbige Kleidung und die billige Uhr, die so gar nicht dem entsprachen, was wohlhabende Eltern für ihre Tochter kaufen würden. Die Tatsache, dass sie eine öffentliche und keine Privatschule besuchte. Die schrille Lakeesha – nicht unbedingt die Art von Mädchen, die mit der Tochter eines Universitätsprofessors befreundet wäre.
    Rhyme nickte. »Wir haben nie wirklich gesehen, wie du mit deinen Eltern in England telefoniert hast. Aber nach dem Vorfall im Museum hast du gestern den Hausverwalter angerufen, nicht wahr? Damit er sich als dein Onkel ausgibt.«
    »Er sagte, er wäre einverstanden, falls ich extra bezahle, ja. Und er wollte, dass wir dazu seine Wohnung benutzen – aber das wäre keine gute Idee gewesen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Also habe ich Apartment 2b vorgeschlagen, denn die Reynolds waren ohnehin nicht da. Ich ließ ihn den Namen vom Briefkasten entfernen.«
    »Der Mann kam mir von vornherein nicht wie ein Verwandter vor«, sagte Bell. Geneva lachte spöttisch.
    »Wie wolltest du erklären, dass deine Eltern nie hier auftauchen werden?«
    »Das wusste ich noch nicht.« Ihre Stimme stockte, und einen Moment lang sah sie unendlich jung und verloren aus. Dann fing sie sich wieder. »Ich musste improvisieren. Wissen Sie noch, wie ich gestern Charles’ Briefe geholt habe?« Sie sah dabei Bell an. Er nickte. »Ich hab mich zur Hintertür hinausgeschlichen und bin in den Keller gelaufen. Da lagen sie nämlich.«
    »Hast du denn außer deiner Tante irgendwelche Angehörigen hier?«, fragte Sachs.
    »Nein, kein Schw…« In den Augen des Mädchens blitzte blankes Entsetzen auf. Und der Grund dafür war nicht etwa ein Auftragsmörder, sondern die Tatsache, dass ihr beinahe eine unflätige Bemerkung entschlüpft wäre. Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe niemanden.«
    »Warum wendestdu dich denn nicht an das Jugendamt?«, fragte Sellitto. »Dafür ist es ja schließlich da.«
    »Und wer, wenn nicht du, hätte Anspruch auf Unterstützung?«, fügte Bell hinzu.
    Geneva runzelte die Stirn, und ihre dunklen Augen wurden noch dunkler, »Ich möchte keine Almosen.« Sie schüttelte den Kopf. »Außerdem

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