Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
so.«
    Sachs’ Anspannung ließ nach.
    »Er hat doch nichts angestellt, oder?«, fragte die Frau.
    »Nein, hat er nicht. Und was Ihre Kinder angeht, wäre es vermutlich am besten, wenn …«
    O Gott …
    Amelia Sachs’ Blick war an der Frau vorbei in eines der Schlafzimmer des Bungalows gefallen. Das Zimmer wurde gerade renoviert. An die Wand waren Trickfilmfiguren gemalt. Eine stammte aus der Verfilmung von Pu der Bär – nämlich Tigger.
    Das leuchtende Orange der Farbe entsprach genau den Partikeln, die Sachs gegenüber dem Haus von Genevas Tante in Harlem sichergestellt hatte.
    Dann schaute sie auf den Boden des Korridors. Auf einem Stuck Zeitungspapier stand ein altes Paar Schuhe. Hellbraun. Amelia konnte an der Innenseite gerade noch das Etikett erkennen. Marke Bass. Etwa Größe elf.
    Sie begriff sofort, dass der Freund, den die Frau erwähnt hatte, Thompson Boyd sein musste und dass die Wohnung auf der anderen Straßenseite lediglich ein weiteres seiner Verstecke darstellte. Und er hielt sich im Moment nicht dort drüben auf, weil er sich irgendwo in diesem Bungalow befand.
     
     

 … Zweiunddreißig
     
    Bring die Frau hier raus, dachte Amelia Sachs. Ihr Blick ist arglos.
    Sie weiß von nichts.
    Boyd ist natürlich bewaffnet.
    Und ich habe vorhin meine Glock gegen einen armseligen Revolver eingetauscht.
    Die Frau muss weg von hier. Und zwar schnell.
    Sachs’ Hand näherte sich dem Hosenbund, in dem Sellittos kleine Pistole steckte. »Ach, eines noch, Ma’am«, sagte sie ruhig. »Ich habe auf der Straße einen Lieferwagen gesehen. Könnten Sie mir vielleicht verraten, wem er gehört?«
    Was war das für ein Geräusch?, wunderte sie sich. Es kam irgendwo aus dem Haus. Metallisch. Aber nicht wie von einer Waffe, sondern ein leises Klappern.
    »Ein Lieferwagen?«
    »Ja. Sie können ihn von hier aus nicht erkennen. Er steht hinter diesem Baum da.« Sachs trat ein paar Schritte zurück und bedeutete ihr, nach vorn mitzukommen. »Könnten Sie vielleicht mal einen Blick darauf werfen? Sie wären mir eine große Hilfe.«
    Die Frau jedoch blieb im Eingang stehen und schaute zur Seite. Woher das Geräusch gekommen war. »Liebling?« Sie runzelte die Stirn. »Was ist denn?«
    Auf einmal wurde Sachs klar, dass das Klappern von einer Jalousie gestammt hatte. Boyd hatte das Gespräch mit seiner Freundin belauscht und aus dem Fenster geschaut. Und in der Nähe seines Verstecks war ihm ein ESU-Beamter oder ein Streifenwagen aufgefallen.
    »Es ist wirklich wichtig«, versuchte Sachs es noch einmal. »Könnten Sie denn nicht …«
    Aber die Frau erstarrte mit weit aufgerissenen Augen.
    »Nein! Tom! Was hast du …?«
    »Ma’am, kommen Sie her!«, rief Sachs und zog den Smith & Wesson. »Sofort! Sie sind in Gefahr!«
    »Was hast du damit vor? Tom!« Sie wich vor Boyd zurück, blieb aber im Korridor, erschrocken wie ein Hase im Scheinwerferlicht. »Nein!«
    »Runter!«, forderte Sachs sie mit lautem Flüstern auf und drang geduckt in das Haus vor.
    »Boyd, hören Sie«, rief Sachs. »Falls Sie eine Waffe haben, lassen Sie sie fallen. Werfen Sie sie nach draußen, wo ich sie sehen kann. Dann legen Sie sich auf den Boden. Sofort! Hier draußen sind Dutzende von Beamten.«
    Keine Reaktion. Nur die Frau schluchzte.
    Sachs beugte sich einmal kurz vor und schaute nach links um die Ecke. Sie erhaschte einen flüchtigen Blick auf den Mann, sein ruhiges Gesicht und die große schwarze Pistole in seiner Hand. Es war nicht der North American Arms Revolver, sondern eine großkalibrige Automatik, deren Magazin typischerweise ungefähr fünfzehn Schuss fasste. Dann duckte Amelia sich wieder in Deckung. Boyd hatte zu hoch gezielt. Seine beiden Schüsse verfehlten sie – wenngleich nur um wenige Zentimeter – und schleuderten Putz- und Holzsplitter durch die Luft. Die Brünette schrie bei jedem Atemzug, war völlig verwirrt, sah von Sachs zu Boyd und wieder zurück.
    »Lassen Sie die Waffe fallen!«, rief Sachs.
    »Tom, bitte! Was ist denn nur los?«
    »Miss, ducken Sie sich!«, rief Sachs ihr zu.
    Einen Moment lang herrschte absolute Stille. Was hatte Boyd vor? Es war, als würde er über seinen nächsten Schritt nachdenken.
    Dann gab er einen einzigen Schuss ab.
    Amelia zuckte zusammen, aber die Kugel ging fehl und schlug nicht mal in ihrer Nähe ein.
    Doch wie sich herausstellte, hatte Boyd gar nicht auf sie gezielt. Und er hatte getroffen.
    Die Brünette fiel auf die Knie und hielt sich den Oberschenkel. Zwischen ihren Fingern

Weitere Kostenlose Bücher