Das Teufelsspiel
Cooper angewiesen, eine Kopie an Parker Kincaid zu schicken, einen ehemaligen Dokumentengutachter und Handschriftenexperten des FBI, der sich selbstständig gemacht hatte und in der Nähe von Washington wohnte. Wie Rhyme wurde auch Kincaid gelegentlich von seinem alten Arbeitgeber und anderen Strafverfolgungsbehörden als Berater engagiert. In seiner Antwortmail stand, er werde sich so bald wie möglich bei ihnen melden.
Amelia las den Brief ein weiteres Mal und schüttelte verärgert den Kopf. Sie berichtete von dem Bewaffneten, den sie und Pulaski tags zuvor beim Museum angesprochen hatten. Der Wachmann hatte ihnen von dem wertvollen Inhalt des Gebäudes erzählt, den millionenschweren Lieferungen, die täglich aus Amsterdam und Jerusalem eintrafen.
»Ich hätte das erwähnen müssen«, sagte sie.
Aber wer wäre auf die Idee gekommen, dass Thompson Boyd mit dem Mord an Geneva beauftragt worden war, weil diese zum falschen Zeitpunkt aus dem Fenster geschaut hatte?
»Und warum hat er den Mikrofilm gestohlen?«, fragte Sellitto.
»Natürlich um uns in die Irre zu führen. Das ist ihm ja auch prima gelungen.« Rhyme seufzte. »Wir haben uns intensiv mit der Möglichkeit einer verfassungspolitischen Verschwörung beschäftigt. Boyd wusste vermutlich gar nicht, was Geneva da gelesen hat.« Er wandte sich an das Mädchen, das mit einer Tasse heißer Schokolade ganz in seiner Nähe saß. »Wer auch immer diese Nachricht geschrieben hat, hat dich von der Straße aus bemerkt. Dann ist er oder Boyd an den Bibliothekar herangetreten, um herauszufinden, wer du bist und wann du wiederkommen würdest, sodass Boyd dir dort auflauern konnte. Dr. Barry wurde ermordet, weil nur er in der Lage war, dich mit denen in Verbindung zu bringen … Jetzt denk bitte an letzte Woche zurück. Du hast um halb neun aus dem Fenster geschaut und einen Lieferwagen sowie eine Person in der Gasse gesehen. Weißt du noch?«
Geneva verdrehte die Augen und senkte den Kopf. »Keine Ahnung. Ich habe oft aus dem Fenster geschaut. Wissen Sie, wenn mir das Lesen zu viel wird, vertrete ich mir ein wenig die Beine. Aber ich kann mich an nichts Auffälliges erinnern.«
Während der nächsten zehn Minuten versuchte Sachs geduldig, das Mädchen im Gespräch dazu zu bringen, seinem Gedächtnis ein Bild zu entlocken. Doch es gelang nicht. Wer hätte eine Woche nach einem beiläufigen Blick auf die geschäftigen Straßen von Midtown noch gewusst, welche Personen oder Fahrzeuge dort gestanden hatten?
Rhyme rief den Direktor der Amerikanischen Edelsteinbörse an, berichtete ihm, was sie herausgefunden hatten, und fragte ihn, ob er sich vorstellen könne, welche Täter für einen Raub in Frage kämen.
»Scheiße, woher soll ich das wissen?«, erwiderte der Mann. »Allerdings kommt es häufiger vor, als man vermuten würde.«
»Wir haben an einigen der Beweisstücke reinen Kohlenstoff festgestellt und glauben, dass es sich um Diamantstaub handelt.«
»Oh, das dürfte bedeuten, dass die Kerle in der Nähe unserer Laderampe gewesen sind. Kein Außenstehender hat Zugang zu unserer Schleiferei, aber beim Polieren fällt nun mal Staub an. Der landet in den Beuteln der Staubsauger und auf allem, was wir wegwerfen.«
Der Mann kicherte. Der drohende Überfall schien ihn nicht weiter zu beunruhigen. »Glauben Sie mir, wer es auf uns abgesehen hat, muss wirklich Mumm haben. Wir haben hier die mit Abstand besten Sicherheitsvorkehrungen der Stadt. Die meisten Leute glauben, es sei wie im Fernsehen. Hier kommen Jungs vorbei, um ihrer Freundin einen Ring zu kaufen, und dann sehen sie sich um und fragen, wo denn diese unsichtbaren Strahlen sind, die man nur mit einer Spezialbrille erkennen kann. Tja, die Antwort lautet, es gibt keine verdammten Maschinen, die unsichtbare Strahlen aussenden. Denn falls man die Strahlen mit Hilfe einer Spezialbrille umgehen könnte, würden die bösen Buben sich solche Spezialbrillen kaufen und die Strahlen umgehen, richtig? Echte Alarmsysteme funktionieren anders. Sobald in unserem Tresorraum eine Fliege furzt, bricht die Hölle los. Aber nicht mal dazu kann es kommen, denn die Fliege würde es nie so weit schaffen.«
»Ich hätte es wissen müssen«, rief Rhyme, nachdem er das Telefonat beendet hatte. »Seht euch die Tabelle an! Was haben wir im ersten Versteck gefunden?« Er nickte in Richtung des Lageplans aus der Elizabeth Street. Das Museum, in dem der Überfall auf Geneva erfolgte, war darauf nur grob skizziert. Die Juwelenbörse auf
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