Das Teufelsspiel
zweites Mal ins Gesicht. »Nein, nein …« Er wollte nach ihr schlagen, aber sie war groß und stark. Die nächsten Treffer ließen ihn in die Knie gehen und auf die Seite kippen. Er drehte sich weg. »Halt, aufhören!«, rief er. Als Reaktion krachte der Stein schon wieder gegen seine Wange. Er hörte, wie sich der Kehle der Frau ein wütendes Brüllen entrang.
Ihr Kuss …
Was machte sie da?, fragte er sich schockiert. Sie hatte doch gewonnen … Warum tat sie das? Wieso hielt sie sich nicht an die Regeln? Wie konnte sie nur? Das war ganz und gar nicht korrekt.
… ist tödlich.
Als die beiden Streifenbeamten kurz darauf eintrafen, packte nur einer von ihnen Thompson Boyd und legte ihm Handschellen an. Der andere zerrte die Polizistin weg und entwand ihr den blutigen Stein. Trotz der Schmerzen und dem Klingeln in seinen Ohren hörte Thompson, wie der Cop immer wieder sagte: »Alles in Ordnung, alles in Ordnung, Detective. Es ist okay, Sie können aufhören. Wir haben ihn, wir haben ihn, wir haben ihn …«
… Dreiunddreißig
Bitte, bitte …
Amelia Sachs eilte, so schnell es ihr möglich war, zu Boyds Bungalow zurück, achtete nicht auf die Glückwünsche ihrer Kollegen und versuchte, auch den Schmerz in ihrem Bein zu ignorieren.
Schwitzend und außer Atem sprach sie den ersten Sanitäter an, der ihr über den Weg lief. »Wissen Sie, was mit der Frau in dem Haus ist?«
»Da drüben?« Er wies auf den Bungalow.
»Ja. Die Brünette, die da wohnt.«
»Ach, die. Ich fürchte, ich habe schlechte Neuigkeiten.«
Sachs atmete vernehmlich ein und spürte das Entsetzen wie einen kalten Schauder auf der Haut. Sie hatte Boyd erwischt, aber die Frau, die sie hätte retten können, war tot. Sie grub ihren Finger tief in die Nagelhaut des Daumens, fühlte den Schmerz, fühlte das Blut. Ich habe mich genauso verhalten wie Boyd, dachte sie. Ich habe für meinen Job eine Unschuldige geopfert.
»Sie wurde angeschossen«, fuhr der Sanitäter fort.
»Ich weiß«, flüsterte Sachs und sah zu Boden. O Mann, es würde schwierig werden, damit zu leben …
»Machen Sie sich keine Sorgen.«
»Sorgen?«
»Sie wird wieder gesund.«
Sachs runzelte die Stirn. »Haben Sie nicht was von schlechten Neuigkeiten gesagt?«
»Tja, angeschossen zu werden, ist ziemlich schlimm, meinen Sie nicht auch?«
»Herrje, ich wusste, dass sie angeschossen wurde. Ich war dabei, als es passiert ist.«
»Oh.«
»Ich dachte, Sie würden mir erzählen, dass sie gestorben ist.«
»Nein, nein. Es hat stark geblutet, aber wir waren rechtzeitig hier. Sie wird es überstehen. Wir haben sie in die Notaufnahme des St. Luke gebracht. Ihr Zustand ist stabil.«
»Okay, danke.«
Ich habe schlechte Neuigkeiten …
Sachs humpelte weiter und traf Sellitto und Haumann vor dem Versteck an.
»Sie haben ihn mit einer leeren Waffe überwältigt?«, fragte Haumann ungläubig.
»Genau genommen habe ich ihn mit einem Stein überwältigt.«
Der Leiter der ESU nickte und zog eine Augenbraue hoch – sein größtes Lob.
»Hat Boyd was gesagt?«, fragte sie.
»Dass er seine Rechte verstanden hat. Dann kam kein Ton mehr.«
Sachs und Sellitto tauschten ihre Waffen. Er lud nach. Sie überprüfte die Glock und steckte sie ein.
»Was ist mit dem Haus und der Wohnung?«, fragte Amelia.
Haumann fuhr sich mit der Hand über das stoppelige Haar. »Wie es aussieht, ist der Bungalow, in dem er gewohnt hat, auf den Namen seiner Freundin gemietet, Jeanne Starke. Sie hat zwei Töchter. Die Kinder sind nicht von Boyd. Wir haben das Jugendamt eingeschaltet. Das Apartment hier war ein Versteck. Voller Handwerkszeug, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ich sollte so schnell wie möglich die Spuren sichern«, sagte Sachs.
»Wir haben gut darauf aufgepasst«, sagte Haumann. »Nun ja, er hat darauf aufgepasst.« Er wies auf Sellitto. »Ich werde jetzt unseren Vorgesetzten Bericht erstatten. Bleiben Sie nach der Tatortuntersuchung noch kurz hier? Man wird auch Ihre Aussage hören wollen.«
Sachs nickte. Gemeinsam gingen sie und der massige Detective auf das Mietshaus zu. Das Schweigen zwischen ihnen war fast mit Händen zu greifen.
»Sie humpeln ja wieder«, sagte Sellitto schließlich.
»Wieder?«
»Ja. Als Sie vorhin auf der anderen Straßenseite unterwegs waren, habe ich aus dem Fenster geschaut. Da schienen Sie sich ganz normal bewegen zu können.«
»Manchmal hört es von selbst auf.«
Sellitto zuckte die Achseln. »Schon komisch, was so alles
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