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Das Tibetprojekt

Titel: Das Tibetprojekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Kahn
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Finanzhauptstadt Deutschlands.« Und er fügte hinzu: »Geld regiert die Welt.« Stahlmann warf
     ihm einen bösen Blick zu. Sicher. Aber bestimmt nicht deine Welt, dachte er. Eine Schande, was aus Deutschland geworden war.
     Dann kamen sie am Messeturm vorbei. Stahlmann blickte hasserfüllt auf den komplett mit rotem Marmor verkleideten Wolkenkratzer.
     In den oberen Stockwerken saß Goldman Sachs. Wie in New York ohne Firmenschild an der Tür. Das jüdische Großkapital ist zurück,
     dachte er. Sie erobern das Terrain. In unserem Land! Er knirschte leise vor sich hin. Diese Schwächlinge in Berlin schauen
     tatenlos zu und trauen sich nicht, was zu sagen. Sie rüsten vor lauter Schuldgefühlen sogar die Bundeswehr mit der UZI, einer
     israelischen Waffe, aus.
    |64| Aber wir kommen wieder, dachte Stahlmann. Stärker als jemals zuvor! Wir sind die Herrenrasse. Es steckt in uns, in euch. Es
     lebt noch heute. Und wir werden es wieder rausholen. Eure Seelen befreien. Denn ihr wollt es immer noch. Wie damals.
    Eigentlich müssten wir den jüdischen Bankern ja sogar dankbar sein. Sie verwalten seit 1945 artig und fleißig das im Dritten
     Reich angehäufte Vermögen. Und sie haben es wirklich gut gemacht. Ihre Investitionen haben uns für immer mit Geld versorgt.
     Kompliment! An all dem, was hier und sonstwo erwirtschaftet wird, sind wir beteiligt. Ich würde gern eure Gesichter sehen,
     wenn ihr erfahrt, dass ihr den Nazi-Schatz selbst vervielfacht habt. Und genau dieses Geld wird sich eines Tages gegen euch
     wenden. Ein hämisches Lächeln überzog sein Gesicht. Die anonymen globalen Finanzströme waren schon etwas Wunderbares.
    Stahlmann lachte finster, und der Botschafter schaute ihn beunruhigt an.
     
    Vor dem
Leeway
, wo Decker wohnte, sagte der Taxifahrer: »Wir sind da.« Stahlmann zahlte, ohne die Hand des Türken zu berühren, und stieg
     mit dem Botschafter aus. Der Fahrer war froh, dass er diesen düsteren Gast los war.
    Auf ihrem Weg nach oben fragte sich der Botschafter, was dieser Decker wohl für ein Mensch war. Viele Gerüchte und Geschichten
     rankten sich um diesen Mann. Nach dem Gespräch mit Tang hatte Stahlmann darauf bestanden, Decker überprüfen zu lassen. Eigentlich
     keine schlechte Idee. Man sollte vorher wissen, wem man einen so wichtigen Auftrag erteilte. Der Graf hatte das Dossier über
     Decker während des Fluges gelesen. Vor über zwanzig Jahren war Deckers Vater, ein genialer |65| Tüftler und Besitzer einer kleinen, aber feinen Fabrik für Nachtsichtgeräte, der gute Geschäfte mit Rüstungskonzernen in aller
     Welt machte, endgültig zu der Erkenntnis gelangt, dass er seinen einzigen Sohn an die Geisteswissenschaften verloren hatte.
     Gerade noch rechtzeitig vor der digitalen Revolution hatte er seine Firma verkauft und seinem Sohn einen zweistelligen Millionenbetrag
     hinterlassen, der sich durch geschickte Geldanlagen beständig vermehrt hatte und Philipp Decker ein sorgenfreies Leben ermöglichte.
     Seinen akademischen Standesgenossen galt Decker als Querdenker und Revoluzzer schlechthin. Nebenbei wurde erwähnt, dass er
     eine Reihe einflussreicher Freunde hatte, Mitglied im New Yorker Yachtclub war, auf keiner Modenschau in Paris fehlte und
     einen Pilotenschein für Helikopter hatte.
    Auch der
Butler
hatte das Dossier gelesen. Und war besorgt. Dieser Dr.   Decker schien gut zu sein. Viel zu gut.
Er könnte uns gefährlich werden. Vielleicht wäre es besser, ich fädle die Sache gleich so ein, dass er ablehnt und die Chinesen
     sich jemand anderen suchen müssen
.
     
    Jetzt standen sie vor der Tür und sammelten ihre Gedanken. Vor ihnen lag ein sehr heikles Gespräch. Wir werden sehen, dachte
     jeder für sich. Gerade als der Graf anklopfen wollte, wurde die Tür aufgerissen.
    Decker stand in seinem Smoking im Türrahmen und blickte die beiden sehr elegant gekleideten Diplomaten wütend an. »Das hat
     sich ja schnell rumgesprochen! Sie konnten es wohl nicht länger abwarten, was?«
    Der Botschafter war auf diesen Empfang nicht vorbereitet. »Verzeihen Sie, ich verstehe nicht ganz?«
    »Hören Sie, übermitteln Sie Berlin, dass die das nichts angeht. Das Außenministerium soll sich gefälligst da |66| raushalten«, sagte Decker. »Diese Nacht ist mein ganz persönlicher Beitrag zur deutsch-chinesischen Völkerverständigung. Und
     jetzt wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie uns in Ruhe ließen. Auf Wiedersehen.«
    Dem Grafen fehlten die Worte.
Soviel zu den

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