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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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und andere bekannte Mitglieder der angloamerikanischen Gesellschaft.
     
    An die 200 Millionen Pfund waren die Passagiere der ersten Klasse mindestens schwer, wenn man einmal die Vermögen der reichsten Passagiere auf alle rund 320 Erste-Klasse-Gäste hochrechnet. 200 Millionen Pfund würden sich heute auf etwa 20 Milliarden Euro oder mehr summieren.
     
    So teilt sich der Reichtum der ersten Klasse auf:
    Name
Vermögen Pfund/Dollar in damaligen Zahlen (geschätzt)
Colonel John Jacob Astor
30/150 Millionen
Benjamin Guggenheim
20/95 Millionen
Isidor Straus
10/50 Millionen
George Widener
10/50 Millionen
Bruce Ismay
8/40 Millionen
Charles Hayes
1,5/7,5 Millionen
William Dulles
1/5 Millionen
Emil Taussig
1/5 Millionen
Frederick Hoyt
1/5 Millionen
Clarence Moore
1/5 Millionen
    Diese illustre Gesellschaft wird nun nicht schlecht gestaunt haben, als sie erfuhr, dass Morgan seine Reise abgesagt hatte [66] oder anderen Berichten zufolge gar von Bord desertiert war. Und noch mehr muss sie gestaunt haben, als sich die
Titanic
mitten im Nordatlantik urplötzlich als Todesfalle erwies – und zwar so plötzlich, dass vor dem Untergang des Schiffes keine Rettung mehr eintraf.
     
    Mit einem Mal also kam dem Club der Superreichen an Bord der
Titanic
sein wichtigstes Mitglied und informelles Oberhaupt abhanden. Ohne Gottvater persönlich müssen sie sich geradezu verwaist vorgekommen sein; ohne den Mann, der Industrien und Imperien genauso schuf wie Schiffe und sie bisweilen auch untergehen ließ – die Industrien natürlich.
    Die Begründung – gesundheitliche Probleme – lässt aufhorchen, denn was gibt es schließlich Gesünderes, als auf der Promenade eines Atlantikdampfers zu entspannen und die frische Seeluft zu genießen? Antwort: In den Armen einer jungen Geliebten die frische Luft von Aix-les-Bains zu genießen, natürlich. Denn exakt in diesem französischen Badeort wurde Morgan wenige Tage später mit seiner jungen Geliebten angetroffen – und zwar, wie berichtet wird, bei bester Laune und Gesundheit.
    Zweitens stimmt nachdenklich, dass Morgans gesundheitlichen Probleme sogar auf seine Kunstwerke übergriffen, so dass auch sie die Reise nicht antraten. Nach dem Untergang des Schiffes sei es nicht sehr hilfreich gewesen, als herauskam, dass seine Kunstsammlung die Reise »in letzter Minute« verpasst hatte, schrieb Jackson. [67] Vielleicht war die Reise mit der
Titanic
also tatsächlich viel ungesünder, als man dachte – sogar für tote Gegenstände.
     
    Gemäß dem Buch
Ladies and Not-so-Gentle Women
(auf Deutsch etwa:
Damen und nicht so feine Damen
) über die New Yorker Damenwelt von Alfred Allan Lewis sagte Morgan die Reise nicht aus gesundheitlichen Gründen ab, sondern weil er die Belagerung durch aufdringliche Bittsteller fürchtete: »Als es sich herumsprach, dass der Finanzier bei der Jungfernfahrt dieses großartigen neuen Schiffes dabei sein würde, wurde die White Star Line von einem ganzen Aufgebot an Hochstaplern, Betrügern und Wall-Street-Spekulanten belagert, die alle in der Hoffnung eine Suite auf der
Titanic
buchen wollten, ihn auf See, wo er nicht ausweichen konnte, an irgendeiner Ecke abzupassen, um ihn dazu zu bringen, ihre todsicheren Geschäfte zu finanzieren. Er stornierte seine Buchung und gab bekannt, nicht vor dem Sommer in die Vereinigten Staaten zurückkehren zu wollen.« [68]
    Hm – war mit »Hochstaplern, Betrügern und Wall Street Spekulanten« etwa die High Society an Bord der
Titanic
gemeint? Ob das nun der wahre Grund der Absage war oder nicht – auf jeden Fall wird dadurch bestätigt, dass Morgans avisierte Anwesenheit eine beträchtliche Anziehungskraft auf bestimmte Passagiere ausübte.

Eine ansteckende Reisemüdigkeit
    Bleibt allerdings die Frage: Warum hat Morgan, wenn er nicht von Bittstellern belästigt werden wollte, auch seine gesamten Kunstgegenstände wieder ausgeladen bzw. gar nicht erst einladen lassen? Wollte der leidenschaftliche Kunstsammler diesen Pretiosen die Reise lieber auch nicht zumuten? Oder kam es wirklich zu den genannten Verzögerungen »in letzter Minute«?
    Die Absage von J. P. Morgan, dem obersten Schiffseigner, der sich während des Baus der
Titanic
um sie gekümmert hatte wie um sein eigenes Baby, ist seltsam genug. Das Interessante ist aber, dass auch eine andere Person aus der obersten Etage des »Unternehmens
Titanic
« absagte, nämlich Lord Pirrie, Erfinder der
Olympic
-Klasse und Vorsitzender der Belfaster Werft Harland & Wolff

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