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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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Seemeilen brauchte sie mindestens dreieinhalb Stunden. Die
Titanic
sank aber etwa zwei Stunden nach ihrem Notruf. Der Kapitän der
Mount Temple
, Moore, teilte der Zeitung mit, das Ganze müsse ein Irrtum sein, denn zum Zeitpunkt des Notrufs habe er sich 50 Meilen südwestlich der
Titanic
befunden und sei erst um 4.30 Uhr am nächsten Morgen am Unfallort eingetroffen.
    Meuterei auf der
Mount Temple
    Es fanden sich jedoch auch auf der
Mount Temple
Zeugen, die die
Titanic
mit eigenen Augen gesehen hatten. Einer davon ist Ernst Wilhelm Zurch, ein weiterer Passagier des Schiffes, der die Anweisungen des Kapitäns zusammen mit zwei anderen missachtet und die
Titanic
vom Deck der
Mount Temple
aus beobachtet hatte.
    Die Behauptung von Dr. Quitzrau, »dass Passagiere und Crew der Meinung waren, die Lichter der unglücklichen
Titanic
gesehen zu haben, wird durch Herrn Zurch bestätigt«, schrieb der
News-Plaindealer
aus Alberta am 26.4.1912. [172] »Er ist ziemlich sicher, dass sie die Masten der
Titanic
sahen und ist nicht bereit, die Behauptung zu akzeptieren, dass sie 40 Meilen von dem verunglückten Schiff entfernt gewesen seien.«
    Genau wie auf der
Californian
kam es Zurch zufolge auch auf der
Mount Temple
beinahe zu einer Meuterei, als die Offiziere überlegten, kurzfristig das Kommando zu übernehmen, um auf die Hilferufe der
Titanic
zu reagieren. Eine solche drastische Maßnahme (»Meuterei«), die mit erheblichen persönlichen Risiken verbunden ist, ziehen Offiziere nicht jeden Tag in Betracht. Sie zeugt von einem manifesten Notstand an Bord der
Mount Temple,
der darin bestand, dass sich der Kapitän offenbar strikt weigerte, der
Titanic
zu helfen. Genau wie die
Californian
hielt sie offenbar Funkstille und löschte – besonders perfide – sogar noch die Decksbeleuchtung, stellte sich also quasi tot.
    Ganz offenbar war Zurch eine der Quellen für Passagiere wie Quitzrau, die sich im Inneren des Schiffes aufhielten und das Geschehen von dort aus mitverfolgten. Das alles könnte sich zu einem schlüssigen Bild entwickeln, wenn da nicht die »verflixten« 40 Meilen Entfernung zur
Titanic
wären, die Quitzrau als Aussage des Funkers der
Mount Temple
zitiert hatte.
     
    Im Sommer 1912 schrieb jedoch ein gewisser William Henry Baker, der nach dem Untergang der
Titanic
als Vierter Offizier auf der
Mount Temple
gefahren war, an den Kapitän der
Californian,
Stanley Lord, einen Brief. Weil Lord von aller Welt beschuldigt wurde, der
Titanic
die Hilfe verweigert zu haben, befand er sich in erheblichen Schwierigkeiten. In seinem Brief schilderte Baker, was ihm die Besatzung der
Mount Temple
über die Unglücksnacht berichtet hatte:
    Die Offiziere und andere erzählten mir, was sie in jener ereignisreichen Nacht gesehen hatten, als die
RMS Titanic
unterging, und dass sie 10 bis 14 Meilen von ihr entfernt gewesen seien, als sie ihre Signale sahen. Dem Gesagten entnehme ich, dass der Kapitän Angst hatte, durch das Eis zu fahren, obwohl es nicht sehr dick zu sein schien. Sie sagten mir, sie sahen nicht nur ihre Deckbeleuchtung, sondern auch mehrere grüne Lichter zwischen ihnen und dem, was sie für die
RMS Titanic
hielten. Einige Zeit nach ihrer Sichtung gab es zwei laute Knallgeräusche, die sie für das Ende der
RMS Titanic
hielten. Wie ich gehört habe, sagte der Kapitän bei der Untersuchung in Washington, dass er 49 Meilen entfernt war – aber die Offiziere behaupten, dass er nicht mehr als 14 Meilen weit weg war. Ich muss Ihnen sagen, dass diese Männer sehr empört waren, dass sie nicht aufgefordert worden waren, beizeiten auszusagen, denn sie waren über das Verhalten des Kapitäns in der Angelegenheit äußerst erbost. Der Arzt hatte alle Vorbereitungen getroffen, Kabinen waren in Krankenzimmer verwandelt worden etc. Und die Mannschaft stand bereit, an Deck zu helfen, beobachtete ihre Lichter und die grünen Lichter in den Booten. Bei unserer Ankunft in Gravesend wurde nach dem Kapitän und dem Funker verlangt, außerdem nach den beiden Logbüchern, dem Scrap-Log und dem des Leitenden Offiziers. Was sie mit dem Scrap-Log wollten, verstehe ich nicht, denn über die vier Stunden standen nur etwa eineinhalb Zeilen darin und im Buch des Leitenden, das ich selbst gesehen habe, vielleicht eine halbe Seite (…). [173]
    Interessant – hier waren es plötzlich nicht mehr 40, sondern 14 Meilen Abstand zur
Titanic
, womit sich die Möglichkeit eröffnete, dass die
Mount Temple
tatsächlich beim Untergang

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