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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Staatsanwaltschaft gefahren, aber
sie wollte nichts mehr mit uns zu tun haben. Dabei haben wir ihr
nichts getan. Ich weiß nicht, was in ihrem Kopf vorging. Und
dann kam das mit dem Überfall. Wir haben sie im Krankenhaus
besucht, aber als sie nach ein paar Tagen aus dem Koma aufgewacht
ist, hat sie uns gleich des Zimmers verwiesen. Das war das
letzte Mal, dass wir sie gesehen haben. Vor zwei Monaten ist
mein Mann gestorben, und ich denke, sie hätte sich wenigstens
zu diesem Anlass einmal melden können, doch nichts dergleichen,
kein Anruf, keine Karte, nichts.«
    Durant ließ Frau Sittler, die Mühe hatte, die Fassung zu bewahren,
etwas Zeit, sich zu fangen, bevor sie sagte: »Ihre Enkelin
hat gestern etwas von einem unseligen Prozess erwähnt, über den
Sie ihrer Ansicht nach etwas wissen. Handelte es sich dabei um
den Prozess, dem die Drohanrufe folgten?«
    Frau Sittler zögerte mit der Antwort und sagte, ohne Durant
dabei anzusehen: »Meine Enkelin glaubt, dass ich ihr etwas verheimliche,
aber das stimmt nicht. Ich weiß überhaupt nichts über
irgendwelche Prozesse, in denen meine Tochter die Anklage vertreten
hat, weil Corinna nie über ihre Arbeit gesprochen hat.«
    Durant beugte sich nach vorn und sagte: »Frau Sittler, Leslie
würde doch nicht den Begriff -unselig- verwenden.«
    »Frau Durant, ich weiß nichts und habe Ihnen auch nichts
mehr zu sagen. Es tut mir leid.« Von einer Sekunde zur andern
wurde sie verschlossen wie eine Auster, die Haltung straff und
ablehnend.
    Durant wusste, es hatte keinen Sinn, weiter auf sie einzureden.
Sie erhob sich und legte ihre Karte auf den Tisch. »Mir auch.
Sollte Ihnen trotzdem noch etwas einfallen, was zur Aufklärung
des Mordes dienlich sein könnte, rufen Sie mich an. Auch wenn
Sie sich nichts mehr zu sagen hatten, sie war Ihre Tochter.«
»Ich habe alles gesagt. Wissen Sie, ich bin müde. Ich habe
fast keine Tränen mehr, ich kann nicht einmal mehr trauern. Erst
mein Mann, den ich fast zwei Jahre lang gepflegt habe, bis er
endlich gehen durfte, und jetzt Corinna. Der einzige Mensch,
der mich noch am Leben hält, ist Leslie. Wäre sie nicht, wäre
ich auch schon nicht mehr hier. Aber noch braucht sie mich.
Halten Sie mich bitte nicht für unhöflich, aber meine Kräfte
gehen zur Neige. Darf ich Sie noch fragen, wie Corinna gestorben
ist?«
    »Das Ergebnis der gerichtsmedizinischen Untersuchung liegt
uns noch nicht vor«, log Durant, doch sie merkte, dass Frau Sittler
ihr das nicht abnahm.
    »Warten Sie, ich begleite Sie zur Tür.«
    »Nein, nicht nötig. Überlegen Sie es sich noch einmal, ob Sie
mir nicht doch Informationen geben können, die ...«
    »Es gibt nichts mehr zu überlegen, es ist alles gesagt. Auf
Wiedersehen.«
    »Wiedersehen.«
    Durant ging zum Auto und spürte den Blick von Frau Sittler in
ihrem Rücken. Sie hatte inständig gehofft, mehr zu erfahren,
doch die Frau mit dem vollen grauen Haar, den gepflegten Händen
und den trüben braunen Augen hatte mit ihrem Leben abgeschlossen.
Außer ihrer Enkelin Leslie gab es nichts mehr, für das
es sich zu leben lohnte.
    Auf der Fahrt zurück nach Frankfurt dachte Durant über die
vergangenen Stunden nach und wusste, dass dieser Fall ihr noch
viel Kopfzerbrechen bereiten würde. Sie drehte die Lautstärke
ihres Radios hoch, als FFH ihren derzeitigen Lieblingshit »Dieser
Weg« von Xavier Naidoo spielte. Dieser Weg wird kein leichter
sein, dieser Weg wird steinig und schwer. Nein, dachte sie,
dieser Weg wird für alle kein leichter sein.
     

Montag, 15.45 Uhr
     
    Julia Durant hatte an einem Cafe haltgemacht und sich
ein Stück Käsekuchen und ein Kännchen Kaffee bestellt. Sie war
müde und schon jetzt erschöpft und hoffte, durch das Essen und
Trinken wieder etwas mehr Elan zu bekommen und aufnahmebereiter
zu sein.
    Sie wählte die Nummer von Andrea Sievers, um ihr mitzuteilen,
dass sie nicht mehr in die Rechtsmedizin kommen werde, sie
habe noch etliches anderes zu erledigen. Statt Andrea meldete
sich Prof. Bock.
    »Tut mir leid, aber Dr. Sievers ist unterwegs. Versuchen Sie es
am besten auf ihrem Handy.«
    »Nein, ich wollte nur Bescheid geben, dass ich heute nicht
mehr vorbeikomme. Schönen Abend noch.«
    »Gleichfalls«, sagte Bock und legte auf.
    Sie erreichte das Präsidium um kurz vor vier. Berger hatte einen
Stapel Papier auf seinem Schreibtisch liegen, dazu eine Menge
Fotos, während Kullmer und Seidel telefonierten.
    »Hektische

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