Das Todeskreuz
Schweinefleisch, Kartoffeln, Gemüse und Salat auch Champagner
und Cognac in nicht unerheblicher Menge. Sein Blutalkoholwert
lag bei 1,3 Promille, womit er eigentlich fahruntüchtig
war. Allerdings lässt der Zustand seiner Leber und seines Pankreas
darauf schließen, dass er an Alkohol gewöhnt war. Seine
Leber befand sich in einem miserablen Zustand, starke Verfettung,
die über kurz oder lang zur Zirrhose geführt hätte. Seine
Alkoholgewöhnung wiederum könnte bedeuten, dass er doch
noch vorhatte, an diesem Abend nach Köln zu fahren, nur eben
etwas später, als er seiner lieben Frau gesagt hat. Tja, nun bist
du an der Reihe.«
»Buchmann war Alkoholiker?«
»Richtig.«
»Noch was?«
»Er war Kettenraucher, in seinen Lungen war mehr Teer als
in den Straßen von Frankfurt und Offenbach zusammen. Mich
wundert, wie lange manche Körper so einen Raubbau durchhalten.
«
Brandt interessierte das Letzte nicht. Er überlegte und fragte
nach einer Weile: »Wenn jemand eine Geliebte hat, wie wahrscheinlich
ist es, dass man zum Geschlechtsverkehr ein Kondom
überzieht?«
»Wenn man sich ein wenig besser kennt, würde ich sagen, die
Wahrscheinlichkeit ist gleich null. Allerdings gibt es auch heute
noch viel zu viele, die mit einem oder einer Wildfremden ins Bett
springen, ohne sich zu schützen. Aber das kommt ja bei Buchmann
nicht in Betracht.«
»Okay, ich lass das von meinen Kollegen überprüfen. Es ist
glaub ich nicht relevant, ob er eine Geliebte hatte oder in einem
Puff war. Viel wichtiger ist, rauszukriegen, wo er am Sonntagabend
war. Ich kann mich aber nicht darum kümmern, weil ich
bald weg muss. Lass uns doch so gegen sechs noch mal telefonieren,
falls du nichts anderes vorhast.«
»Du kannst es probieren. Wenn ich nicht abnehme, bin ich
entweder nicht zu Hause oder schon im Bett. Ja dann, ich muss
weitermachen.« Kein Ciao, kein Tschüs, kein bis dann, nur ein
-ich muss weitermachen-.
Hm, dachte er, so hat sie sich manchmal verabschiedet, als sie
noch Fremde waren und ein- oder zweimal dienstlich am Telefon
miteinander gesprochen hatten.
Da waren wieder diese dunklen Wolken, aber komischerweise
machten sie ihm nach diesem Telefonat weniger aus als
noch vor ein paar Minuten. Es ist aus, dachte er, und jetzt ist
es wohl endgültig. Drei Jahre waren sie zusammen, die meiste
Zeit davon war eine schöne Zeit gewesen. Aber Andrea signalisierte
ihm immer öfter und immer deutlicher, dass sie nicht
mehr mit ihm leben wollte, und das Telefonat eben war ein
weiterer Beweis dafür. Schon lange kein Wort mehr von Heirat
und zusammenziehen, kaum noch Zärtlichkeiten, dafür umso
häufiger spitze, manchmal auch verletzende Bemerkungen in
seine Richtung, die er bei ihr nie für möglich gehalten hatte.
Okay, dann ist eben auch dieses Kapitel abgeschlossen. Ich
lass die Dinge jetzt einfach auf mich zukommen, dachte er und
rief Julia Durant an.
»Ich bin gerade essen«, entschuldigte sie sich mit noch vollem
Mund. »Kleinen Augenblick ... So, jetzt bin ich für Sie da.«
»Haben Sie inzwischen die Adressen?«, fragte er.
»Hab ich. Ich wollte gleich zu den Eltern von Laura Kröger
fahren und anschließend zu Thomas Gebhardt. Sind Sie dabei?
«
»Klar, hab sowieso nichts anderes vor. Wo treffen wir uns?«
»Können Sie in einer halben Stunde in Bockenheim in der
Markgrafenstraße sein? Sagen wir vor dieser neumodischen Kirche,
ich glaub, die heißt Zentrum der Verkündigung oder so. Sie
werden's schon finden.«
»Ich beeil mich, aber warten Sie bitte, wenn ich nicht ganz
pünktlich bin, ich kenn mich in Frankfurt nicht gerade gut aus.«
»Ich weiß. Und außerdem hab ich schon oft auf Männer gewartet
«, entgegnete sie grinsend, was er nicht sah, aber hörte.
Er berichtete Spitzer und Eberl stichpunktartig von dem Gespräch
mit Andrea Sievers und instruierte sie, nachzuforschen,
wo Buchmann am Sonntag zwischen neunzehn und zweiundzwanzig
Uhr gewesen war.
»Und wenn es stimmt, was mir ein kleiner Mann zuflüstert,
dann war er sonntags nie in Köln, sondern eher bei einer Geliebten.
Und mir soll keiner weismachen, dass seine Frau nichts davon
gewusst hat. Ich hab gestern schon gesagt, dass die Buchmann
einen Geliebten hat, woraufhin Andrea meinte, dass auch
er fremdgegangen ist. Also, findet raus, wo er sich am Sonntagabend
rumgetrieben hat, das hat oberste Priorität. Ich mach mich
vom Acker, sollte irgendwas sein ...«
»Wo geht's hin?«, wollte
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