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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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knapp einen Meter breit und nur wenig höher. Auf Händen und Knien folgten sie seinem gemächlich ansteigenden, mehrfach gewundenen Verlauf. Unter diesen beengten Verhältnissen wäre es auch ohne den Qualm und die Hitze der Fackel ziemlich warm und stickig gewesen. Zeitweise bekam Gamay kaum Luft.
    Die zurückgelegte Strecke und die Richtung ließen sich nur schwer abwägen, aber Gamay schätzte die Länge des Tunnels auf ungefähr zwanzig Meter, und an einer Stelle erfolgte eine scharfe Kehrtwendung.
    Sie war mit dem Gesicht nach unten vorangekrochen und hatte nur hin und wieder den Kopf gehoben, um nicht mit Chi zusammenzustoßen, wenngleich das ziemlich unwahrscheinlich war. Er huschte wie ein Maulwurf durch die Gänge. Plötzlich hörte der Tunnel auf, und sie stieß gegen die Beine des Professors. Sie stand auf, um die Ursache der Verzögerung in Erfahrung zu bringen.
    »Halt«, sagte Chi und streckte den Arm aus, um ihr den Weg zu versperren.
    Er wirkte wie erstarrt. Im Schein der Fackel erkannte Gamay auch sofort den Grund dafür. Der Gang endete an einem Felsvorsprung, unter dem ein bodenloser Abgrund gähnte. Quer über der Spalte lagen drei Baumstämme. Die alten Baumeister hatten ihre Brücke mit Querstreben verstärkt und daran gedacht, auf einer Seite eine Stange anzubringen, die als Geländer dienen sollte.
    »Ich gehe als Erster«, sagte Chi. Behutsam setzte er seinen Fuß auf einen der Stämme.
    Als der Baum hielt, hatte Chi es plötzlich eilig. Ein paar schnelle Schritte, und er war drüben. »Es ist nicht gerade die Golden Gate Bridge«, sagte er entschuldigend, »aber sie scheint in gutem Zustand zu sein.«
    Das Wort
scheint
hing in der Luft und überschattete den Rest des beruhigend gemeinten Satzes. Argwöhnisch musterte Gamay den schlichten Übergang. Leider blieb ihr keine andere Wahl. Sie rief sich ins Gedächtnis, dass sie nur etwa sechzehn Kilo mehr wog als der Professor, und balancierte dann wie ein Seiltänzer über den Abgrund. Die Brücke war stabiler, als Gamay vermutet hatte, und die grob behauenen Stämme kamen nicht ins Rollen. Trotzdem war sie froh, als sie Chis ausgestreckte Hand erreichte und wieder auf festem Fels stand.
    »Gut gemacht«, sagte er und führte sie zum Boden eines weiteren Schachts. Gamay brach fast in Panik aus, als sie keine Leiter sah, aber dann deutete Chi auf die in den feuchten und schlüpfrigen Fels geschlagenen Stufen. Sie waren kaum groß genug für Gamays Zehen und Finger, und erneut musste sie viel Muskelkraft und all ihr bergsteigerisches Können einsetzen. Die Bauwerke hier waren für schmächtige Maya errichtet worden, nicht für riesige Weiße, murrte sie im Stillen.
    Am oberen Ende des Schachts folgte abermals ein niedrige r Tunnel. Gamays Kehle war trocken wie die Sahara an einem besonders heißen Tag. Die Strapazen des Kletterns, Schwimmens und Kriechens machten sich bemerkbar. Der Qualm brannte in ihren Augen, und ihre Knie waren wund gescheuert. Einmal mussten sie und der Professor sich durch eine Felsspalte quetschen. Gamay wollte schon aufgeben, hätte der Professor nicht im selben Moment triumphierend gerufen:
    »Dr. Gamay, wir sind draußen!«
    Wenige Sekunden später standen sie in einer Kammer, die so riesig war, dass der Fackelschein nicht bis zu der hohen Decke emporreichte. Gamay rieb sich den Ruß aus den Augen. Waren das Säulen? Sie lieh sich kurz die Fackel aus und musste leise lachen, als das Licht nicht etwa auf Säulen, sondern auf riesige Stalaktiten fiel. Die Höhle war annähernd rund. Mehrere Gänge zweigten von ihr ab. Eine der Öffnungen war halbkreisförmig und doppelt so hoch wie ein Mensch. Im Gegensatz zu der kaum bearbeiteten Öffnung, durch die sie die Höhle soeben betreten hatten, waren die Durchgänge glatt und gleichmäßig und die Oberfläche des Bodens unerwartet eben.
    »Man könnte hier mit einem Auto fahren!«, rief Gamay.
    »Es gibt Legenden über unterirdische Verbindungsstraßen zwischen den einzelnen Ansiedlungen. Ich habe diese Berichte stets für Übertreibungen gehalten und gedacht, ein paar der Einheimischen hätten natürliche Tunnel gesehen und fälschlich geglaubt, es handle sich um künstlich angelegte Gänge. Aber das hier …«
    Vor ihnen war ein Teil der Decke eingestürzt und versperrte den Weg. Sie wollten zur Hauptkammer zurück, erkundeten vorher aber noch einen Seitengang. Er führte sie zu einem kleine n Platz, dessen rechteckiger Fliesenboden von echten Säulen umgeben war, nicht von

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