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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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gebrauchen.« Durch eines der Bullaugen sah Austin, dass sich ein blaues Boot näherte. Am Bug war der Name
Myra
aufgemalt.
    »Entschuldigen Sie mich, Käpt’n«, sagte er. »Ich glaube, unser Führer ist soeben eingetroffen.«
40.
    Georgetown, Washington D. C.
    »Gamay, hast du mal kurz Zeit?«, rief Trout aus seinem Arbeitszimmer. Er saß vor dem Computer und starrte angestrengt auf den übergroßen Monitor, den er für die Grafikentwicklung seiner diversen Unterseeprojekte benutzte.
    »Komme gleich«, antwortete Gamay aus dem Nebenraum. Sie lag auf einem schmalen Brett, das zusammen mit zwei Leitern ein behelfsmäßiges Gerüst bildete, und schwebte horizontal über dem Boden wie ein Yogi in Trance. Sie und Paul waren ständig damit beschäftigt, das Innere ihres Backsteinhauses umzugestalten. Rudi Gunn hatte ihr zwar ein paar Tage Erholung verordnet, bevor sie sich im Hauptquartier der NUMA zurückmelden sollte, aber sobald sie wieder zu Hause war, setzte sie die Arbeit an ihrem bereits begonnenen Projekt fort und malte naturgetreue Blumengirlanden an die Decke des Wohnzimmers.
    Sie ging ins Arbeitszimmer und wischte sich die Hände an einem Lappen ab. Ihr dunkelrotes Haar steckte unter einer weißen Mütze mit dem Werbeaufdruck eines Farbenherstellers, und sie trug alte Jeans und ein Arbeitshemd aus Chambray. Ihr Gesicht war von grünen und roten Farbtupfern übersät, abgesehen von der Region um ihre Augen, denn sie hatte eine Schutzbrille getragen. Jetzt wirkte sie ein wenig wie ein Waschbär.
    »Du siehst aus wie ein Dripping-Gemälde von Jackson Pollock«, sagte Trout.
    Sie wischte sich einen karmesinroten Farbklecks vom Mund.
    »Ich verstehe nicht, wie Michelangelo jemals die Decke der Sixtinischen Kapelle bemalen konnte. Ich bin erst seit einer Stunde an der Arbeit, und schon jetzt leide ich unter einem schweren Fall von Knochenhautentzündung.«
    Trout spähte über den imaginären Rand seiner nicht vorhandenen Brille zu ihr empor und lächelte sie frech an.
    »Was soll denn dieses wölfische Grinsen bedeuten?«, fragte Gamay argwöhnisch.
    Er legte ihr den Arm um die schmale Taille und zog sie an sich. Seit sie nach Hause zurückgekehrt waren, hatte er sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit berührt, als fürchtete er, sie würde wieder im Dschungel verschwinden. Die Zeit, während der sie als vermisst gegolten hatte, war für ihn der reinste Alptraum gewesen, aber seine Ostküstenerziehung würde niemals zulassen, dass er diese Gefühle offen eingestand.
    »Ich habe nur gerade gedacht, wie sexy du mit all der Farbe im Gesicht aussiehst.«
    Gamay zerzauste ihm sanft das dünne Haar und strich es dann nach vorn in die Stirn. »Ihr Perversen wisst wirklich, wie man einem Mädchen Komplimente macht.« Dann bemerkte sie die Bilder auf dem Monitor. »Hast du mich deswegen gerufen?«
    »So viel zu den plötzlichen ungestümen Gesten der Zuneigung.« Er wies auf den Bildschirm. »Ja. Sag mir, was du siehst.«
    Sie stützte sich auf Pauls Schulter und schaute genauer hin.
    »Kleiner Dummkopf. Ich sehe wunderbar detaillierte Skizzen von acht bildhübschen Köpfen.« Ihre Stimme nahm einen nüchternen wissenschaftlichen Tonfall an, fast wie das monotone Protokoll eines Pathologen, der eine Autopsie durchführt. »Auf den ersten Blick scheinen die Profile identisch zu sein, aber bei genauer Untersuchung stelle ich kleine Unterschiede fest, hauptsächlich an Kinn und Mund, aber auch an der Schädelform. Wie halte ich mich, Sherlock?«
    »Du
siehst
nicht nur, mein lieber Watson, du
nimmst wahr

    »Nichts einfacher als das, mein teurer Freund. Wer hat diese Skizzen angefertigt? Das sind ja echte kleine Kunstwerke.«
    »Der geschätzte Dr. Chi. Ein Mann mit vielerlei Talenten.«
    »Ich habe den Professor gut genug kennen gelernt, um mich über gar nichts mehr zu wundern, was er tut. Wie bist du zu diesen Zeichnungen gekommen?«
    »Chi hat sie mir gezeigt, als ich in Harvard war. Er hat mich gebeten, deine Meinung einzuholen, weil er weiß, dass du zunächst Archäologie studiert hast, bevor du dann auf Biologie umgeschwenkt bist. In erster Linie ging es ihm aber um eine weitere Einschätzung.« Trout lehnte seinen langen Körper zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Ich bin Tiefseegeologe. Ich kann dieses Zeug hier nehmen und daraus so viele hübsche Bilder basteln, wie ich will, aber für mich ergibt das alles keinen Sinn.«
    Gamay zog sich einen Stuhl heran und nahm neben ihrem Mann Platz.

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