Das Todeswrack
oberen Ende der Nahrungskette befinden.«
McGinty grunzte zustimmend. »Das alles wäre nicht so schlimm, aber es gibt noch weitere Probleme. Da ist stets eine heimtückische Strömung. Die kann dir den ganzen Weg über zu schaffen machen und verläuft sogar quer durch das Schiff.
Manchmal kommt es dir so vor, als würde es dich direkt von der Steigleine wegreißen.«
»Ich habe gemerkt, wie das U-Boot geschoben wurde«, sagte Zavala.
McGinty nickte. »Wie war die Sicht?«
»Heute ziemlich gut. Wir haben das Wrack ohne Scheinwerfer gefunden«, sagte Austin.
»Sie haben Glück gehabt. Die Sonne hat geschienen, und die See war relativ ruhig. An einem bewölkten oder nebligen Tag kann man praktisch direkt vor dem Wrack stehen und sieht es nicht. Und das ist noch
gar nichts
im Vergleich zum Innern.
Schwarz wie der Hades und überall Schlick. Bei der leisesten Berührung bist du sofort von einer dermaßen dichten Wolke eingehüllt, dass deine Lampe nutzlos ist. Auf diese Weise kann man sehr leicht die Orientierung verlieren und sich verirren.
Aber am schlimmsten ist die Gefahr, irgendwo hängen zu bleiben. Bei all den Drähten und Kabeln, die von der Decke hängen, hat man ganz schnell echte Probleme. Sofern man überhaupt an diesen Netzen und Seilen auf dem Rumpf vorbeikommt oder an den Mikrofilamenten, die durch das Wrack treiben. Sie sind unsichtbar. Du weißt nicht, dass sie da sind, bis sie sich im Atemventil festsetzen. Mit einer normalen Flasche hast du maximal zwanzig Minuten, falls du keine Schwierigkeiten bekommen willst.«
»Dann bleibt nicht viel Zeit, um so ein großes Schiff zu erforschen.«
»Das ist einer der Gründe, warum es so verdammt gefährlich ist. Die Leute wollen dann noch unbedingt diese Tasse oder jene n Teller mit der italienischen Wappenkrone drauf. Man bedenke, sie haben so viel Vorbereitungszeit und Geld investiert, um herzukommen. Sie vergessen es einfach. Sie werden sehr schnell müde, vor allem, wenn sie gegen die Strömung ankämpfen und Tri-Mix atmen. Sie machen Fehler.
Verirren sich. Vergessen die Verhaltensmaßregeln, die sie sich eingeprägt haben. Die Ausrüstung muss einfach perfekt funktionieren. Ein Kerl ist gestorben, weil er die falsche Mischung in der Flasche hatte. Bei meinem letzten Tauchgang hatte ich fünf Flaschen, einen Bleigürtel, Taschenlampen, Messer. Ich habe hundertdrei Kilo Ausrüstung mitgeschleppt.
Man muss jahrelange Erfahrung haben, um in diesem Schiff zu tauchen. Und trotzdem kann man sich leicht verirren. Das Schiff liegt auf der Seite, also stehen Decks und Böden senkrecht, und die Durchgänge verlaufen horizontal.«
»Das hört sich so an, als sei die
Andrea Doria
wie für uns gemacht, nicht wahr, Joe?«
»Aber nur, wenn in der Bar noch Tequila ausgeschenkt wird.«
McGinty runzelte die Stirn. Ein solch großspuriges Verhalten vor einem Tauchgang zur
Doria
bedeutete normalerweise einen Fahrschein ins Grab. Bei diesen beiden Männern war er sich nicht sicher. Dieser große Kerl, dessen Haarfarbe nicht zu dem glatten Gesicht passte, und der ruhige dunkelhäutige Mann mit dem Schlafzimmerblick strahlten ein ungewöhnliches Selbstvertrauen aus. Der besorgte Gesichtsausdruck des Kapitäns verschwand, und er grinste wie ein alter Schelm. Nein, es würde ihn nicht überraschen, die beiden wie selbstverständlich in die Erste-Klasse-Bar der
Doria
schwimmen zu sehen, um bei dem Geist des Barkeepers einen Drink zu bestellen.
»Wie wird das Wetter, Käpt’n?«, fragte Austin.
»Hier draußen bei den Untiefen ist es meistens höllisch wechselhaft. Am einen Tag ruhig, am nächsten ein tosender Sturm. Der Nebel ist berüchtigt. Die Leute von Bord der
Doria
und der
Stockholm
können ein Lied davon singen, wie schlimm es werden kann. Momentan haben wir Wind aus Südost, aber er wird weiter nach Westen drehen, und ich schätze, Sie werden eine ruhige See haben. Aber ich habe keine Ahnung, wie viele Tage das hier draußen anhält.«
»Schon in Ordnung, wir haben es sowieso ziemlich eilig«, sagte Austin. »Mehrere Tage werden wir kaum brauchen.«
McGinty grinste. Ja, verflucht großspurig. »Wir werden sehen. Aber ich muss zugeben, Sie beide haben Schneid. Wonach suchen Sie, nach einem gepanzerten Lastwagen im Frachtraum? Das wird ein schönes Stück Arbeit. Vor allem, wenn Sie das Wrack nicht kennen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen, aber meine Zeit als Taucher ist vorbei.
Sie könnten ganz gut einen Führer
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