Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
Vom Netzwerk:
dass die Nackenhaare sich aufrichteten. Er hörte Donatellis Stimme, die den Furcht erregenden Abstieg in die Eingeweide des Schiffs schilderte.
    Der alte Mann hatte Unrecht, stellte Austin fest. Das hier war
schlimmer
als alles, was Dante sich jemals hätte ausmalen können. Mit dem Feuer und Schwefel des Infernos würde Austin es jederzeit aufnehmen. Immerhin konnte Dante etwas
sehen
.
    Auch wenn es sich dabei ausschließlich um Dämonen und Verdammte handelte.
    Man konnte kaum glauben, dass die Decke dieses riesigen leeren Kolosses einst unter der Dieselkraft von vielen tausend Pferdestärken erzittert und dass mehr als zwölfhundert Passagiere in der sinnenfrohen Schönheit des Schiffs geschwelgt hatten, umgeben von nahezu sechshundert dienstbaren Geistern.
    Die erste Person, die nach dem Untergang der
Andrea Doria
hinabtauchte, berichtete im Anschluss, das Schiff habe noch wie lebendig gewirkt und eine schaurige Kakophome aus Stöhn- und Kreischlauten von sich gegeben. Man habe das Poltern losgerissener Trümmerstücke und das Rauschen des Wassers in den Gängen hören können. Austin sah nur noch Verfall, Leere und Stille, abgesehen von dem Geräusch der Atemsysteme des Anzugs. Es spukte in diesem gewaltigen Metallberg, und wenn man zu lange hier verweilte, konnte man den Verstand verlieren.
    Das Schiff wirkte überwältigend groß, und Austin schaute ständig auf die Tiefenanzeige. Obwohl sie sich nur ungefähr sechzig Meter unter der Oberfläche befanden, kam es ihm aufgrund der Dunkelheit tiefer vor. Er schaute nach oben. Das blaugrüne Rechteck der Öffnung war in der trüben Düsternis kaum zu erkennen und wäre am Ende vielleicht ganz unsichtbar geworden, hätte einer der anderen Taucher am Rand des Lochs nicht als Signal ein Blinklicht angebracht. Austin nahm den blinkenden Punkt beruhigt zur Kenntnis und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf das, was unter ihnen lag.
    Zu ihren Füßen schälten sich im Lichtkreis der Scheinwerfer massive Gegenstände aus der Dunkelheit. Gerade Linien und Kanten. Seltsame runde Formen. Auf der horizontalen Fläche, die ehemals die Steuerbordwand der
Doria
gewesen war, türmten sich Tonnen von Trümmern auf. Früher hatten sich auf dem Boden der Garage schwere Metallgitter und Stege befunden. Auch diese standen jetzt senkrecht.
    Austin und Zavala begannen mit einem Suchraster und bewegten sich auf parallelen Bahnen zwischen dem alten Garagenboden und der einstigen Decke hin und zurück.
    Das entsprach der Methode, die sie an der Wasseroberfläche bei der Suche nach einem Schiffswrack angewendet hätten. Aus den Halterungen der Deckenlampen baumelten Drähte, aber es waren zu wenige, um ihnen gefährlich zu werden, und sie ließen sich zudem einfach umgehen.
    Die Scheinwerfer richteten sich auf glitzerndes Metall und Glas. Manche der undeutlichen Formen wirkten irgendwie vertraut.
    »Hey, Kurt, ist das da unten ein Rolls-Royce?«
    Austin leuchtete zu dem charakteristischen schweren Kühlergrill hinüber, der aus dem Schutt ragte.
    »Vermutlich. Laut dem Ladungsverzeichnis des Schiffs hat ein Typ aus Miami seinen Rolls aus Europa mitgenommen.«
    »Das zeigt, wie wichtig es ist, auf jedem Kontinent einen Luxuswagen zu haben.«
    Austin schwebte über den Rolls hinweg und sah ein Stück eines anderen Wagens mit ungewöhnlich schwungvollen Linien.
    »Das scheint der experimentelle Chrysler zu sein, den Ghia gebaut hat. Schade, dass Pitt nicht hier ist. Er würde sämtliche Hebel in Bewegung setzen, um dieses Einzelstück seiner Sammlung hinzuzufügen.«
    »Da müsste er sich aber ganz schön durch den Schlamm wühlen.«
    Die Wagen waren übereinander gestürzt und von vielen Trümmern und reichlich Schlick bedeckt. Eine Zeit lang hatte Austin darüber nachgedacht, ob man den Schutt nicht beiseite räumen konnte, aber dann hatte er die Idee wieder verworfen.
    Zu gefährlich, kostspielig und zeitraubend. Jeder Versuch, sich durch die Schicht zu wühlen, würde eine dermaßen dichte Wolke aufwirbeln, dass man tagelang kaum die Hand vor Augen sehen könnte.
    Nach dem zu schließen, was Donatelli über die Position des Lasters gesagt hatte, hätte der Wagen oben auf den Haufen fallen müssen. Eigentlich sollte man ihn sehen können. Hatte der alte Mann sich geirrt? Immerhin stand er in jener Nacht unter schrecklicher Anspannung. Vielleicht befand sich der Wagen in einem anderen Frachtraum. Austin stöhnte. Es hatte unglaublicher Anstrengungen bedurft, sich den Weg in die

Weitere Kostenlose Bücher