Das Todeswrack
Ein Zweig seiner Familie, der seit der Zeit der spanischen Eroberungen in Übersee lebte, besaß dort mehrere Firmen. Halcon übernahm den nordamerikanischen Teil der Organisation, benutzte sein Geld und seinen Einfluss, um politische Kontakte zu knüpfen, und wurde schon bald amerikanische r Staatsbürger.«
»Nach dem zu schließen, was ich in San Antonio von den Gesellschaften unter seiner Schirmherrschaft gesehen habe, hat er eine Menge erreicht«, sagte Zavala.
»Der leibhaftige amerikanische Traum«, fügte Gunn hinzu, ohne seinen Sarkasmus zu verbergen.
»Und zwar in mehr als einer Hinsicht«, sagte Yaeger. »Seine legalen Geschäfte dienten lediglich als Tarnung für zwielichtige Unternehmungen auf beiden Seiten der Grenze. Man verdächtigte ihn, im großen Stil Drogen und Einwanderer aus Mexiko in die USA zu schmuggeln.«
»Das würde bedeuten, dass er der mexikanischen Regierungspartei nahe steht«, sagte Zavala. »Kein großes Geschäft, ob legal oder illegal, entgeht ihrer Aufmerksamkeit.«
»Außerdem würde es zu der Art und Weise passen, wie die Familie in Spanien und den Vereinigten Staaten vorgegangen ist«, sagte Austin. »Wurde irgendwo mal die Bruderschaft erwähnt?«
»Wie ich schon sagte, er stand angeblich mit einer spanischen Mafiaorganisation in Verbindung«, erwiderte Yaeger. »Es könnte sich um ein und dieselbe Vereinigung handeln, wenngleich ich keine Beweise dafür habe.«
»Was ist mit dem Komplex, den ich außerhalb von San Antonio gesehen habe?«, fragte Zavala. »Was für eine Geschichte gibt es dazu?«
»Gehört einer seiner Firmen. Völlig legal, zumindest nach Angabe der örtlichen Behörden. Man hält ihn in gewisser Weise für einen Spinner, aber immerhin ist er ein
reicher
Spinner.
Wenn er sich also seinen persönlichen Freizeitpark bauen will, warum ihn aufhalten? Übrigens, die Baupläne der Anlage weisen das Spielfeld als Fußballplatz aus.«
»Das hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit Fußball, so wie ich ihn kenne«, sagte Zavala kühl.
»Die Anwohner haben hin und wieder Explosionen gehört und berichten von einem ungewöhnlich starken Fahrzeugverkehr, aber ansonsten gilt er als guter Nachbar, der pünktlich seine Steuern zahlt.«
»Hiram hat sich das Beste für den Schluss aufgehoben«, sagte Gunn.
»Wegen all der Tarnfirmen, ineinander verschachtelten Gesellschaften und Stiftungen hat es einige Zeit gedauert, dies festzustellen, aber Halcon Industries hat sich im gesamten Südwesten und in ganz Kalifornien ausgebreitet. Halcon kontrolliert Banken, Immobilien, Politiker, Zeitungen, alles, was für Geld zu haben ist.«
»Offenbar versucht er, seinen Einfluss im gleichen Maße wie seinen Wohlstand zu steigern«, sagte Austin. »Genau wie jeder andere Konzern mit seiner Armee von Lobbyisten.«
»Wie interessant, dass Sie das Wort
Armee
benutzen«, sagte Gunn. »Aus einer Laune heraus habe ich einige von Hirams Erkenntnissen vom ATF, dem Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms, überprüfen lassen. Die Jungs sind sofort auf eine ziemlich übel riechende Spur gestoßen. Sie haben den Namen einer von Halcons Firmen wieder erkannt. Diese Firma kauft seit einiger Zeit Waffen aus der Tschechischen Republik und China.«
»Was für Waffen?«
»Was Sie wollen. Alles, von Infanteriegewehren bis zu Panzern. Außerdem eine Menge Raketen. Boden-Luft-Raketen.
Panzerabwehrraketen. All solches Zeug. Das ATF hatte einen Durchsuchungsbefehl für die Transportfirma der Waffen erwirkt. Man fand bloß ein leeres Büro.«
»Wohin wurde der ganze Kram geliefert?«
»An welchen genauen Ort? Das weiß niemand. Im Wesentlichen na ch Nordmexiko, in die südwestlichen Bundesstaaten der USA und nach Kalifornien.«
»Waffenkäufe wie der, den Sie beschrieben haben, kosten Geld,
sehr viel
Geld.«
Gunn nickte. »Sogar ein Milliardär könnte daran Pleite gehen, die Waffen für eine Revolution zu finanzieren.« Es wurde still im Raum. Gunns letzter Satz hing drohend in der Luft.
»Madre mia«,
flüsterte Zavala. »Der Schatz. Er braucht den Schatz, um seine Pläne zu verwirklichen.«
»Darauf wollte ich hinaus«, sagte Gunn ruhig. »Es klingt verrückt, aber er scheint eine Art kombinierter militärischer und politischer Übernahme zu planen.«
»Gibt es irgendeinen Anhaltspunkt dafür, zu welchem Zeitpunkt all das passieren soll?«, fragte Austin.
»Ziemlich bald, schätze ich. Hirams Quellen haben herausgefunden, dass gegenwärtig über Schweizer Banken große Summen an
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