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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Schultern an. Dank einer spartanisch strengen Diät und stetigem Training war sein athletischer Körper noch immer gelenkig und eisenhart.
    Da er nur selten lächelte oder die Stirn runzelte, hatte er um Mund und Augen so gut wie keine Falten und sah aus, als hätte jemand seine Haut angehoben und über den kantigen Kiefer und die hohen Wangenknochen gespannt.
    Dieses Stockwerk konnte erst nach Hand- und Stimmenidentifikation betreten werden, denn hier befanden sich die Verwaltungsbüros der Firma. Die Arbeitsräume lagen allesamt auf anderen Etagen, und er sah niemanden, bis er den ausgedehnten Empfangsbereich erreichte.
    Der hohe Raum war in dunkelroten, braunen und grünen Erdfarben gehalten, und an Wand und Boden wiederholte sich ein indianisches Muster aus stilisierten Pfeilen und Rechtecken.
    Hinter dem Empfang befand sich ein halb abstraktes Wandgemälde, dessen braunhäutige Gestalten und riesige sprießende Quetzalfedern so ineinander verschlungen waren, dass man nur schwerlich sagen konnte, ob hier ein Menschenopfer oder eine Cocktailparty dargestellt wurde. Die Empfangsdame saß an eine m Tisch, der auf einem Ozean aus dunklem orangefarbenen Teppich zu treiben schien. Das gemalte Drama hinter ihrem Kopf interessierte sie nicht besonders.
    Der Mann blieb vor dem Tisch stehen und schaute wortlos zu einer dicken Tür aus dunklem Holz, in deren Oberfläche Dutzende sich windender Gestalten geschnitzt waren:
    Folterszenen in der Hölle, so wie ein Bauernkünstler sie sich vorstellte.
    »Mr. Halcon empfängt Sie jetzt«, sagte die Empfangsdame, eine Frau mittleren Alters, die für diesen Posten aufgrund ihrer Höflichkeit, Effizienz und bedingungslosen Loyalität ausgewählt worden war.
    Die mit Schnitzereien verzierte Tür öffnete sich in ein Eckbüro, das fast so groß wie der Empfangsbereich war und in dem sich das zentralamerikanische Thema fortsetzte.
    Halcon stand mit dem Rücken zur Tür neben einem vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster.
    »Sir, hätten Sie wohl einen Moment…«
    Halcon drehte sich halb herum, so dass seine gebogene Nase und das bleiche, schmale Gesicht zu sehen waren. Dieses Profil hatte ihm seinen Spitznamen in der Stierkampfarena eingebracht.»Kommen Sie her, Guzman«, sagte er.
    Guzman durchquerte wie befohlen das Zimmer und blieb neben dem jüngeren Mann stehen. Halcon war Mitte vierzig und drei oder vier Zentimeter größer als Guzman. Er war asketisch schlank und wirkte beinahe zerbrechlich. Doch der Schein trog, wie auch alles andere an Halcon. Als Zugeständnis an seine Rolle als Geschäftsmann hatte er sich schon vor langer Zeit den Matadorenzopf abgeschnitten, die Koteletten gestutzt und die glitzernde Tracht seines Berufsstandes abgelegt. Doch unter seinem teuren Maßanzug lauerte noch immer der gefühllose Körper jenes Matadors, der als der Falke bekannt war und der mit seiner Schnelligkeit und Kraft Dutzende tapferer Stiere ins Jenseits befördert hatte. Falls die begeisterten Anhänger seiner kurzen, aber illustren Karriere etwas an ihm auszusetzen gehabt hätten, dann die Tatsache, dass der Falke mit kalter Gründlichkeit und völlig leidenschaftslos tötete. In früheren Zeiten wäre er ein todbringender Fechter gewesen, dessen Klinge die Herzen von Männern durchbohrte, nicht von Stieren.
    »Wissen Sie, warum ich mich entschieden habe, dieses Büro an genau dieser Stelle einzurichten, Guzman?«
    »Ich vermute, Don Halcon, weil man von hier aus viele der Güter Ihres Unternehmens sehen kann.«
    Bei diesen Worten musste Halcon leise lache n. »Eine offene und ehrliche Antwort, wie ich sie von meinem alten Wächter erwarten würde, wenngleich nicht allzu schmeichelhaft. Ich bin nicht irgendein Spießer, der seine Felder im Auge behält.«
    »Bitte entschuldigen Sie, Don Halcon. Ich wollte Sie nicht kränken.«
    »Ich fühle mich nicht gekränkt. Es war eine nahe liegende Vermutung, aber sie trifft nicht zu.« Sein Lächeln verschwand, und sein Tonfall nahm jenen ruhigen, stählernen Beiklang an, den gefährliche Leute ihren Äußerungen zu verleihen pflegen.
    »Ich habe dieses Büro nur aus einem einzigen Grund ausgewählt: wegen der Aussicht auf die Mission San Antonio de Valero. Sie erinnert mich daran, was war, was ist und was sein wird.« Er wies durch die zimmerhohen Rauchglasfenster auf das sich ausbreitende Stadtgebiet. »Oft stehe ich hier und denke darüber nach, wie die Geschichte durch die Handlungen einiger Weniger drastisch geändert werden und einen

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