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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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wie ein aufgeschrecktes Reh davon, ihre langen Beine hoben sich in rasendem Tempo, ihre Füße hämmerten über den Boden, und so konnte sie ihre Verfolger vorerst abhängen.
    Hinter sich hörte sie Rufe:
»La mujer! La mujer!«
Sie verlor eine Sandale und schleuderte die andere von sich. Barfuß erreichte sie den Kamm jener Düne, deren Flanke sanft zum Wasser hin abfiel. Einen Moment lang würde sie allen Blicken entzogen sein. Während sie auf die Lagune zulief, trat sie plötzlich auf ein Stück Holz oder einen scharfkantigen Stein.
    Ein heftiger Schmerz durchzuckte ihr Bein. Sie sackte kurz auf ein Knie herunter und biss sich die Lippe blutig, um einen Aufschrei zu unterdrücken. Dann hinkte sie so schnell wie möglich weiter.
    Als sie an den dunklen Gräbern vorbeilief, dachte sie für einen Moment daran, sich im Innern zu verstecken, verwarf die Idee aber sogleich wieder als zu offensichtlich. Falls die Mörder sie entdeckten, würde sie in der Falle sitzen. Stattdessen beschloss sie, am Ufer entlangzulaufen und ihre Verfolger zu umgehen.
    Auch diesen Plan musste sie prompt wieder verwerfen, denn hinter ihr bohrten sich plötzlich die Lichtstrahlen mehrerer Taschenlampen in die Dunkelheit. Die Männer hatten ihren Zug vorausgesehen. Sie verteilten sich in aller Ruhe auf dem Dünenkamm, um Nina den Weg über die Flanken abzuschneiden und sie in einer klassischen Zangenbewegung einzukesseln.
    Nina rannte direkt auf die Lagune zu. Kurz drauf stand sie am oberen Ende der Treppe. Die Killer näherten sich von allen Seiten. Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, dann hatten sie sie eingeholt.
    Ninas Verstand arbeitete fieberhaft. Sie konnte die Stufen hinabtauchen und unter Wasser wegschwimmen, aber damit würde sie das Unvermeidliche nur hinauszögern.
    Sobald sie zum Luftholen an die Oberfläche kam, würden die Mörder die Lagune mit Kugeln bestreichen, bis Nina getroffen wurde. Sie
musste
unter Wasser bleiben, bis sie eine sichere Entfernung erreicht hatte. Unmöglich. Nichts zu machen.
    Blödsinn.
Es gab
natürlich
eine Möglichkeit. Sie eilte das felsige Ufer entlang. Ihr suchender Blick schweifte über das mondbeschienene Wasser. Dann entdeckte sie den hellgrauen Fleck: eine Markierungsbake. Die Lichter schienen sich aus allen Richtungen zu nähern. Bald würde sich das Netz schließen.
    Nicht für
diesen
Fisch, schwor sie sich. Nina ging in die Knie und stieß sich so kräftig wie möglich von den Felsen ab. Wie ein Sportschwimmer tauchte sie mit ausgestreckten Armen im flachen Winkel ins Wasser ein und schwamm mit schnellen, kraftvollen Zügen auf die Bake zu. Die kleine Boje leuchtete plötzlich orange auf, als ein Licht vom Ufer auf ihre reflektierende Oberfläche traf.
    Überall um Nina herum funkelten die Markierungen im Wasser.
    Noch ein paar Schwimmzüge, und sie hatte die Bake erreicht.
    Rechts neben ihr ließ eine Geschosssalve lauter kleine Fontänen aufspritzen.
    Keine Zeit mehr, um einen Luftvorrat anzusammeln.
    Sie füllte ihre Lunge mit einem panischen Atemzug, und dann tauchte ihr geschmeidiger Körper unversehens wieder ab. Direkt unterhalb der Bake befand sich der steinerne Bogengang, der jetzt durch das Licht von oben schwach erhellt wurde.
    Nina wand sich unter der Wölbung hindurch und tastete sich voran, bis sie eine feste vertikale Kante berührte. Dann zog sie sich in die lichtlose Tiefe des Tunnels.
    Beim Schwimmen ließ sie die Finger beständig über die glatte Wand gleiten, gewissermaßen als simples taktiles Sonar.
    Ohne Luft und Flossen lag das Ende des Tunnels in ziemlich weiter Ferne, aber selbst falls dieses verdammte Loch ihr Grab werden sollte, so blieb ihr doch zumindest die Genugtuung, dass die Verfolger niemals von ihrem Schicksal erfahren würden.
    Sie verlangsamte ein wenig ihr Tempo und versuchte, sich ruhig und gleichmäßig zu bewegen. Panik kostete Sauerstoff und Kraft.
    Sie schwamm tiefer hinein. Die Wand fühlte sich rauer an.
    Nina befand sich in der Höhle. Jetzt wurde es schwieriger. Sie schraubte ihre Geschwindigkeit noch weiter zurück, um sich bei all den Windungen und Abzweigungen zurechtzufinden. Einmal erwischte sie eine Sackgasse und musste wieder umkehren. Es schien Stunden her zu sein, seit sie zum letzten Mal eingeatmet hatte. Ihre Lunge drückte gegen die Rippen, als würde gleich der Brustkorb explodieren. Wie lange konnte sie die Luft anhalten?
    Eine Minute? Zwei? Vielleicht, sofern sie die Möglichkeit gehabt hatte, zu hyperventilieren und

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