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Das Tor ins Nichts

Titel: Das Tor ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gegen jeglichen Schmerz zu sein. Seine Rechte umklammerte noch immer meine Schulter und schien sie zermalmen zu wollen, und die wütenden Hiebe, mit denen ich auf sein Gesicht und seinen Hals eindrosch, schien er gar nicht zu spüren. Er machte sich nicht einmal die Mühe, meine Schläge abzuwehren. Sein Kinn war voller Blut, aber es war mein Blut, das aus meinen aufgeplatzten Knöcheln quoll, und als ich ihm das Knie in den Leib rammte, zuckte er nicht einmal.
    Dafür löste er seine Linke aus dem zerfetzten Polster, ballte sie zur Faust und schlug mit aller Macht nach meinem Gesicht.
    Im letzten Moment drehte ich den Kopf zur Seite. Seine Faust streifte meine Schläfe und zerschmetterte die Abteilwand.
    Die Berührung, obgleich beinahe nur flüchtig, ließ meinen Schädel wie eine angeschlagene Glocke dröhnen. Rotflammende Kreise drehten sich vor meinen Augen und trübten meinen Blick, und eine schreckliche Sekunde lang drohte ich das Bewußtsein zu verlieren.
    Eisenzahn riß mich wie eine Puppe in die Höhe, schleuderte mich in die Polster zurück und hob die Faust zum letzten, entscheidenden Hieb. Ich wußte, daß ich es nicht überleben würde, wenn er mich nur ein einziges Mal wirklich träfe.
    Ein plötzlicher Ruck ging durch den Boden, als der Zug über eine Weiche hüpfte und sich die Erschütterung bis ins Abteil fortpflanzte. Ich spürte es kaum, denn ich lag halb ausgestreckt und hilflos auf der Sitzbank, aber Eisenzahn, der mit leicht gespreizten Beinen über mir stand, wankte wie eine angeschlagene Statue und drohte für einen Moment, das Gleichgewicht zu verlieren.

    Ich reagierte, ohne zu denken. Im gleichen Moment, in der er seinen Sturz abzufangen versuchte, raffte ich meine ganze Kraft zusammen, zog die Knie an und trat ihn mit aller Gewalt vor den Bauch.
    Es war wie vorhin, als ich nach seinem Kinn geschlagen hatte ich hatte das Gefühl, gegen Beton anzurennen. Ein gräßlicher Schmerz zuckte bis in meinen Rücken hinauf.
    Aber dann sah ich, wie Eisenzahn wie ein gefällter Baum nach hinten kippte, in der gleichen, grotesken Haltung, in der er über mir gestanden hatte die Arme ausgestreckt und die Hände halb geöffnet , auf die gegenüberliegende Sitzbank fiel und das Möbelstück mit seinem ungeheuren Gewicht kurzerhand zerschmetterte.
    Als er sich aus den Trümmern der Bank zu befreien versuchte, war ich über ihm. Seine Hand griff nach mir, aber ich wich ihr aus und schlug ihm drei, vier, fünfmal hintereinander die Handkante gegen den Hals. Schon ein einziger dieser Hiebe hätte gereicht, jeden normalen Mann zu betäuben und für Stunden kampfunfähig zu machen. Aber Eisenzahn schien sie nicht einmal zu spüren!
    Dafür schnappten seine Hände nach meiner Kehle.
    Ich warf mich zurück, fühlte, wie seine Finger an meinem Hals entlangschrammten, schnellte verzweifelt aus der Reichweite dieser schrecklichen Hände und griff blindlings um mich.
    Meine Finger ertasteten etwas Hartes, Schweres und schlössen sich darum. Es war ein Eisenstück, ein zollstarker, mehr als armlanger Metallstab, der aus der zerborstenen Bank herausschaute und an einem Ende mit den scharfkantigen Resten abgebrochener Bolzen versehen war.
    Blind vor Angst schlug ich zu.
    Eisenzahn versuchte den Hieb abzuwehren, aber er war nicht schnell genug. Meine improvisierte Stachelkeule traf seinen Schädel und schlug Funken daraus, schmetterte in abermals zu Boden und wurde mir durch die schiere Wucht meines eigenen Hiebes aus der Hand geprellt.
    Und im gleichen Augenblick zuckte Eisenzahns Hand nach vorne und schloß sich wie eine stählerne Klammer um meine Unterarme.
    Noch einmal bäumte ich mich auf. Aber diesmal versuchte ich nicht mehr, seinen Griff mit Gewalt zu sprengen, sondern warf mich im Gegenteil in die Richtung, in die er mich zu zerren versuchte und brachte ihn mit dieser unerwarteten Bewegung aus der Balance.
    Eisenzahns eigene Kraft wurde ihm zum Verhängnis. Den Zug seiner eigenen, übermenschlich starken Muskeln ausnutzend, hebelte ich ihn über meinen Rükken hinweg und schleuderte ihn quer durch das Abteil.
    Das Fenster zerbrach unter seinem Aufprall. Eisenzahns Gewicht ließ die Scheibe in winzige Stückchen zersplittern und beulte die halbe Abteilwand ein. Er griff mit hilflos rudernden Armen um sich, klammerte sich am Fensterrahmen fest und verlor abermals das Gleichgewicht, als seine Finger das Eisenblech wie Pergament zerfetzten.
    Sein Gesicht verzerrte sich zur Grimasse, aber über seine Lippen kam

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