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Das Tor nach Andoran (German Edition)

Das Tor nach Andoran (German Edition)

Titel: Das Tor nach Andoran (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Mergili
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wandte sich Kisho von dem Rubin ab und verbrachte die folgende Zeit damit ruhelos durch den Saal zu wandern.
    Stets den gleichen Weg. Vom Regal mit den Artefakten, das sich über die gesamte Länge der Wand erstreckte, zurück zu dem Rubin in der Mitte des Raums. Plötzlich blieb Kisho stehen und drehte sich langsam dem Regal mit den Artefakten zu.
    * Die Augen der Schlange. * Dieser Gedanke ließ ihn nicht mehr los und suchend wanderte sein Blick über das Wandregal. Mit rastlosem Glanz in den Augen suchte Kisho das Regal ab, bis er das unscheinbare Kästchen neben einem zum Totenkopf geformten Kristallschädel entdeckte.
    Nach wenigen Schritten erreichte Kisho das Regal. Das schmucklose Kästchen aus schwarzem Ebenholz mit beiden Händen umfassend trug Kisho es vorsichtig zum Tisch neben dem Rubin, auf dem er es abstellte. Sein ganzer Körper bebte vor Erregung und er fingerte unbeholfen am Verschluss herum, ehe er den Deckel öffnen konnte.
    Zufrieden betrachtete Kisho die acht daumennagelgroßen blank geschliffenen Rubine, von denen jeder in einer Vertiefung im roten Samt eingebettet lag.
    »Ihr bekommt Arbeit meine kleinen Spione,« flüsterte Kisho mit einem irren Kichern auf den Lippen. Dann klappte er den Deckel wieder zu und verließ den Raum.
    Mit großer Anstrengung quälte sich Kisho die steilen Treppen des Turmes hoch, in dem das Versteck der Raben am höchsten Punkt seiner Festung lag. Hier war der gut gesicherte Aufbewahrungsort des einzigen Artefakts, das er nicht in seiner Halle verwahrte. Die mechanischen Raben von Sistras.
    Vor der Türe zu dem geheimen Ort blieb Kisho schwer atmend stehen und wartete einige Augenblicke, bis er wieder zu Atem gekommen war. Eine Handbewegung von ihm ließ das unsichtbare Schloss hörbar den Riegel öffnen und er betrat mit einem aufatmenden Schnaufen den dunklen Raum.
    Im Inneren entzündete er mit einem Händeklatschen mehrere Fackeln, deren unstetes Licht von den feuchten Wänden zurückgeworfen wurde. Der orangefarbene Schein leuchtete vier auf einer Stange sitzende in Bewegungslosigkeit erstarrte Raben an.
    »Meine Freunde ich hab Arbeit für euch und ich hoffe ihr enttäuscht mich nicht,« begrüßte Kisho die Vögel mit einem glucksenden Lachen. Dabei tätschelte er den Kopf eines der Vögel. Der hohle dumpfe Klang der dabei entstand erinnerte ihn daran, dass die Vögel eigentlich eine gut gelungene Imitation von Raben waren, die aus dünnem Blech und Magie gefertigt wurden.
    Auf der Ablage des Tischchens, der neben dem Gestänge stand, öffnete Kisho das mit rotem Samt ausgelegte Kästchen. Vorsichtig entnahm er einen der Rubine und setzte ihn in die leere Augenhöhle des Raben ein. Nachdem er allen Raben ihre Augen gegeben hatte, schritt er ihre Front noch einmal ab. Kisho überzeugte sich, dass die Rubine festsaßen, denn der Verlust eines der Steine käme einem kleinen Weltuntergang gleich.
    Zufrieden mit sich trat Kisho einige Schritte zurück, breitete seine Arme aus und begann mit donnernder Stimme zu sprechen.
    „Ravensvixeruntet quid tibioculos“ (Raben erwacht zum Leben und lasst mich mit euren Augen sehen.)
    Mit angehaltenem Atem wartete Kisho ab, welche Wirkung der Spruch auf die blechernen Spione ausübte.
    Die winzige Kopfbewegung eines der Raben beschleunigte Kishos Herzschlag und mit einem Mal erfüllte heftiger Flügelschlag und schnarrendes Krächzen den Raum. Alle Raben waren zum Leben erwacht und sahen neugierig auf ihren Erwecker herab. Kisho ging zu dem mit buntem Glas eingefassten Fester und öffnete es, schob den hölzernen Festerladen zurück und ermunterte seine Spione die Kammer zu verlassen.
    Ein kalter Windstoß wehte durch das Innere des Raumes und die Raben schlugen hektisch mit ihren Flügeln. »Sucht den Eindringling,« befahl er den Raben erneut, die einer nach dem anderen ihre Flügel ausbreiteten und mit wenigen Flügelschlägen den Raum durch das Fenster verließen.
    Laut krächzend zogen die Raben ihre Kreise um den Turm, bis sie in alle vier Himmelsrichtungen auseinander flogen. Weiter und weiter wurden ihre Kreise, bis sie nach wenigen Minuten aus Kishos Gesichtsfeld verschwanden. Jetzt musste Kisho das tun, was er auf der Welt am meisten hasste. „Warten.“ Unruhig wanderte er in seiner Halle umher und warf immer wieder einen verstohlenen Blick auf den Rubin, dessen milchiges Auge sich nicht veränderte. Er versuchte sich abzulenken, indem er die Berichte seiner Heerführer durchging, die er ausschickte, Dangarar

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