Das Tor nach Andoran (German Edition)
selbstgefällig.
Er hatte alles bedacht und dieses Mal unterlief ihm sicher kein Fehler. Kisho trat an den Tisch, auf dem das Buch lag und entzündete zwei dicke schwarze Kerzen, die rechts und links davon standen.
Die Flammen der Kerzen brannten mit einem rötlichen Schimmer und ihr Rauch stank nach Verwesung. Kaum las Kisho die ersten Worte aus dem Buch, stülpte sich eine wabernde transparente Blase über den Stuhl. Sie verwischte die Konturen Aretamis, der sich verzweifelt aber erfolglos dagegen wehrte.
Während Kisho weiter aus dem Buch las, verblasste die Gestalt des Magiers weiter und seine verzweifelten Schreie erstarben langsam. Nur noch ein leises Flüstern erfüllte den Raum, als sich die Blase auflöste. Schemenhaft, wie sich auflösender Nebel, zeichnete sich die Gestalt Aretamis auf dem Stuhl ab, den noch immer die eisernen Bänder am Stuhl hielten. Bald konnte selbst Kisho nur noch in Bewegung geratene Luft von dem Magier wahrnehmen, die bewegungslos über dem Sitz schwebte.
»Geh nach Mydar und töte die Magier,« befahl Kisho eindringlich beschwörend mit energischer Stimme. Eine Gedankenstimme antwortete Kisho. »Ja Herr, ich werde euch nicht enttäuschen.« Kisho grinste zufrieden. Dieses Mal war sein Zauber zu seiner Zufriedenheit gelungen. »Dann mach dich auf die Suche und vertrödle nicht kostbare Zeit.« Mit einer angedeuteten Handbewegung Kishos sprangen die Eisenbänder am Stuhl auf und gaben den Astralkörper Aretamis frei. Auf dem Stuhl der Qualen blieb eine schlaffe in sich zusammengesunkene Gestalt zurück, die im weitesten Sinne an Aretamis den Magier erinnerte.
Kapitel 19
Kandralas und Xylane
Der prasselnde Regen weckte Julian und ihm war nicht sofort bewusst, wo er sich befand. Erst allmählich kam die Erinnerung zurück und er sah sich noch verschlafen um.
Er beobachtete, wie Riana einer bewegungslosen Statue gleich vor der Maueröffnung stand und in den beginnenden Tag hinausstarrte.
* Was mochte in ihren Gedanken vorgehen ,* fragte er sich, ehe seine Blicke weiter suchend durch den Raum wanderten. Er sah hinüber, wo Gandulf lag, den das Geräusch des Regens nicht zu stören schien und ebenso wie Granak in seine Decke eingehüllt, leise vor sich hinschnarchte. Trina, die es sich auf Rianas Lager bequem gemacht hatte, hob nur träge den Kopf, als sie ihn bemerkte, und vergrub nach einem leisen Winseln ihre Schnauze wieder in der Decke.
Julian einmal wach erhob sich geräuschlos von seinem Lager und trat leise neben Riana, die ihn nicht zu bemerken schien, obwohl er sich in ihrem Gesichtskreis aufhielt. Ihm fiel der starre Blick auf mit dem Sie durch die Maueröffnung in den grauen verregneten Morgen hinaus sah.
Deutlich machte er die Schweißperlen aus, die sich auf ihrer Stirne gebildet hatten und in kleinen Rinnsalen an ihrem Hals und der Stirne herab perlten. Aus dem bläulichen Lichtschein der Riana umgab, löste sich ein dünner rötlicher Faden und suchte sich seinen Weg durch die Öffnung hinaus ins Freie.
Wie schon gestern versuchte Riana mit den Wesen, die sie Xylane und Kandralas nannte in Verbindung zu treten, das wurde Julian auf Anhieb klar.
Vor seinem geistigen Auge sah noch gut das Bild, als Riana danach völlig erschöpft zusammenbrach. Es schien ihm kein guter Einfall zu sein, Riana im Augenblick höchster Konzentration zu stören, deshalb trat er einen Schritt zurück, ließ sie aber keine Sekunde aus den Augen.
Bei einem erneuten Schwächeanfall stand er bereit, um sie aufzufangen. Unvermittelt vernahm Julian ein helles Kreischen, das ihm durch Mark und Bein ging. Es klang als kratze jemand mit einem Stahlnagel über dünnes Blech.
Dieser alles durchdringende Ton hatte etwas Bedrohliches an sich und bohrte sich wie ein Speer in sein Gehirn. Mit einer hastigen Bewegung hielt sich Julian die Ohren zu doch das Kreischen gelangte trotzdem ungehindert in sein Bewusstsein.
Gandulf und Granak durch den Schrei aus dem Schlaf gerissen schreckten mit schmerzverzerrten Gesichtern von ihren Schlafplätzen hoch und sahen sich verstört um.
Als sie Julian neben Riana stehen sahen, fragte Gandulf ihn beunruhigt. »Das ist ja nicht auszuhalten, wer gibt solche Töne von sich? «
Die Antwort kam von Granak, der seine Decke zur Seite schlug und auf seine kurzen Beine kam. »Das ist eine Harpyie, sie können dich damit in den Wahnsinn treiben. Man sagt, dass so mancher der diesen Klageton nicht ertragen konnte, freiwillig den Tod suchte.«
Granak wollte besorgt
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