Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Tor nach Andoran (German Edition)

Das Tor nach Andoran (German Edition)

Titel: Das Tor nach Andoran (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Mergili
Vom Netzwerk:
gegen ihn wandten. Mit einem Mal fielen ihm die Geschehnisse ein, bevor er im Sessel eingeschlafen war. Wie lange hatte er geschlafen und wo blieb die Wache mit Aretamis?
    Sie sollte den Gefangenen in einem annehmbaren Zustand bei ihm abliefern, damit dessen Gestank nicht den ganzen Raum verpestete. Wo blieb er nur? Hatte er gar nicht so lange geschlafen, wie er annahm, oder hatte die Wache es nicht gewagt, ihn zu wecken?
    Schnellen Schritts ging Kisho auf die Tür zu und riss sie mit einem Ruck auf. Schon wollte er der Wache lehren was es hieß seine Befehle schlampig auszuführen, als er das Häufchen Elend, das einmal ein großer Magier war, zwischen den beiden Wächtern neben dem Eingang stehen sah.
    Aretamis konnte sich vor Entkräftung kaum auf den Beinen halten und wurde von den beiden Wachen gestützt. Beinahe abgemagert bis aufs Skelett hing er ausgezehrt und spindeldürr in den Armen der beiden Wachen.
    Seine noch feuchten weißen Haare hingen Aretamis wirr ins Gesicht und sein von einem fiebrigen Glänzen erfüllter Blick nahm seine Umgebung kaum wahr. Die Wachen hatten ihm einfach eine Kutte aus groben Leinen übergezogen, aus der unten zwei knochige nackte Füße hervorschauten, die voller Frostbeulen waren.
    »Bringt ihn rein,« befahl Kisho die Nase rümpfend und ging zu seinem Sessel zurück. Trotz des Bades haftete ein Gestank nach Ausscheidungen an Aretamis, der Kisho den Atem zu rauben drohte. Als die Wachen den Gefangenen im Folterstuhl festgebunden hatten, verließen sie erleichtert und aufatmend den Saal. Kisho baute sich vor dem Häufchen Elend das zusammengesunken im Stuhl mehr hing als saß auf und musterte den alten Magier eingehend. Aretamis Kopf lag mit dem Kinn auf der Brust, sodass Kisho das Kinn anheben musste, um ihm in die Augen sehen zu können.
    »Du hast Glück Magier. Nicht vielen wird die Ehre zuteil dem Baron einen Gefallen zu erweisen. Ich hab einen speziellen Auftrag für dich, und wenn du ihn zu meiner Zufriedenheit erledigst, denke ich vielleicht über deine Freilassung nach. Kisho machte eine Pause, bis die Augen Aretamis einen klaren Ausdruck bekamen, dann sprach er weiter.
    »Es sind zwei Magier übrig, die meine Pläne durchkreuzen könnten und die es zu erledigen gilt. Das dürfte dir nicht schwerfallen, du hast ja schon einmal deine Zunft verraten.«
    Kisho lachte gehässig in sich hinein. Er wusste nicht ob Aretamis seine Worte überhaupt wahrnahm, aber das spielte sowieso keine Rolle.
    In den eisgrauen Augen des Magiers tauchte so etwas wie erkennen auf, als er Kishos Blick erwiderte, dann öffnete er den zahnlosen Mund und brabbelte fast unhörbar vor sich hin. »Fahr zur Hölle du Ausbund an Hässlichkeit.«
    Das Klatschen der Ohrfeige, die Kisho dem alten Mann versetzte, hallte durch den Saal und Kisho schrie Aretamis herrisch an. »Wage es nicht mich zu beleidigen du Verräter.« Aretamis Kopf flog zur Seite und schlug hart an der Rückenlehne an, dann sank er nach vorne. Kisho befürchtete schon er habe Aretamis mit dem Schlag getötet, als dieser vor ihm auf den Boden spuckte.
    »Ich werde nicht noch einmal auf deine Versprechungen hereinfallen Kisho. Du wirst zusehen müssen einen anderen Trottel zu finden, der dir glaubt. Ich helfe dir nicht, selbst wenn du mich tötest.«
    In einem Anfall von Jähzorn wollte Kisho erneut zuschlagen, brachte sich aber im letzten Moment unter Kontrolle. »Du hilfst mir verlass dich drauf,« entgegnete Kisho verdächtig ruhig, wandte sich der Bücherwand an der Stirnseite zu und schritt sie suchend ab.
    Grübelnd wandelte Kisho die lange Reihe der Bücher entlang, die in den Regalen an der Stirnseite seiner Halle aufgereiht standen. Kisho fixierte jedes Buch seiner zusammengeraubten Sammlung ganz genau. Irgendwo in diesem magischen Wissensdschungel fand er sicher, wonach er suchte. Sein Blick glitt suchen über das Regal und manchmal stieg Kisho die Rollleiter hinauf. Gelegentlich zog er eines der Bücher heraus, las kurz darin, um es mit einem unwilligen Brummen wieder zurückzustellen.
    Endlich schien er gefunden, was er suchte.
    Kisho vollführte eine flüchtige Geste mit der Hand, worauf sich ein dickes in dünnes Leder gebundenes Buch aus dem Regal löste. Sanft landete der schwere Foliant auf dem Lesetisch, der neben dem Rubin stand. Aufmerksam blätterte Kisho die hauchdünnen Lederseiten um, auf der Suche nach einer Möglichkeit, Aretamis seinen Willen zu rauben.
    Es gab viele Zauber in dem Buch, in dem eine Vielzahl

Weitere Kostenlose Bücher