Das Tor nach Andoran (German Edition)
begegnen.«
Kandralas rollte wild mit den Augen und seine Mähne stellte sich auf, als er mit rollender Stimme unwirsch brüllte. »Sag endlich was du zu sagen, hast, aber eines kann ich dir jetzt schon sagen. Ich bleibe keine Sekunde länger als es nötig ist.«
Riana atmete erleichtert auf, als sie sah, wie sich seine gesträubte Mähne zu senken begann. Anscheinend beruhigte sich der Mantikor, denn seine Muskeln entspannten sich, wie sie erkennen konnte.
Mit einem prüfenden Blick zu Xylane begann Riana Kandralas von den Ereignissen zu berichten, angefangen von Kishos Jagd auf ihre Herde, der Verfolgung der Sucher in eine andere Welt, bis hin zu den Beweggründen ihrer Rückkehr. Dabei durchlebte sie jeden Augenblick ihrer Gefühle noch einmal, als sich die Schreckensbilder in ihren Geist einschlichen.
Nachdem Riana den Bericht mit dem Satz beendete: »Ich nehme nicht hin, dass ein Tyrann Andoran in ein dunkles Zeitalter stürzt,« rannen ihr heiße Tränen des Schmerzes über die Wangen, die sie mit dem Handrücken trocknete.
»Ich kämpfe gegen Kisho, aber alleine wird es ein ungleicher Kampf, deshalb suche ich Verbündete. Ihr lebt am Rande von Andoran in Gebieten, die den Menschen wertlos und öde erscheinen. Ich weiß, die Menschen haben euch in diese unwirtlichen Gegenden vertrieben und ihr fristet dort ein unwürdiges Leben. Ich verspreche euch, wenn ihr mich bei meinem Kampf unterstützt, sorge ich dafür, dass ihr mit den Menschen in Frieden leben könnt und sie die Gebiete, in denen ihr früher gelebt habt, mit euch teilen. Schließt euch mir an und kämpft mit mir gegen den Untergang Andorans, den der schwarze Baron heraufbeschwört.«
Einen Moment herrschte absolutes Schweigen auf dem Platz, selbst die Geräusche des Dschungels schienen für diesen Moment zu verstummen und auf die Antwort von Kandralas und Xylane zu warten. Nur das leise Krächzen eines Raben war zu vernehmen, der sich im Geäst eines nahen Baumes niedergelassen hatte.
Kandralas wandte sich wütend an Riana. »Wegen eines solchen Schwachsinns lässt du mich Hunderte von Meilen fliegen und verschwendest meine Zeit.«
Aggressiv peitschte sein Schwanz durch die Luft und hätte Riana tödlich verletzt, wenn sie die schützende Aureole nicht umgeben hätte.
»Ohne mich und meine Brüder,« geiferte der Mantikor weiter. »Ich vertraue den Menschen noch weniger als den Harpyien und ich will mit der ganzen Sache nichts zu tun haben. Ich hab nichts dagegen, wenn sich die Menschen gegenseitig umbringen, das kann nur für unsere Art von Vorteil sein. So bekommen wir unseren Lebensraum zurück, ohne kämpfen zu müssen.«
*Ein Jammer, * dachte Riana, * da geht Andoran durch einen Tyrannen zugrunde und keinem scheint es zu interessieren.*
Ihr Blick suchte Xylane, die noch immer ihre Schwertspitze auf den Mantikor gerichtet hatte. »Bist du derselben Meinung Xylane?,« fragte sie verbittert. Die Harpyie ließ Kandralas nicht aus den Augen, als sie antwortete.
»Du musst zugeben, dass er nicht ganz unrecht hat. Warum kämpfen? Lass die Menschen sich doch gegenseitig ausrotten.«
Unsägliche Wut stieg in Riana hoch, die ihre Aureole blutrot färbte.
»Kisho ist kein Mensch. Er ist ein Magier der sich der dunklen Magie bedient und er wird erst zufrieden sein, wenn Andoran in dem Chaos versinkt, das er heraufbeschwört. Ihr werdet sicher nicht vor seinem Machthunger verschont bleiben und er wird Euch versklaven wie die anderen Völker auch.«
Kandralas knurrte unwillig und breitet seine Flügel aus. »Auf meine Hilfe kannst du nicht zählen, ich kämpfe nicht für die Menschen, das ist mein letztes Wort.«
Mit einem Sprung stieß sich der Mantikor vom Boden ab und schwang sich mit kraftvollen Flügelschlägen in die Luft. Wenige Augenblicke später verschwand er aus ihrem Blickfeld zwischen den Urwaldriesen. Nachdenklich sah ihm Riana nach. Mit dieser eigensinnigen Auffassung des Mantikor hatte sie nicht gerechnet und es kamen Zweifel in ihr auf, dass sie nicht überzeugend genug gewesen sein mochte. * Wollte er die Bedrohung nicht begreifen? *
Riana wandte sich zu Xylane um, die wie sie dem Mantikor nachgesehen hatte. »Wie wirst du dich entscheiden, Xylane?« Die Harpyie senkte ihren Blick und sah auf Riana herab. Ein leises Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie antwortete. »Ich kann mich deinen Argumenten nicht ganz verschließen aber ich muss eine Beratung mit meinen Schwestern abhalten, um ihre Meinung zu hören.«
»Wann kann
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