Das Tor nach Andoran (German Edition)
schnell eine Decke und Lebensmittel in den Rucksack. Als er damit fertig war, stellte er sich neben Riana, die mit Mandelao an der Maueröffnung stand und darauf wartete, bis sie bereit waren. »Wir gehen wieder in den Tunnel,« erklärte der Magier, »von dort weiß ich einen Weg hinunter zum Fluss.«
Julian nickte entschlossen und zog das Zwergenschwert aus der Scheide, dann lief er mit Riana begleitet von Trina als Erster los. Das Haus mit dem geheimen Gang in die unterirdische Tunnelwelt lag etwa vierzig Meter von ihrem Quartier entfernt.
Noch ehe sie die halbe Strecke hinter sich hatten, flogen die ersten Speere der Wurrler und schlugen klirrend vor und hinter ihnen auf dem Pflaster auf. Aus den Augenwinkeln sah Julian seitlich vor ihnen eine der gewaltigen Bestien aus einer engen Gasse zwischen zwei Ruinen kommen, dicht gefolgt von zwei bärtigen Wurrlern. Sie versuchten, ihnen den Weg abzuschneiden.
Riana machte Anstalten stehen zu bleiben und sich der Bedrohung zu stellen, wurde aber von Julian wortlos mitgezogen. Trina jedoch die ein Stück vor ihnen lief bremste ihren Lauf und stellte sich mit gesträubtem Nackenfell dem Ungetüm entgegen. Den Bruchteil einer Sekunde zögerte der Hund des Wurrler irritiert, was Trina zum Angriff nutzte.
Von der Seite sprang sie an seinen Hals und verbiss sich im dichten Fell des Gegners. Der schüttelte Trina wie eine lästige Fliege ab und stürzte sich auf Julians treue Gefährtin. Wie eine Flutwelle kamen weitere Hunde und Wurrler aus der Gasse hervor, und ehe sich Julian versah, wurde er von Gandulf von hinten gepackt und weitergezerrt. »Lass mich los ich muss Trina helfen,« schrie Julian verzweifelt, als er sah, wie das Rudel über sie herfiel. Trina jaulte in Todesangst auf, als sich die Bestien auf sie stürzten und ihr Körper unter einem Knäuel grauer knurrender Leiber verschwand.
Obwohl Julian bewusst wurde, dass es für Trina keine Rettung geben würde, versuchte er sich aus dem Griff Gandulf zu befreien.
Seine Augen füllten sich mit Tränen und er stolperte fast blind an der Seite Gandulfs weiter.
Sie hatten das rettende Rechteck des Eingangs fast erreicht, da erschien aus dem Nichts eine dürre hochgewachsene Gestalt und versperrte den Weg. Die Arme weit ausgebreitet, in ein Gewand gehüllt, das einem groben Leinensack glich, stand die Erscheinung da und starrte sie hasserfüllt an.
Gandulf hielt abrupt an.
Das Flimmern das den Magier umgab verzerrte seine Umrisse und ließ die Konturen verschwommen und unwirklich erscheinen. Beständig veränderte die Erscheinung sein Aussehen von einem alten dürren weißhaarigen Mann mit einem weißen Kinnbart zu einem dunkelhäutigen aufgedunsenen Gesicht mit schwarzen ekelerregenden Pusteln. Einmal schien die Gestalt zu schrumpfen, um kurz darauf auseinanderzufließen und die flimmernde Schutzhülle zu sprengen.
Sein rechter Zeigefinger zeigte bedrohlich auf die Gruppe. Ein teuflisches Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, nachdem er Riana sah.
»Sieh da das Einhorn. Du weißt ja nicht, wie viel Schwierigkeiten du mir bereitet hast. Aber das ist jetzt vorbei.« Die Geistererscheinung gab den Wurrlern ein Zeichen, die inzwischen die Gruppe eingekreist hatten und abwartend da standen. Der Gestank, den sie verbreiteten nahm, Gandulf und Julian fast den Atem, und er wurde noch stärker, als sie sich näherten.
Riana vollführte eine abwehrende Handbewegung, welche die Hunde und Wurrler mitten in der Bewegung erstarren ließ, dann trat Mandelao mit wütendem Gesichtsausdruck nach vorne und schrie die Gestalt mit Funken sprühenden Augen an. »Du wirst dem Einhorn kein Leid zufügen, du hinterhältiger Lügner.«
Aus dem vorgestreckten Arm Mandelaos löste sich ein Lichtblitz, der den wabernden Strahlenglanz der Gestalt traf, aber nicht den geringsten Schaden anrichtete. Die Gestalt wankte leicht unter dem Ansturm der entfesselten Energien und die Aureole, die sie umhüllte, blähte sich dunkelrot glühend auf. Ein weiter Lichtblitz, den Mandelao ausschickte, ließ den Strahlenkranz explodieren und schleuderte die Erscheinung in einem weiten Bogen zur Seite.
»Schnell in das Haus, ich halte solange Kishos Zerrbild und seine Helfer auf,« befahl Mandelao.
Als Erster reagierte Gandulf, der Riana und Julian bei den Händen packte und sie durch die Öffnung zerrte. Ihnen folgte Granak, auf dessen Gesicht sich deutlich die Furcht vor dem dunklen Schlund abzeichnete. Mit einem lauten Krachen schloss sich der
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