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Das Tor nach Andoran (German Edition)

Das Tor nach Andoran (German Edition)

Titel: Das Tor nach Andoran (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Mergili
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nächtlichen Stille kam es Gandulf wie eine Explosion vor.
    Unvermittelt bog ein grauer Schatten um die Ecke der Hütte und sprang Gandulf an. Das Gewicht des Angreifers warf ihn nach hinten und im selben Augenblick fühlte er dessen Zähne an seiner Kehle.
    Ein grollendes Knurren ließ es Gandulf klug erscheinen sich nicht zu bewegen.
    »Gut gemacht Trina, du hast deinen ersten Viehdieb gestellt,« vernahm er eine jugendliche Stimme. Dann erkannte er eine schlaksige Gestalt gegen den Nachthimmel, die Pfeil und Bogen auf ihn richtete.

Kapitel 5
    Julian
    Verden
    Von den Steilwänden des weiten Talgrunds klangen in der Abenddämmerung das leise Blöken der Schafe und das gelegentliche Meckern der Ziegen zu Julian herüber. Julian stocherte die Glut in der Feuergrube auf und stellte den Kessel auf das eiserne Gestell, um das Wasser darin zum Kochen zu bringen. Sein Blick wanderte zu den Bäumen, die sich dunkel auf den Kanten der Felshänge abzeichneten. Ihre Wipfel glühten orangen im Sonnenuntergang, während sich im Talgrund langsam die Dunkelheit ausbreitete. Gedankenverloren gab er die getrockneten Erbsen in den Kessel und schnitt einige Streifen Trockenfleisch dazu.
    Im Talgrund hatte sich bereits die Dämmerung ausgebreitet und nach einem arbeitsreichen Tag war Julian froh, seine müden Glieder ausstrecken zu können. Trina lag neben ihm, den Kopf auf ihre Vorderpfoten gelegt und schien zu schlafen, doch ihre aufgestellten Ohren zeigten, dass sie wachsam die Umgebung beobachtet. Die anderen Hunde, acht an der Zahl befanden sich bei der Herde und wachten darüber, dass kein Raubtier der Herde zu nahe kam.
    Trina war die einzige Überlebende aus dem Wurf von Jana im vorigen Jahr. An ihr hing Julians ganzes Herz. Er hatte in den langen Wintertagen und Nächten sehr viel Zeit im Stall bei ihrer Mutter und dem kranken und unterernährten Welpen verbracht.
    Julians Gedanken schweifte in seiner Erinnerung zu den vergangenen Tagen zurück, in denen er es durch seine Hartnäckigkeit schaffte, seine Mutter zu überreden die Herde den Sommer über zu bewachen. Mindestens vier Monate würde er hier draußen in der Einsamkeit und Abgeschiedenheit der Berge verbringen. Abgesehen von den gelegentlichen Besuchen seines Vaters, der nach dem rechten sehen kommen wollte, so wie er es ihm versprochen hatte, oder einem Pelzjäger, der sich hierher verirrte.
    Am Morgen seines sechzehnten Geburtstags nahm sich Julian ganz fest vor, seinen Vater darum zu bitten den Sommer mit der Herde verbringen zu dürfen. Julian wusste, dass sich sein Vater noch nicht entschieden hatte, wen er damit beauftragen wollte und es blieb ihm nicht mehr viel Zeit jemanden zu bestimmen.
    Die Zeit des Auftriebs rückte immer näher. Das Aussortieren der unruhiger werdenden Tiere hatte vor zwei Tagen begonnen. Wie jedes Jahr wurden die Schafe nach der Schur unruhig. Sie fühlten, die Zeit nahen in der sie das frische Gras und die saftigen Kräuter der Hochweide genießen konnten, das ihnen den Winter über fehlte. Julian wusste, dass es nur noch wenige Tage dauerte, bis der Auftrieb begann.
    Lange vor Sonnenaufgang verließen sie den Hof, um den ersten Markt nach dem Winter in Elveen zu besuchen.
    Elveen die nächste Stadt lag zwei Fahrstunden von ihrer Farm, südwestlich gelegen. Die Stadt galt als ein bedeutendes Handelszentrum. Hier gingen, der allseits beliebte und geschätzte Käse, die Wolle und die anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse bis in die Residenzstadt Gaurien. Von dort aus, so hatte sein Vater behauptet, verschiffte man sogar die Waren und verkaufte sie auf Tulan, einer Insel, die fernab vom Festland lag. Ruhig und gleichmäßig traben Lisa und Berta, die Wagenpferde auf dem ausgefahrenen Fahrweg vorwärts und nur das Knirschen der Räder drang durch die nachlassende Dämmerung. Julian, der auf dem Bock neben seinem Vater saß, beobachtete ihn von der Seite, dabei wartete er auf einen günstigen Augenblick, in dem er ihm seine Bitte vortragen konnte.
    Dieser schien Julians Blicke zu fühlen, denn er wandte Julian sein Gesicht zu und fragte ihn. »Was hast du auf dem Herzen mein Junge?«
    Die Frage seines Vaters kam überraschend für Julian. Er schüttelte verlegen den Kopf und starrte seine Zehenspitzen an, die er gegen den Wagenbock gestemmt hatte. Sein Vater ließ aber nicht locker. »Junge ich sehe es dir doch an der Nasenspitze an. »Was hast du auf dem Herzen mein Junge?« Sein Vater kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und

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