Das Tor nach Andoran (German Edition)
beschlagen. Mach mir keine Schande und verlange nicht zu wenig.«
Mit diesen Worten führte sein Vater die Pferde am Zügel vom Marktplatz, an dessen Rande die Schmiede von Roland stand.
Julian, der nicht das erste Mal seinen Vater auf den Markt begleitete, hatte von ihm viel gelernt und kannte sich im Handeln und Feilschen aus. Nur heute musste Julian seine Nervosität besiegen, denn er verkaufte zum ersten Mal ganz alleine. Nach langem Feilschen schloss er das Geschäft mit dem Fallensteller zu seiner Zufriedenheit ab und wie er glaubte auch zu der seines Vaters.
Mehr und mehr Käufer strömten auf den Markt. Die Luft war erfüllt von den Rufen der Händler, die ihre Waren anpriesen und von den Käufern, die lauthals um den Preis feilschten. Sein Vater war nun schon seit Stunden beim Schmied. Julian fragte sich, ob es nicht Absicht von seinem Vater war, damit er beweisen konnte, den Aufgaben gewachsen zu sein, die man ihm stellte.
Endlich, als Julian fast den gesamten Bestand verkauft hatte, sah er seinen Vater mit den Pferden am Zügel zurückkommen. In der anderen Hand hielt er einen länglichen Gegenstand in einen Lumpen eingewickelt.
Stolz erfüllte das Gesicht seines Vaters, als er die fast leere Ladefläche des Wagens und den prall gefüllten Beutel mit Münzen sah. Mit einer geübten Bewegung befestigte sein Vater die Zügel am Wagen. »Ich bin stolz auf dich mein Junge, das hast du gut gemacht. Hier habe ich etwas für dich mitgebracht,« sagte sein Vater geheimnisvoll und hielt Julian den eingewickelten Gegenstand hin.
Julian strahlte über das ganze Gesicht, denn das Lob seines Vaters erfüllte ihn mit Stolz. »Danke Vater,« sagte er aufgeregt und wickelte den Gegenstand aus dem Stoff. Mit großen Augen betrachtete er das Jagdmesser, das sich darin befand. »Gehört das mir,« fragte er ungläubig.
Das Messer hatte eine lange blank polierte Klinge mit einem Handschutz. Er sollte das Abgleiten in die Klinge verhinderte. Der Griff war aus feinstem dunkelrotem Kirschholz gefertigt. Sein Vater nickte lachend.
»Aber sicher mein Junge, du bist jetzt ein Mann und als solcher darfst du ein Messer tragen.«
Julian strich mit den Fingern über die breite glänzende Klinge und hielt plötzlich mitten in der Bewegung an.
Was würde Mutter dazu sagen? Sie war jeder Art von Waffen abgeneigt und das Messer mit der langen Klinge würde sie bestimmt nicht als Jagdmesser bezeichnen, sondern als Waffe.
»Hier hab ich noch etwas für dich,« fuhr sein Vater fort und kramte in seinen Hosentaschen.
Nach einiger Zeit brachte er eine silbern glänzende Münze zum Vorschein, die an einem Lederband befestigt war. »Das wird dein Glücksbringer sein, wenn du in diesem Sommer alleine auf die Herde aufpassen wirst. Mein Vater schenkte mir zu meinem ersten Auftrieb ein neues Paar Stiefel.« Julians Herz hüpfte fast aus seiner Brust bei diesen Worten.
Wie oft hatte er seinen Vater in den vergangenen Jahren gebettelt, alleine auf der Weide bleiben zu dürfen. Er wurde aber jedes Mal auf ein andermal vertröstet und nach Hause geschickt. Julian konnte sein Glück nicht fassen, zumal sein Vater es ernst zu meinen schien.
»Lass uns nach Hause fahren,« schlug sein Vater vor, nachdem er sich auf dem Marktplatz umgesehen hatte. Nur noch wenige mögliche Kunden streiften umher auf der Suche nach billiger Ware. Der Pferdehändler von nebenan war schon lange verschwunden, wie Julian feststellte und so machten auch sie sich auf den Weg nach Hause.
Auf dem Heimweg sprachen sie lange über das Vorhaben, und als Julian meinte, »ich glaube nicht, dass Mutter zustimmen wird,« entgegnete sein Vater ruhig. »Sie wird einverstanden sein mein Junge. Wir werden darüber mit deiner Mutter reden und ich glaube ich kann sie am Ende überzeugen.« Nach fast zwei Stunden Fahrt tauchte der Hof hinter einer Bodenwelle vor ihnen auf. Julian konnte es gar nicht erwarten, seinen Geschwistern die Neuigkeit zu erzählen. Als sie auf dem Hof einfuhren, liefen ihm schon sein drei Jahre jüngerer Bruder Arthur und seine jüngere Schwester Inga aufgeregt entgegen. Marian hielt sich wahrscheinlich bei Mutter in der Küche auf, da sie erst zwei Jahre alt war. Julian vertröstete seine Geschwister auf später, wo er die Fragen beantworten wollte, die sie ihm stellten. »Später nach dem Abendessen könnt ihr mich fragen so viel ihr wollt, aber zuerst muss ich Vater helfen,« vertröstete er sie auf später.
Julian spannte vor dem Stall die Pferde aus
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