Das Tor nach Andoran (German Edition)
uns gelingt, den Rubin wieder an seinen angestammten Platz zu bringen wird die Stadt neu erblühen. Dazu bedürfen wir deiner Hilfe.« Mandelaos Stimme klang brüchig und spröde, doch jeder in der Halle konnte ihn verstehen.
Allmählich löste sich die Erstarrung in die Jehaso verfallen war. Seine Augenlider zuckten noch, aber von Sekunde zu Sekunde wurde sein Blick klarer. Betroffen sah er Mandelao an. »Ich entschuldige mich für mein Benehmen ehrwürdiger Magier und erbitte Eure Verzeihung, aber ich hielt Euch für Spione,« rechtfertigte Jehaso sein Verhalten. Mandelao inzwischen wieder einigermaßen zu Kräften gekommen, nahm mit einer leichten Verbeugung die Entschuldigung an.
»Ihr tatet nur, was von Euch erwartet wird, um die Stadt zu schützen.« Jehaso wirkte erleichtert, dann klatschte er in einen seltsamen Rhythmus in die Hände, worauf eine der Türen aufging und vier Bedienstete eintraten. Jehaso sprach den der ihm am nächsten stand an.
»Kalero führe unsere Gäste in den Speisesaal. Sie sind sicher hungrig von ihrer Reise und möchten sich stärken.« Nach einem kurzen Blick auf Mandelaos Begleiter beugte er sich vor und flüsterte dem mit Kalero angesprochenen etwas ins Ohr. Verstehend nickte dieser und forderte Mandelao und seine Begleiter auf, ihm zu folgen.
Über eine breite geschwungene Marmortreppe führte sie Kalero in das Obergeschoss, nachdem er die Eingangshalle durch eine Bogentüre verlassen hatte. Julian fielen die taxierenden Blicke auf, mit denen Kalero sie musterte. Vorsichtig schob er sich näher an Gandulf heran und meinte leise zu ihm. »Ich trau ihm nicht. Er sieht uns so lauernd an, als ob er auf eine günstige Gelegenheit warten würde.«
Gandulf waren die seltsamen Blicke auch schon aufgefallen und er murmelte Julian bestätigend zu. »Hab ich auch schon bemerkt, also sei wachsam und sag es auch dem Troll und Riana.«
Der Diener Jehasos steuerte auf eine hohe Flügeltüre zu, die wie durch Zauberhand aufzuschwingen begann, als sie sich ihr näherten und den Blick auf den dahinterliegenden Saal freigab. Drinnen herrschte rege Betriebsamkeit. Frauen breiteten Tischtücher über einer langen Tafel aus auf die eine Gruppe von Bediensteten die erlesensten Speisen in silbernen Schüsseln und Platten auftrug. Andere rückten die Stühle für die Gäste zurecht oder füllten in kristallene Becher ausgesuchte Getränke.
»Nehmt bitte Platz,« forderte Kalero sie freundlich auf, »Jehaso wird Euch in wenigen Augenblicken Gesellschaft leisten.«
Ohne sich noch weiter um die Gäste zu kümmern, die von der Meute der Dienstboten in Empfang genommen wurde, verließ Kalero den Saal.
Unverzüglich eilten zwei Bedienstete herbei und führten sie an die Tafel, über deren gesamten Länge kristallene Leuchter hingen. Sie waren mit unzähligen Kerzen bestückt, die ein mildes warmes Licht verbreiteten. Beeindruckt von dem Reichtum der Ausstattung sahen sich die Gefährten um. An der Wand zu ihrer Rechten hingen kostbare Gobelins, auf denen Jagdszenen und andere Darstellungen abgebildet waren, die einen Eindruck der Kunstfertigkeit ihrer Hersteller abgaben. Die gegenüberliegende Wand unterbrach eine große gläserne Tür und Fenster, die sich über ihre gesamte Länge erstreckten. Durch sie bestaunten Julian und die Freunde den Anblick eines grandiosen Sonnenuntergangs.
Das Drachengebirge erschien zum Greifen nahe und der orangerote Ball der Sonne ruhte für Minuten zwischen den hohen schneebedeckten Gipfel und tauchte die Landschaft darunter in goldenes Licht.
Gandulfs Herz schlug höher beim Anblick der Speisen, mit der die Tafel gedeckt war. Wildschwein, Fasan, Reh und Hirsch gehörten ebenso dazu, wie gebratene Gänse und Hühner. Daneben standen Terrinen mit dampfendem Gemüse und der Duft von frischgebackenem Brot stieg ihm unwiderstehlich in die Nase. Vernehmlich knurrte sein Magen, als seine Augen auf den Köstlichkeiten ruhten.
Bald, nachdem sie Platz genommen hatten, schwang die Flügeltüre auf. Jehaso betrat in der Begleitung der sechs glatzköpfigen den Saal, die sich sofort an der gobelinbehängten Wand aufstellten. Jovial lächelnd trat er an den Tisch heran und forderte gestenreich seine Gäste auf zuzugreifen.
»Esst Ihr müsst hungrig sein von der langen Reise,« sagte er, worauf ein Diener herbeieilte, der ihm einen Sessel unterschob, in den er sich fallen ließ.
»Greift nur zu,« forderte er abermals mit einer ausholenden Geste über die Tafel. Jehaso behielt
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