Das Tor nach Andoran (German Edition)
alles gedacht worden. Gähnend entledigte sich Julian seiner Kleider und legte sich unter die Decke, aber an Schlaf konnte er noch nicht denken denn das seltsame Verhalten Jehaso und seines Dieners beschäftigte ihn noch einige Zeit.
Kapitel 22
Flucht aus Lanitoa
Julian erwachte, noch ehe das Morgengrauen des neuen Tages heraufzog und das große Fenster des Raumes sich mit bleichem Licht zu füllen begann.
Gandulf, mit dem er das Zimmer teilte, lag halb ausgezogen auf den Decken seines Betts, an den Füßen noch seine Stiefel und schnarchte leise vor sich hin. Die halbe Nacht hatte er sich Gedanken über das seltsame Verhalten ihres Gastgebers gemacht. Sein skurriles Verhalten, das er beim Abendessen zur Schau stellte, konnte Julian nicht über seine Nervosität hinweg täuschen. Der Blick, der gehetzt und unstet umherschweifte, der Schweiß, den er sich mit einem Tuch von der Stirn wischte und der plötzliche Abgang erweckten sein Misstrauen. Was war in der Zwischenzeit, in der sie Kalero in den Saal führte, geschehen? Am Kai und in der Eingangshalle wirkte Jehaso, abgesehen von seinem Misstrauen auf Julian normal. Es wurde Zeit, dass die Anderen aufwachten, damit er mit ihnen darüber reden konnte und diesmal gab es keinen Wein, der ihre Gedanken ablenken würde.
Julian schwang seine Beine über die Bettkante und stand auf. Etwas störte ihn, und als er seine frischen Kleider anlegte, wurde ihm bewusst. Sie wurden, ohne dass es jemandem von ihnen bewusst geworden war, von Riana getrennt.
Mit einem Mal befiel Julian Nervosität, die sich wie ein Feuer ausbreitete und er beeilte sich, in seine Kleidung zu schlüpfen. Als er damit fertig war, erreichte er mit wenigen Schritten die Türe und trat in den schwach beleuchteten Gang hinaus, nachdem er sich vorsichtig davon überzeugte, dass sich niemand draußen aufhielt. Der Gang lang menschenleer und verlassen vor ihm. Vor der Türe zu Rianas Gemach zögerte er nur kurz und drückte die Klinke nach unten. Zu seinem Schrecken gab sie nach.
Jeder hätte ohne große Mühe in der Nacht in Rianas Zimmer gelangen und ihr etwas antun können, lief es ihm eisig über den Rücken und er machte sich Vorwürfe über seine Unachtsamkeit. Vorsichtig spähte Julian durch den entstandenen Spalt, doch er konnte selbst mit seinem geschärften Sehvermögen nur undeutlich die Einrichtung des Zimmers erkennen.
Das Bett mit dem Baldachin stand in der Nähe des Fensters und daneben eine Kommode mit Spiegel. Rechts davon gab es noch einen kleinen Tisch und zwei Stühle. Die zugezogenen Bettvorhänge ließen keinen Blick auf die Schlafstelle zu und so rief Julian leise nach Riana.
»Riana bist du wach?«
Julian wartete einen Moment, erhielt aber keine Antwort, was seine Nervosität noch steigerte. Erneut rief er nach ihr, bekam aber wieder keine Antwort. Vorsichtig schob er die Türe weiter auf und schlüpfte ins Zimmer. Seine Sinne zum Zerreißen angespannt bewegte er sich langsam aufs Bett zu und schob den Vorhang zur Seite.
Riana lag bis an das Kinn zugedeckt auf dem Bett und Julian erkannte die schwach leuchtende Aura, die sie umgab. Ihre Augen waren geschlossen, aber plötzlich richtete sie sich im Bett auf und blickt Julian einem Moment aus angstgeweiteten Augen an. Es dauerte bis Riana klar wurde, wer neben ihrem Bett stand. »Julian,« rief sie unterdrückt, »was machst du denn hier?« Julian hielt seine Zeigefinger an den Mund, und bedeutete Riana leise zu sprechen.
»Ich überleg schon seit gestern Abend, was hier nicht stimmen kann. Mir gefällt nicht, wie sich Jehaso benahm und ich glaube, er führt was im Schilde. Es wäre besser, wenn wir zusammenbleiben und nicht jeder für sich alleine ist. So sind wir angreifbar, verstehst du, was ich meine?«
Riana sah Julian groß an, schien jedoch zu ahnen, was der dachte.
»Du denkst wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden, ist es das?« Julian nickte bestätigend, ehe er antwortete.
»Ja und ich möchte, dass du zu uns herüber kommst und nicht alleine in diesem Zimmer bleibst. Ich wecke Gandulf und die Magier, sie müssen mir zuhören und meine Beobachtung nicht als Hirngespinst abtun. Zieh dich schnell an Riana, ich warte vor der Tür auf dich.« Riana nickte mechanisch. Julian wandte sich zur Tür und verließ den Raum, während Riana in ihre Kleidung schlüpfte. Julian stand im Türrahmen, da bemerkte er weiter unten im schwach beleuchteten Gang einen Schatten, der nahe der Wand entlang schlich und
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