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Das Tor nach Andoran (German Edition)

Das Tor nach Andoran (German Edition)

Titel: Das Tor nach Andoran (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Mergili
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erleuchteten. In ihrem Schein sah Gallan die Zentaren an den Flößen arbeiten, was er als Zeichen für das bevorstehende Übersetzten deutete.
    Gallan sprach mit den Wachen und schärfte ihnen ein, ihr besonderes Augenmerk auf die Flöße am Ufer zu richten, damit es den Zentaren nicht gelang, im Schutze der Dunkelheit das Ufer zu erreichen. Er glaubte nicht, dass die Zentaren sich zu einem nächtlichen Angriff entschlossen, aber man konnte nie wissen.
    Während Gallan zurück zu einem der Wehrtürme ging, begegnete er Sogan seinem Bruder. Sogan kam vor sieben Tagen mit dem Jagdtrupp zurück und er brachte die Nachricht vom Anzug der Feinde mit. Ihnen gelang es gerade noch Ituma vor den zentarischen Kriegern zu erreichen, und die Einwohner vor ihrem Herannahen zu warnen. Als die Zentaren die Krieger der Nayati schwer bewaffnet und kampfbereit auf der Festungsmauer sahen, entschlossen sie sich nicht anzugreifen und auf die Verstärkung vom anderen Ufer des Dengro zu warten.
    Sogan trug ein Kettenhemd und an seinem Gürtel baumelte ein langes Schwert. Über den Rücken hing ein Köcher voller Pfeile und in der Hand hielt er seinen Bogen. »Was machst du hier Sogan?, ich dachte du bist nicht zur Wache eingeteilt.« »Bin ich auch nicht. Vater und Belgan schicken nach dir, sie wollen mit dir über den bevorstehenden Kampf sprechen, mehr weiß ich nicht,« antwortete Sogan, als er sah, dass Gallan zu einer Frage ansetzte.
    »Dann wollen wir sie nicht warten lassen,« meinte Gallan, legte seinen Arm um Sogans Schulter und zog ihn mit sich.
    In den Straßen und Gassen Itumas herrschte trotz der späten Abendstunde reges Leben. Die Waffenschmiede fertigten seit Tagen unentwegt Pfeilspitzen, Schwerter, Lanzen, Hellebarden und anderes Kriegsgerät an, das von Helfern an die Stellen gebracht wurde, wo es gebraucht wurde. Überall war die angespannte Stimmung zu fühlen, die an den Nerven zu zerren begann, denn jeder fragte sich, wann der Feind angriff. Sangao hatte sogar gefordert, die Belagerer anzugreifen und sie zu vernichten. Sangao begann regelrecht damit, den Führungsanspruch Sertans und der anderen Räte infrage zu stellen und hoffte sicher insgeheim, einer der Führer der anderen Stämme schließe sich ihm an.
    Wo er nur konnte, hetzte er seine Anhänger auf, dagegen etwas zu unternehmen und forderte, ihn zum obersten Rat zu ernennen. Allein Belgans Autorität war es zu verdanken, dass es nicht zum offenen Aufstand kam.
    »Seid ihr von allen guten Geistern verlassen?,« rief Belgan bei der anberaumten Versammlung den Anhängern Sangaos entgegen. »Während der Feind vor den Mauern unserer Stadt liegt, habt ihr nichts anderes zu tun, als Uneinigkeit und Streit zu verbreiten. Ihr beschwört den Untergang unseres Volkes herauf.«
    Ein Großteil der Anwesenden sah betroffen zu Boden, doch Belgan war noch nicht am Ende seiner Rede angelangt. Gallan erlebte zum ersten Mal bei dem Schamanen einen derartigen Wutausbruch und so schien es den Meisten von ihnen zu ergehen.
    Sangao jedoch schien sich entschlossen zu haben auch Belgan in seine Auseinandersetzung mit einzubeziehen, denn er geiferte los.
    »Du hast keine Ahnung von Kriegsführung alter Mann. Wenn wir tatenlos hinter den Mauern herumsitzen, werden uns Kishos Soldaten vernichten. Jetzt ist noch die Gelegenheit sie zu schlagen, solange sie sich nicht vereint haben. Geht das nicht in eure Köpfe? Vertraut ihr Gallan wirklich so, dass ihr euch von ihm vorschreiben lasst, wie ein Krieg zu führen ist? Ich traue ihm nach wie vor nicht und es kann sein, dass das zum Plan des schwarzen Barons gehört und er Gallan diese Aufgabe zugedacht hat.«
    Belgan sprang wutentbrannt von seinem Sitz hoch, dabei schwang der seinen Stab, als wolle er Sangao hinwegfegen. »Ich verfluche dich Sangao, denn du bist es der den Untergang der Nayati heraufbeschwört.«
    Belgan drehe sich vor der Versammlung im Kreis und seine blinden Augen schienen jeden der Anwesenden zu mustern. Noch bevor er weitersprach, zeichnete er verwirrende Muster in die vor Anspannung vibrierende Luft, dann rief er den Versammelten zu.
    »Ich verfluche auch jeden, der sich mit Sangao verbündet oder seine Absichten gutheißt. Diejenigen werden nicht die Freuden erleben, die das jenseitige Reich bietet, denn sie werden nicht eingelassen werden.«
    Auf dem Gesicht Sangaos zeichnete sich Grauen ab und die Stille, die den Versammlungsraum erfüllte, war bleischwer. Keuchend vor Entsetzen, taumelte Sangao einige Schritte

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