Das Tor nach Andoran (German Edition)
Flehen.
»Aretamis beschwört mich ihm zu helfen, was soll ich tun?« Fragend sah Riana den Magier aus Mydar an, in der Hoffnung er wisse, was zu tun sei.
Mandelao fühlte, als er Aretamis berührte nicht das Geringste, doch Rianas weit aufgerissene Augen und der unsichere Gesichtsausdruck, beunruhigten ihn.
»Wie kommst du darauf, dass er mit dir spricht? Ich höre nichts, ich fühle nicht mal seine Atmung. Du musst dich irren. Lass ihn lieber los, es könnte Kisho sein, der auf diese Weise versucht dich zu verwirren.«
Riana konnte nicht sagen, warum, aber sie glaubte, nicht daran. In ihrem Innersten war sie überzeugt davon mit Aretamis in Verbindung zu stehen und nicht wie Mandelao vermutete einer List Kishos aufgesessen zu sein. Sie konzentrierte ihre Sinne auf die Stimme und fragte in Gedanken. * Sag mir, wie kann ich dir helfen Aretamis. *
Schwach, aber dennoch deutlich kam die Antwort. * Heile mich, Kisho hält meine leibliche Hülle als Geißel in seiner Festung gefangen und ich fürchte, er wird sie vernichten, weil ich versagt habe. Gib mir meine Kraft zurück, damit ich wieder zu mir komme. *
Riana zögerte noch, da spürte sie erneut den Sog, nur dieses Mal stärker. Es kam ihr vor als fließe Energie aus ihrem Körper und ströme in den von Aretamis, was ihr Angst einflößte. Erschrocken zog sie ihre Hand zurück. Plötzlich befiel die ein Gefühl des Schwindels und wankend wie ein Schilfrohr im Wind suchten ihre Hände nach Halt. Gallan reagierte am Schnellsten und fing Riana auf, ehe sie stürzte. * Mandelaos Befürchtungen bestätigen sich, ich Närrin, warum hab ich nicht auf ihn gehört?, * waren ihre letzten Gedanken, ehe sie bewusstlos in Gallans Arme fiel.
Als sie die Augen aufschlug, fühlte sich Riana zerschlagen, so als hätte sie eine ungeheure Anstrengung hinter sich, und als sie aufblickte, sah sie Gallans Gesicht vor dem ihren. »Du sollest besser auf Mandelao hören, er hat dich gewarnt. Kisho ist hinterhältig und verschlagen. Geht es dir besser?,« fragte Gallan mit einem milden Lächeln auf den Lippen.
Riana nickte schwach und versuchte sich aus Gallans Armen zu befreien, aber erst als er sie stützte, kam sie mit wackeligen Knien auf die Beine und sah zum Bett von Aretamis hinüber.
»Wie lange war ich weggetreten?« Gallan zuckte mit den Schultern, als er antwortete.
»Nicht lange, nicht mal eine Minute.« Riana setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und wollte zum Bett gehen, doch Gallan hielt sie fest.
»Ich muss mit dir Reden. Belgan der Schamane verlangt nach dir Riana. Er erzählte etwas von einer Vision und will, dass wir zu ihm kommen. Er sagte es dulde keinen Aufschub. Ich glaube Aretamis kann so lange warten.« Riana überlegte kurz, dann stimmte sie zu. »Einverstanden,« sagte sie, »hören wir uns an, was euer Schamane zu sagen hat.«
Sie überquerten den Platz vor der Halle und Gallan steuerte die Gasse an, in der das Haus seiner Eltern lag. Belgan wohnte seit der Ratsversammlung im Hause Sertans, wo er ihm einen Raum überließ, in dem er ungestört meditieren konnte. Die Leute, denen sie auf der Straße begegneten, verbeugten sich im Vorübergehen vor Riana, der sie es zu verdanken hatten, dass ihre Stadt größtenteils heil geblieben war. Einige wenige wichen ihnen aber aus und Gallan erklärte Riana, dass sie Angst vor Dragan den Harpyien und Mantikoren hätten und Riana als ihre Anführerin betrachteten.
»Deine magischen Kräfte haben sich herumgesprochen und einige der Nayati fürchten Magie,« versuchte Gallan ihr Verhalten zu erklären.
Als sie vor dem Haus ankamen, öffnete Lesena seine Mutter die Tür und ließ sie eintreten. »Ist Belgan bei Vater?,« fragte Gallan, worauf seine Mutter verneinte. »Er ist auf seinem Zimmer und erwartet euch.«
Gallan führte Riana einen Gang entlang. Vor einer Tür blieb er stehen, klopfte an und trat, ohne eine Aufforderung abzuwarten ein.
Auf dem mit Fellen ausgelegten Fußboden saß Belgan mit übereinandergeschlagenen Beinen und seine trüben Augen sahen ihnen entgegen. »Setzt euch zu mir, Riana und Gallan!« Riana ließ sich gegenüber des Schamanen auf den Fußboden gleiten und verschränkte ihre Beine zum Schneidersitz. Gallan dagegen setzte sich links von Belgan und betrachtete ihn erwartungsvoll.
* Was mochte Belgan in seiner Vision gesehen haben, dass er auf ihr Kommen drängte? * Belgan verfiel in einen leisen Sprechgesang, dabei bewegte er seinen Oberkörper vor und zurück. Eine ganze
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