Das Tor nach Andoran (German Edition)
den Zähnen und dem Schwanz der Echse in Sicherheit zu bringen. Gallan und seine Krieger jubelten erleichtert, als sie das fürchterliche Gemetzel vor der Festungsmauer sahen. Nun hielt auch sie nichts mehr. Das Tor wurde aufgerissen und die Kriegerschar der vereinten Stämme stürmte nach draußen und warf sich in das Kampfgetümmel.
Mandelao begab sich mit dem Troll und zwei der Mantikore an die Flussseite der Stadt, wo sie die übersetzenden Krieger der Zentaren auf ihren Flößen angriffen. Der Magier aus Mydar versenkte die ersten beiden Flöße mit seinen Feuerkugeln, noch ehe sie die Flussmitte erreicht hatten. Die Zentarenkrieger, von den nicht ein einziger schwimmen konnte, versanken wie Steine in den Fluten des Dengro.
Als Granak nach mehreren Versuchen ein weiteres Floß traf, das sofort Feuer fing, wagte sich keiner der Zentaren mehr auf ein Floß. Sie versammelten sich am anderen Ufer und sahen dem Untergang ihrer Kameraden fassungslos zu, ohne ihnen zu Hilfe zu kommen.
Julian stand auf der Mauer und blickte mit angeekeltem Gesicht dem Gemetzel zu. Gandulf hatte ihn an der Schulter zurückgehalten, als er mit den anderen Kriegern nach unten laufen und nach Riana sehen wollte. »Das ist nichts für Jungen,« sagte Gandulf und griff fester zu, als sich Julian losreißen wollte.
»Ich wollte nach Riana sehen,« verteidigte sich Julian, aber der Wächter schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber ich versprach auf dich achtzugeben, Riana wird schon nichts geschehen,« blieb Gandulf stur und ließ ihn nicht los.
Allmählich wurde der Kampflärm vor dem Tor schwächer, und als sie über die Mauer sahen, kämpften nur noch wenige Zentaren, die von den Harpyien und Mantikoren eingekreist waren. Viele von ihnen lagen verbrannt zerrissen oder aufgespießt auf der Erde. In der Ferne konnte Julian die kopflose Flucht derjenigen beobachten, die diesem Inferno entkommen waren.
Kapitel 27
Aretamis
Stunden, nachdem die Schlacht ihr Ende nahm und die letzten Brandnester von den Bewohnern gelöscht wurden, machten sie sich daran ihre Verletzten zu versorgen und die Toten zu betrauern.
Sertan ließ die Verwundeten in die große Versammlungshalle bringen, wo man in aller Eile eine Krankenstation einrichtete. Unter ihnen befand sich auch eine schwer verletzte Harpyie, die von zwei Pfeilen in die Brust getroffen wurde und ein Mantikor, den ein Speer und einige Pfeile getroffen hatten. Den bewusstlosen Magier brachte man ebenfalls in die Halle, nachdem ihn Dragan ziemlich unsanft auf dem freien Platz davor ablegte.
Zum ersten Mal hatten Riana und ihre Gefährten Gelegenheit sich den Magier genauer zu betrachten. Das lange weiße Haar, strähnig verschwitzt und schmutzig, hing dem Magier wirr ins hohlwangige Gesicht, dessen Augen geschlossen waren. Sein Körper musste einige Entbehrungen hinter sich haben, wie man an den dürren Armen und der ausgezehrten Gestalt erkennen konnte. Die Beine, die unter einem aus dünnen Stoff gefertigten sackähnlichen Gewand hervorragten, waren von dunklen fleckigen Frostbeulen übersät.
»Ich kenne ihn, das ist Aretamis!,« rief Granak erstaunt aus, als er die Haare aus dem Gesicht des Magiers strich. »Er ist ein guter Magier, den man, da wo er herkommt, liebt und verehrt. Ich glaube nicht, dass er freiwillig solche Schandtaten begehen würde. Kisho muss ihn gezwungen haben, aber ich frage mich wie?« Mandelao sah über die Schulter von Granak auf den bewusstlosen Magier herab, den man auf ein Lager gebettet hatte. Lange und eingehend betrachtete der Magier aus Mydar den Bewusstlosen und betastete sein Gesicht den Körper und die Gliedmaßen von Aretamis, ehe er aufsah und mit sorgenvollem Gesicht zu Riana und Granak sagte.
»Das ist nicht Aretamis, wie du ihn kennst Troll. Das ist lediglich sein Astralleib, was erklärt, welches Druckmittel Kisho in der Hand hat. Die körperliche Hülle von Aretamis befindet sich bestimmt in der schwarzen Festung. Sieh ihn dir genauer an und du wirst feststellen, dass ich die Wahrheit sage.«
In Granaks und Rianas Gesichtern zeichnete sich Entsetzen ab und Riana fragte beunruhigt. »Kisho hat die Macht einen Menschen so etwas anzutun?« Mandelao senkte betrübt das Haupt und leise antwortete er.
»Die Macht des Rubins ist groß, selbst ich kenne die Grenzen seiner Macht nicht. Kisho scheint auf dem besten Weg zu sein, die wahre Macht des Rubins zu enträtseln, aber noch ist er nicht so weit. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, wenn es Kisho
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