Das Tor nach Andoran (German Edition)
wagte es nicht zu erwähnen, dass seine Krieger ohne Magie gegen sie kämpfen mussten. Er kannte Kishos Reaktion im Voraus und verzichtete bei dem Leben seines Sohnes darauf.
Kisho schien auf eine derartige Antwort von Kashim zu lauern, und als sie nicht kam, sprach er weiter. »Du hast mir viele Krieger versprochen aber wo sind sie? Ich sehe mit Besorgnis dem Schicksal deines Sohnes entgegen, wenn es dir nicht gelingt, die Stämme zu unterwerfen.«
»Baron, in einigen Tagen erwarte ich Verstärkung aus meinem Land,« beeilte sich Kashim so unterwürfig, wie er nur konnte zu versichern. »Ich kann nicht zaubern wie ihr, ich bitte euch flehentlich um Geduld.«
Wütend und außer sich vor Zorn trat Kisho einige Schritte auf Kashim zu, der unvermittelt einen glühenden Schmerz in seinem Kopf spürte. Blind unter dieser Folter wankte Kashim zurück, wobei er suchend nach einem Halt tastete. Er glaubte jeden Moment platze seine Schädeldecke.
Wie ein stumpfes Messer wühlte sich Kishos Angriff in Kashims Gehirn, dem bei dem unsäglichen Schmerz der Schweiß in Bächen vom Körper rann.
»Ich mache keine Späße mein Freund, aber da du mir schon so lange ergeben dienst, gebe ich dir eine letzte Chance.« Kishos Stimme klang wie die pure Liebenswürdigkeit, als er heuchlerisch fragte. »Du spielst doch kein falsches Spiel mit mir ... oder? Das würdest du sehr bereuen mein Freund.«
Der Schmerz der Kashims Gehirn durchfuhr, riss ihn von den Beinen und er kniete winselnd vor dem Baron. Seine Finger spreizten sich und seine Nägel zogen tiefe Furchen in den Fußboden.
Urplötzlich lichtete sich der Nebel der Qualen, die Kashim in seinen Klauen hielt und taumelnd suchte er nach einem Gegenstand, der ihm Halt bot. Zusammengekauert kniete er schwer atmend vor seinem Peiniger und starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
»Mach dich auf den Weg und bringe mir die Soldaten, die ich von dir fordere. Wenn du deinen Sohn liebst, rate ich dir von einem weiteren Versagen ab, Kashim. Es wäre traurig, deinem Sohn sagen zu müssen, dass er die Schmerzen, die er erleiden muss, dir zu verdanken hat. Du hast drei Tage Zeit, oder dein Sohn wird für dein Versagen büßen. Und nun geh mir aus den Augen und komm nicht ohne deine Leute zurück.«
Wie betäubt zog sich Kashim am Boden entlang, bis er die Tür erreichte. Draußen auf dem Gang half ihm eine Wache auf die Beine und lehnte seinen Fürsten an die Wand, wo Kashim versuchte die Leere, die ihn befallen hatte abzuschütteln. Den Angriff auf seinen Geist hatte er unbeschadet überstanden, soweit er es beurteilen konnte. Aber die Angst vor einem Versagen löste in seinem Inneren Panik um das Leben seines Sohnes aus, die ihn kaum klar denken ließ.
Kashim torkelte wie ein Betrunkener durch die Gänge der Festung. In seinem Gemach zog er sich rasch für den langen Ritt um. Schließlich, als die Schmerzen in seinem Kopf nachließen, begab er sich nach unten. Er eilte durch die Eingangshalle und erreichte die steinerne Treppe, die auf den Platz vor der Festung führte.
Schweißgebadet lehnte er sich gegen die Brüstung der Treppe und sog gierig die frische Luft in seine Lungen. Er brauchte Zeit zum Nachdenken. Kashima schwebte in höchster Gefahr, denn es war ihm klar, dass er Kishos Forderung, nicht erfüllen konnte. Ehrlich gesagt wusste er nicht einmal, ob seiner Rekrutierungsmannschaft, die er vor Wochen aussandte, Erfolg beschieden war.
In seinem Kopf nahm ein verzweifelter Gedanke Form an. * Er konnte nicht wegreiten. Wenn er heute seinen Sohn nicht fand, war es um ihn geschehen und keine Macht der Welt würde Kisho von seinen Grausamkeiten abhalten können. Er musste Kisho täuschen, aber wie? * Suchend sah sich Kashim um.
Auf dem Vorplatz der Burg wuselten Sklaven auf dem Weg zu ihren Tätigkeiten und beachteten ihn nicht. * Wem konnte er vertrauen? * Arakim fiel ihm ein. Er hatte den Oberbefehl über die Kaserne und Kashim kannte ihn schon sein ganzes Leben. Sie waren so etwas wie Freunde.
Grübelnd lenkte Kashim seine Schritte der kleinen Kaserne zu und betrat den Raum, der Arakim als Wohnraum und Arbeitsraum diente. Arakim saß auf einem Stuhl und hatte seine Beine auf den kleinen wackligen Tisch gelegt. Sein Kinn lag auf der Brust und er schien mitten im Dienst zu schlafen.
»Wenn das der Baron sehen würde …,« rief Kashim finster. Arakims Beine rutschten von der Tischplatte und in sekundenschnelle stand Arakim in Habachtstellung vor seinem Fürsten.
»Kashim
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