Das Tor nach Andoran (German Edition)
Hunden übrig, denn nur sie besaßen die Schnelligkeit, um ihn zu finden. * Hatte Kisho sie schon losgeschickt, um ihn zu suchen? * Aretamis war überzeugt davon.
Vor der Höhle zeigten sich erste graue Schatten, die den neuen Tag ankündigten, aber Riana schief noch tief und fest. Langsam machte sich Aretamis Sorgen, dass der Troll den Trank zu stark gemacht hatte, dann sah der Magier die ersten Anzeichen ihres Erwachens. Riana begann sich unruhig umherzuwälzen, und undeutlich zu sprechen.
Mal kauerte sie sich wie ein Fötus im Mutterleib zusammen, mal streckte sie sich der Länge nach aus und schlug mit Armen und Beinen nach einem unsichtbaren Gegner, wobei ihre Augenlider flatterten. Mit einem Mal riss sie ruckartig die Augen auf und starrte Aretamis an. Langsam wich der Schlaf aus ihren Zügen, die eine Mischung aus Verwunderung und Panik ausstrahlten und abrupt setzte sie sich auf.
»Wo bin ich und wo sind Mandelao Granak und die anderen?« fragte sie unsicher. Sie wartete lange auf eine Antwort, und als Aretamis den Blick senkte und ihrem auswich, erhob sich Riana, erforschte die kleine Grotte mit ihren Augen und fragte etwas schärfer als das erste Mal.
»Aretamis, was hat das zu bedeuten und wo sind die anderen.«
Aretamis starrte den Grottenboden an, dann brach es aus ihm heraus. »Ich kann nichts dafür, es war Kisho, der mich gezwungen hat dich zu entführen. Ich hielt die Schmerzen, mit denen er mich quälte, nicht länger aus und tat, was er von mir verlangte.«
Riana sah mitleidsvoll auf Aretamis herab. Sein Astralleib spiegelte das Auf und Ab seiner Gefühle wider, indem er verblasste und seine Umrisse verschwammen und dann wieder deutlich und klar zu sehen waren. »Berichte mir, was geschah, während ich schlief,« forderte sie den Magier auf.
Aretamis erzählte von dem überraschenden Angriff Kishos auf seinen Geist und den Schmerzen, die ihm der sadistische Tyrann damit zufügte. Weiter berichtete er vom Tod Kaleros, den er unter Kishos Zwang verursachte und von ihrer Entführung.
»Weshalb hat Kisho jetzt keine Macht über dich?« Die Frage Rianas kam wie ein Peitschenhieb, die ihr auflebendes Misstrauen ausdrückten. Aretamis hob den Arm über den Kopf und sein ausgestreckter Zeigefinger vollführte eine kreisende Bewegung. »Um uns herum ist Magnetstein. Der verhindert, dass Kisho mich manipulieren kann. Aber in dem Moment, in dem ich die Höhle verlasse und mich von dem Felsen entferne, hat er wieder Gewalt über mich.«
Aretamis senkte den Arm und wich dem skeptischen Blick Rianas aus. * Sprach der Magier die Wahrheit, oder wollte er sie nur in Sicherheit wiegen? *
Riana versuchte mit Mandelao oder Granak mentalen Kontakt aufzunehmen, um herauszufinden ob Aretamis ihr eine Lüge aufgetischt hatte. Einer von beiden würde ihren Versuch bemerken und antworten. Nach dem dritten Versuch gab Riana ergebnislos auf und sah verwundert auf den Magier. »Anscheinend sagst du die Wahrheit, ich kann keinem der Magier ausmachen und ihm eine Botschaft übermitteln. Mandelao ist ein Magier aus Mydar und er empfängt selbst das schwächste Signal, aber ich kann nicht zu ihm durchdringen.«
Aretamis nickte nur bestätigend, dann fragte er zaghaft. »Was machen wir jetzt, ich weiß nicht, wie es weitergehen soll?«
Riana blickte zum Eingang der Höhle. * Ihre Gefährten nahmen sicher an, dass sie von Aretamis zur schwarzen Festung gebracht wurde. *
Sie war sich sicher, dass Granak alles unternehmen würde, um sie vor Kisho zu retten, aber sie wusste nicht, ob es Mandelao, Gallan oder Gandulf gelang, sein Temperament zu zügeln. Riana war sich außerdem sicher, dass sich ihre Gefährten bereits auf den Weg zur schwarzen Festung befanden und daher in größter Gefahr schwebten.
Unvermittelt durchzuckte ein kurzer stechender Schmerz ihren Körper, der sie an die bevorstehende Umwandlung ihrer Gestalt erinnerte. Sie presste die Hände auf ihren Bauch und stöhnte verhalten. Aretamis blieb das nicht verborgen, deshalb fragte er besorgt.
»Geht es dir gut.«
»Es ist nichts,« antwortete Riana, »ich wurde nur daran erinnert, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt, um Kisho aufzuhalten.«
Aretamis erhob sich und kam auf Riana zu. Unsicher blickte er ihr in die Augen. »Was will Kisho, warum ist er so erpicht auf dich? Ich weiß von den Einhörnern und ihren magischen Kräften, aber was genau will er von dir?«
Riana erkannte die unausgesprochene Frage in seinen eisgrauen Augen, die er stumm stellte. *
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