Das Tor nach Andoran (German Edition)
Dominanz stritten.
In seine Betrachtungen versunken, bemerkte er nicht, wie Jalara anhielt und unruhig den Hals streckte und schmatzende Geräusche von sich gab. »Geht es nicht mehr weiter,« fragte Granak hinter ihm. Julian fühlte den Gedankenimpuls ganz deutlich den er aussandte, worauf sich die Echse vorsichtig in Bewegung setzte. In einem Abstand von fünfzig Metern zur Wehrmauer hielt sie an. Julian konnte deutlich die verwirrten Gesichter der Wachen auf dem Wehrgang erkennen. »Glaubst du Gandulf und Gallan sind schon drin?,« hörte Julian die bange Frage des Trolls, der unruhig auf seinem Hinterteil umherrutschte.
»Warten wir ab, was die Wachen unternehmen. Ich denke sie werden zuerst Kisho von unserem Auftauchen verständigen und seine Befehle befolgen. Was Gallan und Gandulf betrifft, so denke ich sie hatten genügend Vorsprung. Ich nehme an sie sind im Inneren der Festung,« hörte sich Julian mit einer ihm fremden Stimme sagen.
Das Tor in der Mauer wurde knarrend aufgezogen und aus dem Spalt drängten sich ein halbes Dutzend Zentarenkrieger mit erhobenen Speeren. Dahinter erschienen Dutzende von Wurrlern mit ihren Hunden. Vorsichtig näherten sich die Wachen, blieben aber im sicheren Abstand stehen, ihre Speere auf ihr Reittier gerichtet.
»Der Baron hat befohlen, Euch zu ihm zu bringen. Steigt von diesem Vieh ab und geht zum Tor.«
»Was machen wir,« fragte Julian Mandelaos Geist. »Ich könnte sie in lallende Idioten verwandeln,« kam es belustigt von Mandelao zurück. »Aber ich denke wir sollten tun was sie sagen, schließlich wollen wir doch zu Kisho in die Festung.«
Julian gab dem Magier recht. Er schwang sein Bein über den Hals Jalaras und rutsche an ihrer Schulter herab. Dann sah er zu dem Troll hinauf, der angstvoll auf die Zentaren starrte.
»Folgen wir der Einladung des Barons,« forderte er Granak auf und Mandelao fügte hinzu. »Wenn sie Jalara etwas antun, verwandle ich sie wirklich in lallende Idioten.« Granak ergriff Julians ausgestreckte Hand. »Ich hoffe sie kommen auf keine dummen Gedanken,« flüsterte er mit einem besorgten Blick auf die Speere mit den widerlichen Widerhaken.
Nachdem Granak neben Julian stand, folgten sie den Wachen, die sie eskortierten und keine Sekunde aus den Augen ließen. Gemeinsam schritten sie durch den Spalt im Tor der Festungsmauer auf die dunkle drohende Fassade der Festung zu. Je näher sie kamen umso gegenwärtiger wurde Julian die bedrohliche Ausstrahlung Kishos, die durch ihre Mauern auf ihn einzuströmen schien.
Etwas Dunkles, Böses strahlten die aufragenden Türme Erker und Zinnen der Festung aus, das seine gierigen Hände nach Julian auszustrecken schien. Selbst der weiche orangefarbene Glanz des Sonnenuntergangs, der sich an dem schwarzen Gestein spiegelte, nahm ihr nichts von dieser Düsterheit. Schweigend hielt sich Granak hinter ihm. Julian konnte die Angst, die den Troll ergriffen hatte, beinahe körperlich spüren. Nur Mandelao war es zu verdanken, dass der Troll nicht panisch zu fliehen versuchte. Julian konnte deutlich das geistige Band fühlen, das ihn mit dem Troll verband.
Vor dem Eingangstor hielt er an und wartete, bis die beiden Flügel von innen zurückgezogen wurden. Als der Spalt breit genug war, trat Julian ohne zu zögern ein. Er wusste, dass es nicht er war, der seine Bewegungen lenkte, sondern Mandelao.
Über wenigen Stufen gelangten sie in eine gigantische Eingangshalle. Hier fielen die letzten Strahlen der untergehenden Sonne durch das Bogenfenster über der Eingangspforte, die sich an den polierten Wänden und dem Fußboden spiegelten. Die Halle leuchtete als bestünde sie aus flüssigem Feuer. »Ich fühle den Zauber, der den Rubin schützt,« vernahm Julian Mandelaos Stimme.
»Der Zauber ist stark und mit Kisho verbunden. Es gibt nur eine Möglichkeit die beiden zu trennen, aber warten wir erst einmal ab. Ich fühle zudem die Gegenwart von Gallan und Gandulf. Sie befinden sich irgendwo in der Festung und Kisho hat sie noch nicht bemerkt. Sorgen wir dafür, dass es so bleibt.«
Kisho der schwarze Baron trat hinter einem thronartigen Sessel mit hoher Rückenlehne hervor und nahm schweigend darin Platz. Neben diesem Sessel stand ein weiterer Stuhl, in dem der gefesselte bewegungslose Körper Aretamis hing. Seitlich von ihm schwebte ein langes Schwert, von unsichtbaren Händen gehalten, welches seine Kehle berührte. Rechts und links von den Sitzgelegenheiten standen stumm und mit bewegungsloser Miene zwei
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