Das Tor nach Andoran (German Edition)
Schankraum. Die Liegen waren abgewetzt und der Stoff ausgeblichen, aber durchaus als Schlafstellen passabel.
Erschöpft von dem ungewohnten Ritt ließ sich Riana auf eines der Liegesofas sinken. Zu ihren Füßen machte es sich Trina bequem, die ihnen als letzte gefolgt war. Sie legte ihren Kopf auf die Pfoten und stellte wachsam ihre Ohren, die dem leisesten Geräusch folgten. In Rianas Augen spiegelten sich Ratlosigkeit und Niedergeschlagenheit, als sie den Troll Julian und Gandulf ansah.
»Wie geht es jetzt weiter? Glaubt nicht, wir wären die Sucher los, im Gegenteil sie werden die Jäger und die Hunde um so mehr antreiben unsere Spur zu finden.«
Granak zog einen gepolsterten Hocker heran, klopfte davon den Staub ab und setzte sich Riana gegenüber. Er umfasste mit seinen klobigen grauen Fingern die Hand Rianas und sah ihr in die indigoblauen Augen.
»Darüber wollte ich mit dir reden.« Eine winzige Pause entstand als Granak bedeutungsvoll zu Gandulf und Julian blickte, die sich nun ebenfalls eine Sitzgelegenheit suchten.
»Es ist kein Zeichen von Feigheit und bestimmt keine Schande, wenn man vor Kishos Schergen flieht. Aber es ist eine Schande lässt man seine Welt im Stich, wenn sie einen am dringendsten braucht.« Rianas Augen verengten sich und sie funkelten zornig den Troll an.
»Willst du damit sagen ich sei feige?« Riana warf den Kopf zurück und sah Granak verständnislos an. »Sind die Sucher nicht Beweis genug, dass ich nirgends sicher bin. Sie werden mich jagen, bis sie mich haben und dann töten. Was bleibt mir anderes als mich zu verstecken?«
Granaks Gesicht verdüsterte sich, als er antwortete. »Sie jagen dich in jeder Welt, in der du dich verstecken willst, aber ich bezweifle, dass du die Fähigkeit besitzt, ohne fremde Hilfe, wo anders hinzugelangen. Ist es da nicht klüger sich in der Welt der Herausforderung zu stellen, aus der du kommst und die deine Heimat ist? Zudem wird Andoran in deiner Abwesenheit bald auseinanderfallen. Andoran braucht sein Einhorn, das über das Gleichgewicht wacht.« Riana starrte lange mit einem abwesenden Gesichtsausdruck ins Leere. Es schien als sei sie mit ihren Gedanken unendlich weit weg, was auch der Fall war. Sie dachte an ihre Mutter und die Geschichten, welche Servina ihr erzählt hatte. Darin war oft die Rede vom Gleichgewicht der Natur und welche Rolle Einhörner dabei spielten, aber Riana glaubte stets ihre Mutter übertreibe dabei. Nun suchte ihr unsicherer Blick den Troll und sie fragte ihn.
»Es ist also wirklich so, wie meine Mutter es sagte: Ohne uns vergeht Andoran?« Granak nickte traurig und eine Träne lief ihm über seine Wangen, die auf seiner grauen Haut wie ein kleiner Diamant im Kerzenlicht funkelte.
Jähes Verstehen verzerrte plötzlich Rianas Gesicht und ihre Augen weiteten sich. »Meine Mutter ……,« stieß sie gepresst hervor. Granak schüttelte erneut den Kopf. »Alle meiner Familie sind tot?« Riana verbarg ihr Gesicht in den Händen, als der Troll zur Bestätigung nickte. Ein heftiges Schluchzen schüttelte ihren Körper und ein wehklagender Aufschrei durchdrang den Raum.
Riana fiel auf die Liege und verbarg ihr Gesicht hinter ihren langen weißen Haaren und weinte herzzerreißend. Julian und Gandulf sahen betroffen den Troll an, der Riana eine Decke überzog. »Versuch zu schlafen Riana,« riet er ihr aber man sah seinem bedrückten Gesichtsausdruck an, dass Rianas Schmerz auch der Seine war.
»War es klug ihr die ganze Wahrheit über ihre Angehörigen zu sahen,« fragte Gandulf mit skeptischer Miene. »Jetzt wird sie erst recht nicht mehr zurück wollen.«
Gandulf und Granak berieten sich eine Weile, während sich Julian an das Lager von Riana setzte. Er wollte das Leid welches Riana peinigte lindern, aber er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte.
Kapitel 11
Thurgrom der Zwerg
Die Sekunden dehnten sich zu Minuten, und es dauerte fast eine Stunde bis Riana sich halbwegs beruhigt hatte und von ihr nur noch vereinzelte Schluchzer zu hören waren. Julian, der die ganze Zeit neben Riana verbrachte, erfüllte es mit Erleichterung, als Riana sich aufrichtete und nach dem Troll sah. Sie schien ihre Fassung wiedergefunden zu haben, denn mit einer fahrigen Bewegung wischte sie sich die Tränen aus den Augen und rief nach dem Troll, der am Tisch saß und leise mit Gandulf sprach.
»Granak ich muss mit dir reden.« Der Troll stand vom Tisch auf und kam an das Sofa, wo er sich neben Riana setzte. Riana strich sich
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